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Produzentenverbände legen Vorschlag für Verhaltenskodex bei der Vergabe von Auftragsproduktionen durch öffentlich-rechtliche TV-Sender vor

Geschrieben am 21-10-2012

München, Köln, Berlin, Hamburg (ots) - Kodex soll Transparenz und
einen fairen Wettbewerb zwischen unabhängigen und mit den Sendern
verbundenen Produktionsunternehmen gewährleisten.

Vier unabhängige Produzentenverbände in Deutschland, die AG
Dokumentarfilm (AG DOK), der film & fernsehproduzentenverband nrw
e.v., der Verband Deutscher Filmproduzenten e.V. und der
VFFVmedia/Verband der Fernseh-, Film-, Multimedia- und
Videowirtschaft e.V., haben den Entwurf eines Verhaltenskodex für die
Vergabe von Auftragsproduktionen durch öffentlich-rechtliche
TV-Sender in Deutschland vorgelegt. Mit dem Verhaltenskodex sollen
die Anforderungen der EU und des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrags
zur Marktkonformität der öffentlich-rechtlichen Produktionstöchter
gewährleistet und die Basis für einen nachhaltig wettbewerbsfähigen
unabhängigen Produktionssektor geschaffen werden. Der Verhaltenskodex
orientiert sich an dem in Großbritannien bewährten "Code of Practice"
der BBC und wurde an die hiesigen Strukturen und Gegebenheiten
angepasst.

Für die vier unabhängigen Produzentenverbände erklärte Gerhard
Schmidt, Vorstand des film & fernseh produzentenverbandes nrw e.v.:
"Der Kodex soll die Zusammenarbeit der öffentlich-rechtlichen
Anstalten mit eigenen Tochtergesellschaften und unabhängigen
Produktionsunternehmen neu und verbindlich regeln. Uns geht es darum,
in diesem Bereich Transparenz zu schaffen. Indem die
gebührenfinanzierten Anstalten bei der Produktionsvergabe ihre
eigenen Tochterunternehmen bevor-zugen, beherrschen diese heute in
vielen Genres den Produktionsmarkt und verzerren den Wettbewerb
massiv. Diese Marktsituation bedroht die Existenz vieler unabhängiger
Produktionsunternehmen und Produktionsdienstleister. Damit wird die
Vielfalt und Qualität der deutschen Produktionslandschaft ernsthaft
gefährdet."

Der Erhalt unterschiedlicher inhaltlicher, publizistischer und
künstlerischer Handschriften ist eine unverzichtbare Voraussetzung
für die Funktionsfähigkeit einer Medien-Demokratie. Die Verdrängung
der unabhängigen Produktionswirtschaft durch Beteiligungsunternehmen
der Sender kann somit auf Dauer auch nicht ohne Auswirkungen auf die
Qualität des Programms bleiben.

Gerhard Schmidt weiter: "Die Umsetzung des vorgeschlagenen Kodex
würde Fairness und Chancengleichheit für alle Marktteilnehmer
schaffen und die Benachteiligung unabhängiger Produktionsunternehmen
korrigieren. Wir werden den Sendern Verhandlungen darüber anbieten
und zugleich entsprechende Gespräche mit der Medienpolitik führen, um
eine Korrektur dieser fortgeschrittenen Fehlentwicklung zu erreichen.
Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Sendern eine transpa-rente,
faire und die Wettbewerbsgleichheit fördernde Basis für künftige
Auftragsvergaben zu schaffen. Von einem funktionierenden Wettbewerb
im Produzentenmarkt können Sender, Zuschauer und Produzenten in
gleichem Maße profitieren."

Thomas Frickel, Vorsitzender der AG Dokumentarfilm, erinnert in
diesem Zusam-menhang an "die peinliche Kette skandalumwitterter
Auftragsvergaben und Bestechungsfälle im Bereich
öffentlich-rechtlicher Sender" - die Forderung nach mehr Transparenz
sei auch vor diesem Hintergrund dringend geboten. Schließlich gehe es
hier um die Verwendung öffentlicher Mittel.

Die unabhängigen Produzentenverbände kritisieren schon seit
längerem, dass das Netz sendereigener Unternehmen immer weiter
ausgebaut wird. Die KEF zählte in ihrem letzten Bericht insgesamt 180
ARD- und ZDF-Tochterfirmen (150 ARD, 21 ARD und ZDF gemeinsam, 9 ZDF)
mit einem jährlichen Umsatz von über 1,6 Milliarden Euro. Welche
dieser Firmen welche Geschäfte betreiben, erschließt sich dabei in
vielen Fällen nicht. Dabei vergrößern diese Töchter die
Unternehmenszahl mit weiteren Ausgründungen. Alleine die
WDR/SWR/MDR-Tochter Bavaria Film GmbH hält derzeit über 50
Beteiligungen.

Der Verhaltenskodex beinhaltet Modalitäten der Programmauswahl und
einen verbindlichen Ablaufplan für die jeweiligen Verhandlungen hin
bis zu einer endgültigen Auftragsvergabe, um einen klaren
Auftragsprozess und einen auch für unabhängige Produzenten
verlässlichen Zeitplan zu gewährleisten, wobei das
Letztentscheidungsrecht des Senders über die Auswahl und Vergabe der
Auftragsproduktionen nicht in Frage gestellt wird. Darüber hinaus
enthält der Verhaltenskodex Regelungsvorschläge zur
Projektentwicklung, eine Definition der im Produktionsfall erworbenen
Rechte, deren Vergütung, Dauer und Exklusivität sowie inhaltliche und
organisatorische Vorkehrungen, die für die Prüfung, Überwachung und
Gewährleistung der Einhaltung des Verhaltenskodex notwendig sind. Die
dabei erhobenen Forderungen beinhalten zum Teil Eckdaten, über die
bereits vor zwei Jahren zwischen der ARD und der AG DOK prinzipiell
Einvernehmen erzielt wurde, die von der ARD jedoch bis heute nicht
umgesetzt wurden.

Die unabhängigen Produzentenverbände fordern die Medienpolitiker
zugleich dazu auf, sich für flankierende Maßnahmen einzusetzen. So
sollten

- die öffentlich-rechtlichen Sender jährlich einen Vergabebericht
vorlegen, der auflistet, welche Aufträge an welche Firmen vergeben
wurden und wie hoch die dafür aufgewendeten Mittel waren. Solche und
ähnliche Transparenzanforderungen sind im skandinavischen Raum, aber
auch in Frankreich schon lange selbstverständlich,

- die öffentlich-rechtlichen Sender die Auftragsvergabe an direkt
oder indirekt verbundene Unternehmen perspektivisch auf ein Maximum
von 10 % der von ihnen in den einzelnen Programmgenres in Auftrag
gegebenen Produktionen begrenzen,

- die mit den Sendern direkt oder indirekt verbundenen
Unternehmen, entsprechend der Praxis der europäischen Filmförderung,
auf zusätzliche Fördergelder aus regionaler und Bundesfilmförderung
verzichten, und so sollte

- die KEF stärker als bisher über die tatsächliche Verwendung der
von den Sendern beantragten finanziellen Mittel für
Auftragsproduktionen wachen und die Öffentlichkeit in regelmäßigen
Abständen über die Ergebnisse dieser Arbeit informieren. Außerdem
sollte die KEF vor der Festsetzung des finanziellen Bedarfs der
Anstalten auch die Produzentenverbände zur jeweiligen Entwicklung der
Herstellungs-kosten der in Auftrag zu gebenden Programme anhören.

Um die Vielfalt und Kreativität der deutschen
Produktionslandschaft auszubauen und zu befördern, bedarf es zu
allererst größerer Transparenz. ARD und ZDF finanzieren sich aus
Gebührengeldern. Deshalb sollten sie die Verwendung dieser Mittel
auch öffentlich, transparent und nachvollziehbar dokumentieren.

Den Vorschlag für den Verhaltenskodex finden Sie auf den
Internet-Seiten der beteiligten Berufsverbände unter
www.agdok.de
www.film-nrw.de
www.filmproduzentenverband.de
www.vffv.de

Die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) e.V. definiert
ihre film- und medienpolitische Arbeit in erster Linie unter
kulturellen Gesichtspunkten und ist mit mehr als 850 Mitgliedern der
größte Berufsverband fernsehunabhängiger Autoren, Regisseure und
Produzenten in Deutschland. Sie steht Vertretern aller Filmgenres
offen, versteht sich aber in erster Linie als Lobby des
Dokumentarfilms.

Der film & fernseh produzentenverband nrw e.v. als Zusammenschluss
der Produzenten in Nordrhein-Westfalen vertritt seit mehr als 20
Jahren gegenüber Politik, Öffentlichkeit, Sendern und anderen
Wirtschafts-partnern die ökonomischen, kulturellen und politischen
Interessen seiner Mitglieder. Gegenüber der Landesregierung, den
Sendern oder der Film- und Medienstiftung NRW kommuniziert der
Verband existenzielle Belange der Mitglieder, ohne deren kreatives
und wirtschaftliches Potential der Medienstandort NRW nicht denkbar
wäre. Das Engagement des Verbandes umfasst dabei ein breites Spektrum
vom Ausbau der Aus- und Weiterbildung über die technische
Infrastruktur bis hin zur Vertretung des Standortes im In-und
Ausland.

Der Verband Deutscher Filmproduzenten e.V. (VDFP) ist der älteste
deutsche Produzentenverband, vertritt die Bedürfnisse und Interessen
der verleih- und senderunabhängigen Film- und Fernsehproduzenten in
allen maßgeblichen wirtschaftlichen und politischen Institutionen und
Einrichtungen zur Stärkung und Förderung der Filmwirtschaft. Er sieht
seine Aufgabe darin, die Marktchancen der unabhängigen Produzenten
gegenüber sendereigenen Unternehmen und Medienkonzernen zu verbessern
und nationale und internationale Netzwerke für Mittelstands- und
Einzelunternehmen zu schaffen, die es diesen ermöglicht, kreativ und
wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Verband Deutscher
Filmproduzenten hat Sitze in der FFA, der SPIO, der FIAPF sowie der
AGICOA, stellt den Präsidenten der FFA (Eberhard Junkersdorf) und ist
zudem Gesellschafter der Verwertungsgesellschaft VGF und
Anteilseigner von German Films.

Der VFFVmedia

Verband der Fernseh-, Film-, Multimedia- und Videowirtschaft e.V.
Zu den Mitgliedern des VFFVmedia zählen neben Produktionsunternehmen
wie Grundy Light Entertainment und Brainpool auch große Dienstleister
wie nobeo und MMC sowie eine Vielzahl kleinerer und mittlerer
Unternehmen aus Produktion und Postproduktion. Der Verband der
Fernseh-, Film-, Multimedia- und Videowirtschaft e.V. vertritt seit
über 25 Jahren aktiv die Interessen seiner Mitglieder gegenüber
Sendern, Behörden und in politischen Gremien.



Pressekontakt:
SEP Kommunikation GmbH
Tel.: 089/99249620
E-Mail: info@sep-kommunikation.com


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