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BME-Logistik-Umfrage: Wirtschaft leidet unter Fachkräftemangel und ruinösem Wettbewerb

Geschrieben am 07-11-2012

Frankfurt am Main (ots) - Fehlendes Personal und wachsender
Konkurrenzdruck im Transportsektor bereiten der Wirtschaft große
Probleme. Hinzu kommen steigende Energie- und Frachtpreise, eine
drohende Kreditklemme bei Logistikinvestitionen sowie die an ihre
Kapazitätsgrenzen stoßende Straßeninfrastruktur. Die engere
internationale Verflechtung der Unternehmen stellt höhere
Anforderungen an die Lieferketten. Dadurch erhöht sich aber auch
deren Störanfälligkeit. Das sind erste Ergebnisse der aktuellen
Umfrage zum "Risikomanagement in Transport und Logistik 2015", die
der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.
(BME), Frankfurt, in Zusammenarbeit mit Prof. Paul Wittenbrink von
der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lörrach durchgeführt hat.

189 Einkäufer (Verlader) und Anbieter logistischer
Dienstleistungen (wie Spediteure) aus Industrie und Handel waren im
September und Oktober 2012 zur aktuellen Markt- und Preisentwicklung,
zu drohenden Verkehrsengpässen sowie zu ihrem Risikomanagement
befragt worden. Sie erwirtschaften einen Gesamtumsatz von mehr als
700 Milliarden Euro. Die Umfrageergebnisse wurden am Mittwoch auf dem
47. BME-Symposium Einkauf und Logistik in Berlin vorgestellt. 2.200
Teilnehmer diskutieren dort bis Freitag Strategien und Lösungen zur
Optimierung ihrer Geschäftsabläufe.

Fachkräftemangel

Der aktuellen BME-Umfrage zufolge fühlen sich 47 Prozent der
Industrieunternehmen und Logistikdienstleister durch den anhaltenden
Fachkräftemangel in ihrer Geschäftsentwicklung bedroht. Dieses Thema
ist vor allem für die Spediteure relevant (63 Prozent), für die es
zunehmend schwieriger wird, den Personalbedarf zu decken. Aber auch
knapp 41 Prozent der Verlader klagen über das Problem - sei es in den
eigenen Logistikbereichen oder indirekt bei ihren Dienstleistern. Um
dem Engpass bei Berufskraftfahrern und Logistikfachkräften wirksam zu
begegnen, wollen 67 Prozent ihre Mitarbeiter selbst ausbilden und
weiter qualifizieren. 48 Prozent beabsichtigen, ihre Beschäftigten
möglichst eng an sich zu binden. Damit soll auch die Fluktuation in
den Betrieben eingedämmt werden. 41 Prozent wollen verstärkt in
Personalrekrutierungsmaßnahmen investieren; 41 Prozent gaben an, dass
sie diese Maßnahme bereits erfolgreich umgesetzt haben. Interessant:
Rund sechs Prozent aller Umfrageteilnehmer denken darüber nach, die
betroffenen Bereiche auszulagern.

Ruinöse Konkurrenz

72 Prozent der befragten Verlader und Spediteure beklagen die
ruinöse Konkurrenz im Transportsektor. Sie führe zu Dumpingpreisen
und gefährde viele Transportgesellschaften in ihrer Existenz. 74
Prozent bezweifeln, dass die Straßeninfrastruktur dem
prognostizierten Verkehrswachstum gewachsen ist. Als weiteren
Risikofaktor nennen 60 Prozent aller Befragten Kreditklemmen, die
durch hohe Sicherungsanforderungen der Banken entstanden sind. "Diese
führen dazu, dass notwendige Investitionen in Fuhrpark und Gebäude
verzögert oder gar nicht erst umgesetzt werden", sagt
BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Holger Hildebrandt. Hier scheinen
Transport- und Logistikfirmen (71 Prozent) weit mehr betroffen zu
sein als Verlader (55 Prozent); dies ist sicherlich auch eine Folge
unterdurchschnittlicher Renditen und geringer Eigenkapitalquoten im
Transport- und Logistikbereich. 66 Prozent aller Umfrageteilnehmer
beobachten eine Verschlechterung der Zahlungsmoral ihrer Kunden und
befürchten Liquiditätsengpässe.

Steigende Energie-/Transportkosten

Fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer rechnen mit steigenden
Energie- und Logistikpreisen. Sie vermuten, dass sich für sie deshalb
einige Transporte künftig kaum noch rentieren. "Da die
Kraftstoffkosten beim Lkw bis zu einem Drittel der Gesamtkosten
ausmachen, fangen die ersten Unternehmen an, ihre Transportstrukturen
zu überdenken", so Hildebrandt. Hier sei jetzt der Einkauf gefragt.
Er könne beispielsweise durch den Einsatz von Dieselpreis-Hedging
oder die Verlagerung der Lkw-Transporte auf Bahn und Schiff noch
beträchtliche Einsparpotenziale heben. Laut Umfrage wollen 31 Prozent
zur Senkung ihrer Energie- und Transportkosten häufiger regional
einkaufen, um aufwendige Frachtwege zu vermeiden. Der Einspareffekt
hängt allerdings von der jeweiligen Warengruppe ab. So lassen sich
beispielsweise durch Local Sourcing von Schüttgut wie Kohle, Eisenerz
oder Getreide deutlich Kosten senken. Es gibt aber auch Produkte, die
nicht oder nur schwer regional beschafft werden können, weil es dafür
keine geeigneten Lieferanten gibt. Ferner gaben 19 Prozent an, ihren
Lieferservice zu verändern und künftig auf die Zustellung von
Sendungen binnen 24 Stunden zu verzichten. Während 60 Prozent unter
den anziehenden Energie- und Transportpreisen leiden, fühlen sich 40
Prozent der befragten Unternehmen davon nur wenig oder gar nicht
betroffen. Denn: Ihr Transportkostenanteil sei so gering, dass selbst
größere Aufwandssteigerungen kaum Auswirkungen auf die eigenen
Verkaufspreise haben (71 Prozent).

Risiken steigen

82 Prozent der Verlader und 60 Prozent der Spediteure sehen sich
mit steigenden Supply-Chain-Risiken konfrontiert. Dass dies von
Verladern weitaus schwieriger angesehen wird als von
Logistik-Dienstleistern, ist nachvollziehbar - handelt es sich doch
bei der Organisation der internationalen Supply Chain um deren
Kernkompetenz. Alle Umfrageteilnehmer beklagen vor allem die
nachlassende Zuverlässigkeit und Planbarkeit der gesamten
Lieferkette. Deshalb wollen 59 Prozent von ihnen alternative
Lieferanten in verschiedenen Regionen aufbauen, um Single Sourcing
(Kooperation mit nur einem Lieferanten) zu vermeiden. Interessanter
Trend: 49 Prozent der Verlader und Spediteure planen den Ausbau ihrer
Supply Chain Visibility. Damit ist immer "sichtbar", wo sich welche
Ware gerade befindet. 28 Prozent werden ihre Sicherheitsbestände
erhöhen, um auf plötzliche Lieferausfälle schnell reagieren zu
können. Diejenigen, die das Supply-Chain-Risiko gering einstufen oder
sich gar nicht davon betroffen fühlen, gaben an, dass sie ihre
Prozesse bereits ausreichend standardisiert, überschaubare
Unternehmenseinheiten aufgebaut und ein professionelles
Supply-Chain-Management eingeführt haben.

Eine weitere Gefahr für das eigene Geschäft geht von insolventen
Dienstleistern bzw. Subunternehmern aus. Das meinen 52 Prozent der
Befragten. Für 58 Prozent ist der Einsatz mehrerer Dienstleister für
vergleichbare Aufgaben die beste Möglichkeit, einer Unterbrechung der
Lieferkette vorzubeugen. 72 Prozent sehen in regelmäßigen
Bonitätsprüfungen ein Instrument, die Supply Chain wetterfest zu
machen. 32 Prozent können sich vorstellen, unterschiedliche
Verkehrsträger einzusetzen. 13 Prozent würden im Ernstfall sogar den
von der Insolvenz bedrohten Dienstleister finanziell unterstützen.
Erstaunlich: Während etwas mehr als die Hälfte der Verlader das
Problem erkannt hat, sehen sich fast zwei Drittel der Dienstleister
damit konfrontiert. Das deutet darauf hin, dass viele Spediteure
keinen eigenen Fuhrpark einsetzen. Sie vertrauen beim Transport
vielfach auf Subunternehmer, was in Krisenzeiten eine riskante
Strategie sein kann.

Compliance

Die Einhaltung von Gesetzen und Standards in der Wirtschaft wird
immer wichtiger: 49 Prozent der befragten Firmen halten es deshalb
für gefährlich, wenn ihre Lieferanten geltende Compliance-Regeln
nicht befolgen bzw. das Management deren Umsetzung im eigenen
Unternehmen nicht garantiert. Sie fürchten vor allem, Kunden zu
verlieren oder hohe Strafen zahlen zu müssen. Jeweils 68 Prozent
kündigen an, ihre Supplier intensiver zu kontrollieren bzw. für ihren
Betrieb klare Gebote zu definieren. 54 Prozent wollen konsequente
Audits einführen. Erfreulich: 48 Prozent haben bereits reagiert und
sowohl für ihr Unternehmen als auch für ihre Lieferanten verbindliche
Compliance-Kodizes aufgestellt.

"Green" bleibt wichtig

Kunden zu verlieren, wenn die Themen "Umwelt" und "Green
Logistics" nicht genügend beachtet werden, ist für 44 Prozent der
Befragten ein Risiko. Das über die Hälfte der Unternehmen hier keine
Schwierigkeiten sieht, liegt daran, dass viele von ihnen ihre
Bemühungen um Nachhaltigkeit verstärkt haben. 33 Prozent erstellen
regelmäßig einen Umweltbericht; acht Prozent fordern diesen von ihren
Lieferanten/Dienstleistern an. 32 Prozent sind bereits selbst nach
Umweltnormen zertifiziert und sind deshalb nach eigener Aussage vom
Risiko eines Kundenverlusts bei unzureichenden Green
Logistics-Aktivitäten nicht betroffen. Das Thema
"Carbon-Footprint-Analyse ist im Transport- und Logistiksektor
angekommen. Während bei den Verladern nur etwa ein Viertel der Kunden
entsprechende Analysen verlangen, liegt dieser Wert bei den
Dienstleistern bei fast zwei Drittel. Hier scheinen die Verlader
zunehmende Ansprüche an ihre Spediteure zu stellen.

Die komplette Studie ist ab Dezember 2012 beim BME erhältlich.



Pressekontakt:
WEITERE INFOS:
Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)
Sabine Ursel, Leitung Kommunikation
Bolongarostraße 82, 65929 Frankfurt
Tel.: 069/3 08 38-1 13
Mobil: 0163/3 08 38 00
E-Mail: sabine.ursel@bme.de
Internet: www.bme.de


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