(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Kampf um den Chefsessel - Leitartikel

Geschrieben am 04-12-2012

Leutkirch (ots) - Ein Personalkrieg um den Eurogruppen-Vorsitz ist
das letzte, was die Europäische Union derzeit gebrauchen kann.
Schließlich handelt es sich um einen Schlüsselposten im Kampf gegen
die Schuldenkrise. Wer soll Vertrauen darin haben, dass die
Euro-Länder Griechenland und die gemeinsame Währung retten, wenn sie
nicht einmal Einigkeit über die Besetzung des Chefsessels in ihrem
Klub erzielen? Der amtsmüde Jean-Claude Juncker hat seinen Rückzug
früh genug angekündigt. Doch weil Frankreich und Deutschland sich
gegenseitig blockierten, blieb die Nachfolgersuche bisher erfolglos.
Da prallen die unterschiedlichen Auffassungen Nord- und Südeuropas
über den richtigen Weg aus der Krise aufeinander. Deutschlands
Finanzminister Wolfgang Schäuble, der den Job gerne hätte, steht für
Spardiktate. Der Pariser Kassenhüter Pierre Moscovici, der auch auf
den Chefsessel spekuliert, redet über Solidarität mit den
Krisenländern und gemeinsame Schuldscheine für die Euro-Zone. Das
Problem: Der Chef der Eurogruppe muss eigentlich zwischen beiden
Fronten vermitteln. Juncker konnte das, weil er als Europas
dienstältester Regierungschef eine Sonderstellung innehat. Ein
anderer Vertreter aus einem kleinen Land hätte Probleme, sich gegen
die Schwergewichte Paris und Berlin zu behaupten. Selbst Juncker
ärgerte sich maßlos über diverse Alleingänge großer Staaten in der
Eurokrise. Ein Ausweg aus dem Dilemma könnte eine
deutsch-französische Rotation sein: Erst bekommen die Südländer ein
Bonbon und Pierre Moscovici führt den Klub der Währungsländer. 2015
übergibt er an den Bundesfinanzminister. Das Gute daran wäre: Die von
Deutschland abgelehnte Vergemeinschaftung der Schuldenhaftung würde
in der Europäischen Union eine Vertragsänderung nötig machen. Und die
wird wohl nicht mehr vor der Europawahl 2014 angegangen. Berlin
könnte beim Rotationsprinzip in einer heißen europäischen Phase im
Sinne der deutschen Interessen den Kurs der Währungsunion bestimmen.
Das wäre nicht das schlechteste Ergebnis.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

434320

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Kampf um den Chefsessel - Leitartikel Leutkirch (ots) - Ein Personalkrieg um den Eurogruppen-Vorsitz ist das letzte, was die Europäische Union derzeit gebrauchen kann. Schließlich handelt es sich um einen Schlüsselposten im Kampf gegen die Schuldenkrise. Wer soll Vertrauen darin haben, dass die Euro-Länder Griechenland und die gemeinsame Währung retten, wenn sie nicht einmal Einigkeit über die Besetzung des Chefsessels in ihrem Klub erzielen? Der amtsmüde Jean-Claude Juncker hat seinen Rückzug früh genug angekündigt. Doch weil Frankreich und Deutschland sich gegenseitig mehr...

  • Börsen-Zeitung: Ohne Zufallstreffer, Kommentar zum Schweizer Steuerabkommen von Angela Wefers Frankfurt (ots) - Pünktlich zur Verhandlung im Vermittlungsausschuss über das Schweizer Steuerabkommen nächste Woche sind Ermittlungserfolge aus illegal beschafften Steuerdaten publik geworden. Schon kurz darauf hat Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) allen Anlass, den Ankauf, den das Bundesland betrieben hat, über den grünen Klee zu loben. Nicht im Steuerabkommen liegt aus SPD-Sicht der Königsweg, sondern im Ankauf von Daten, um Steuerbetrügern auf die Spur zu kommen. Das Steuerabkommen mit der Schweiz mehr...

  • Börsen-Zeitung: Ohne Zufallstreffer, Kommentar zum Schweizer Steuerabkommen von Angela Wefers Frankfurt (ots) - Pünktlich zur Verhandlung im Vermittlungsausschuss über das Schweizer Steuerabkommen nächste Woche sind Ermittlungserfolge aus illegal beschafften Steuerdaten publik geworden. Schon kurz darauf hat Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) allen Anlass, den Ankauf, den das Bundesland betrieben hat, über den grünen Klee zu loben. Nicht im Steuerabkommen liegt aus SPD-Sicht der Königsweg, sondern im Ankauf von Daten, um Steuerbetrügern auf die Spur zu kommen. Das Steuerabkommen mit der Schweiz mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Auto / Konjunktur Osnabrück (ots) - Nicht in Sicht Alles wie gehabt: Deutschland fährt mit angezogener Handbremse, Westeuropa ist auf dem Pannenstreifen liegen geblieben, China und die USA geben auf der linken Spur weiterhin Gas. So ist seit Langem die Gewichtsverteilung auf dem Kfz-Markt, und es scheint so, dass sie das noch für einige Zeit bleiben wird. Nur: Eine gesicherte Vorhersage kann diesbezüglich niemand machen. Das macht die Planungen für eine träge Branche schwierig. Solange der Markt für Premium-Karossen in den USA und China mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Auto / Konjunktur Osnabrück (ots) - Nicht in Sicht Alles wie gehabt: Deutschland fährt mit angezogener Handbremse, Westeuropa ist auf dem Pannenstreifen liegen geblieben, China und die USA geben auf der linken Spur weiterhin Gas. So ist seit Langem die Gewichtsverteilung auf dem Kfz-Markt, und es scheint so, dass sie das noch für einige Zeit bleiben wird. Nur: Eine gesicherte Vorhersage kann diesbezüglich niemand machen. Das macht die Planungen für eine träge Branche schwierig. Solange der Markt für Premium-Karossen in den USA und China mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht