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Chemie-Mittelstand fordert EEG-Kostenbremse und steuerliche Forschungsförderung / VCI-Mittelstands-Pressekonferenz 2012

Geschrieben am 13-11-2012

Frankfurt/Main (ots) - Mittelständische Chemieunternehmen ächzen
zunehmend unter der Kostenbelastung durch das
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Aus diesem Grund fordern sie von
der Bundesregierung einen vollständigen Systemwechsel zur Förderung
erneuerbarer Energien. Das zweite wichtige politische Anliegen für
den Chemie-Mittelstand ist die Einführung einer steuerlichen
Forschungsförderung unabhängig von der Unternehmensgröße. Das sagten
Reinhold von Eben-Worlée, Vorsitzender des VCI-Ausschusses
Selbstständiger Unternehmer (ASU), und Sabine Herold, Mitglied des
VCI-Präsidiums, auf der ersten Mittelstands-Pressekonferenz des
Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt.

Vollständiger Systemwechsel beim Erneuerbare-Energien-Gesetz

Der Systemwechsel beim EEG ist laut Herrn von Eben-Worlée nötig,
da die Belastungsgrenze für mittelständische Chemieunternehmen
erreicht sei. Er sagte: "Als Unternehmer beobachte ich mit großer
Sorge den staatlich verursachten Anstieg bei den Strompreisen. Der
offenkundige Systemfehler im Erneuerbare-Energien-Gesetz lässt die
Energiewende zu einem Fass ohne Boden und zu einer Gefahr für den
Chemie-Mittelstand werden."

Der VCI-ASU-Vorsitzende verwies darauf, dass die Kosten für die
Chemiebranche aus der EEG-Umlage im nächsten Jahr von 550 Millionen
Euro auf 800 Millionen Euro steigen werden. Den größten Teil davon
trage der Mittelstand, weil die meisten Chemieunternehmen nicht unter
die Härtefallregelung fallen. Er sagte: "Damit der EEG-Kostenberg
nicht in den Himmel wächst, muss die Politik zügig handeln. Eine
Streichung der Härtefallregelung für energieintensive Betriebe würde
dem Mittelstand dabei nicht helfen." Die EEG-Kosten wären dann nur um
ein Sechstel geringer. Gleichzeitig wäre der Schaden für die
Gesamtwirtschaft immens, wenn energieintensive Produktion durch einen
Wegfall der Härtefallregelung aus Deutschland abgezogen werden
müsste. Wichtige industrielle Wertschöpfungsketten würden dann
unweigerlich zerreißen.

Steuerliche Forschungsförderung ist überfällig

Sabine Herold, Mitglied des VCI-Präsidiums, forderte von der
nächsten Bundesregierung die zügige Einführung einer steuerlichen
Forschungsförderung unabhängig von der Unternehmensgröße. Sie sagte:
"Die amtierende Regierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag 2009 die
Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung angekündigt. Dass
das Projekt in dieser Legislaturperiode nicht mehr umgesetzt wird,
ist aus Mittelstandssicht sehr zu bedauern. Eine solche Förderung
setzt gerade in diesen schwierigen Zeiten zusätzliche Anreize für
Wirtschaftswachstum."

Mittelständische Chemie- und Pharmaunternehmen in Deutschland
gaben im vergangenen Jahr rund 880 Millionen Euro für Forschung und
Entwicklung (FuE ) am Standort aus. Kleine und mittlere Unternehmen
steuern jährlich rund 10 Prozent zu den FuE-Aufwendungen der
Chemiebranche bei. Herold sagte: "Der globale Innovationswettlauf
betrifft auch den Chemie-Mittelstand. Seine Unternehmen müssen daher
ihre Forschungsanstrengungen in den kommenden Jahren verstärken und
ausbauen." Bislang gebe es aber für die Innovationsleistung der
mittelständischen Chemieunternehmen kaum passende Förderprogramme.
Insbesondere die heutige Projektförderung sei zu kompliziert und vor
allem für Mittelständler zu bürokratisch und langwierig.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine Unternehmensbefragung,
die der VCI durchgeführt hat, um die Faktoren zu ermitteln, die aus
Firmensicht die Innovationsbedingungen in Deutschland hemmen. Der
wichtigste Grund für moderate FuE-Ausgaben im deutschen
Chemie-Mittelstand (ohne Pharma) sind demnach Finanzierungsprobleme.
65 Prozent der teilnehmenden Mittelständler nannten diesen Punkt, der
unter anderem einen schwierigen Zugang zu Risikokapital meint. 62
Prozent gaben an, dass die Rahmenbedingungen für Forschung in
Deutschland es den mittelständischen Unternehmen schwer machen. Hier
beklagen die Mittelständler vor allem das Fehlen einer steuerlichen
Forschungsförderung als Anreiz, eigene FuE-Anstrengungen zu
verstärken.

Chemie-Mittelstand: Unverzichtbarer Teil der Chemieindustrie

Über 90 Prozent der Chemieunternehmen in Deutschland zählen zum
Mittelstand. Insgesamt arbeiten hierzulande etwa 161.600 Menschen in
kleinen und mittelständischen Chemiebetrieben. Das ist deutlich mehr
als ein Drittel aller Arbeitsplätze in der Chemieindustrie.
Mittelständische Unternehmen tragen pro Jahr rund 30 Prozent zum
Gesamtumsatz der Chemiebranche bei und erwirtschafteten so im Jahr
2011 Erlöse in Höhe von rund 56 Milliarden Euro. Anders als in
anderen Branchen sind die Mittelständler in der Chemie nicht die
Zulieferer, sondern die Kunden der Großunternehmen. Viele kleine und
mittlere Chemiefirmen haben sich mit ihren Produkten - vor allem
Fein- und Spezialchemikalien - eine oder sogar mehrere Nischen
erschlossen. Nicht selten zählen sie zu den globalen Marktführern auf
ihrem Arbeitsgebiet. Fein- und Spezialchemikalien (Branchenumsatz
2011: 39,5 Milliarden Euro) sind die Domäne des Chemie-Mittelstands:
Seine Unternehmen erwirtschaften rund 42 Prozent des Gesamtumsatzes
der Chemieindustrie in dieser Sparte.

Mittelstandskonjunktur: EU-Schuldenkrise macht sich bemerkbar

Im laufenden Jahr hat der Chemie-Mittelstand ebenso wie die
Gesamtbranche mit einem schwierigen konjunkturellen Umfeld zu
kämpfen. Die europäische Industrie als wichtigste Kundengruppe der
mittelständischen Unternehmen bestellt infolge der Schuldenkrise
weniger Chemieprodukte als noch vor einem Jahr. Auch im Inland zeigt
die Eurokrise Spuren. Die Aufträge der deutschen Industrie aus den
Nachbarländern sind im Jahresvergleich im Minus. Dadurch drosseln die
Betriebe ihre Produktion und bestellen weniger Chemikalien. Diese
Verunsicherung der Kunden im In- und Ausland bekamen die kleinen und
mittleren Chemieunternehmen (KMU) seit Jahresbeginn zu spüren. Sie
fuhren ihre Produktion von Januar bis August daher um 3,9 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr zurück. Die Chemikalienpreise der KMU zogen
zeitgleich aufgrund steigender Rohstoffkosten um 2,6 Prozent an.
Daher konnten die Mittelständler ihren Umsatz im laufenden Jahr um
0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern. Der Inlandsumsatz ging
dabei um 1,6 Prozent zurück, während der Auslandsumsatz um 3,1
Prozent zulegen konnte.

Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von rund
1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen Tochterunternehmen
ausländischer Konzerne gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen
der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. Der VCI steht für
mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie. Die Branche setzte 2011
über 184 Milliarden Euro um und beschäftigte mehr als 428.000
Mitarbeiter.



Pressekontakt:
VCI-Pressestelle, Telefon: 069 2556-1496; E-Mail: presse@vci.de;
http://twitter.com/chemieverband


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