stern TV - Mittwoch, 07.11.2012, 22:15 Uhr - live bei RTL, Moderation: Steffen Hallaschka

Köln (ots) - Berliner Bürgermeister Buschkowsky: "Neues
Betreuungsgeld zementiert die Unterschicht"

"Sie zementieren die Unterschicht. Sie geben den Kindern, die
beladen sind mit Problemen aus ihrem Elternhaus, keine Chance", sagte
Heinz Buschkowsky bei stern TV in der Diskussion mit Dorothee Bär,
der familienpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Der SPD-Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln geißelte die
Entscheidung der CDU/CSU/FDP-Regierungskoalition, ab dem 1. August
2013 Betreuungsgeld an Eltern zu zahlen, die für ihre Kleinkinder
keine staatlich geförderte Betreuung in Anspruch nehmen wollen und
sie stattdessen zu Hause zu betreuen. Für Heinz Buschkowsky ist klar,
dass vor allem Familien mit Migrationshintergrund ihre Kinder zu
Hause lassen, statt sie in Kitas anzumelden: "Der Punkt ist, dass wir
Prämien dafür zahlen wollen, dass ein staatliches Angebot, was für
zwölf Milliarden Euro geschaffen wurde, nicht in Anspruch genommen
wird. Da können sie auch Prämien für Nichtschwimmer zahlen, weil sie
das Schwimmbad nicht benutzen."

Dies sieht Dorothee Bär anders: "Über zwei Drittel der Familien in
Bayern wollen in den ersten zwei bis drei Lebensjahren ihre Kinder zu
Hause erziehen. Wir bieten Eltern die Wahlmöglichkeit, ihre Kinder zu
Hause zu erziehen. Kinder sind per se am besten bei ihren Eltern
aufgehoben. Es wird hier so getan, als ob nur Akademiker sich
liebevoll um ihre Kinder kümmern."

Für die türkischstämmige Hanife Ertürk, alleinerziehende Mutter
von drei Kindern, ist klar: "Wir sprechen in Deutschland seit Jahren
über Integration. Dieses Betreuungsgeld fördert keine Integration,
sondern eine absolute Separation. Diese Kinder bleiben in den
Familien, wo ohnehin keine wirkliche Betreuung stattfindet, wo die
deutsche Sprache nicht beherrscht wird. Wie schaffe ich es dann,
diesen Kindern die Möglichkeit zu geben, an der Gesellschaft
teilzunehmen?"

In einer Abstimmung auf www.sterntv.de hatten bereits während der
laufenden Sendung 15.000 Zuschauer ihre Meinung geäußert. Auf die
Fragestellung "Ist das Betreuungsgeld Ihrer Meinung nach richtig?"
antworteten genau 90 Prozent mit "Nein".

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