(Registrieren)

McKinsey-Studie: Nachwuchsprobleme bedrohen Handlungsfähigkeit vieler Verwaltungsbehörden / Fast jeder vierte Landesbeschäftigte geht in den nächsten Jahren in Rente - Entwicklung bietet auch Chancen

Geschrieben am 02-10-2012

BERLIN/DÜSSELDORF (ots) - Der demografische Wandel stellt die
öffentliche Verwaltung in Deutschland vor enorme Herausforderungen.
Fast jeder vierte Landesbeschäftigte wird in den nächsten zehn Jahren
in Rente gehen. Besonders ungünstig ist die Alterspyramide der
öffentlich Beschäftigen in Bremen, Niedersachsen und
Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig fehlt in vielen Bundesländern der
Nachwuchs. Nur etwa jeder achte Landesbeschäftigte ist im
Durchschnitt jünger als 30 Jahre. In Sachsen-Anhalt, Brandenburg und
Thüringen ist der Nachwuchsmangel am eklatantesten. Dies sind die
zentralen Ergebnisse einer neuen Studie von McKinsey & Company mit
dem Titel "Der demografische Wandel - Chance und Modernisierungshebel
für die öffentliche Verwaltung". Die Unternehmensberatung untersuchte
dafür bundesländerübergreifend die Altersstruktur der
Landesverwaltungen über Laufbahngruppen und Tätigkeitsfelder hinweg.

"Die Zahlen alarmieren, da Landesverwaltungen, in denen immerhin
jeder zweite Staatsdiener beschäftigt ist, als Dreh- und Angelpunkt
für Planung und Umsetzung politischer Entscheidungen in besonderem
Maße betroffen sind", kommentiert Katrin Suder, Leiterin der Public
Services Practice bei McKinsey, die Ergebnisse der Untersuchung.
Gleichzeitig biete die Entwicklung den Behörden die Chance, ihr
Personalmanagement, vor allem aber ihre Strukturen von Grund auf zu
modernisieren. "Schon heute existieren Ansätze, die sich im In- und
Ausland bewährt haben", betont Suder. Sie zeigen, wie sich der sich
abzeichnende Personalmangel ohne Qualitäts- oder Leistungsverluste
handhaben lasse.

Besonders auffällig ist der Studie zufolge die Verteilung im
Höheren Dienst. Dort ist heute bereits fast jeder Dritte (28%) älter
als 55 Jahre. In Bremen (33%), Hamburg (32%) und Berlin (30%) ist
deren Anteil am höchsten. Gleichzeitig beträgt sowohl im Höheren als
auch im Gehobenen Dienst der Anteil der unter 30-Jährigen nur 12%.
"Im Mittleren Dienst ist die Situation ausgewogener, doch fehlt
Nachwuchs insgesamt in vielen Nischenbereichen mit spezifischen
fachlichen und technischen Aufgabenbereichen, insbesondere in den
beruflichen Schulen, den Gesundheitsbehörden und politischen
Führungsaufgaben", stellt Kai von Holleben, Senior-Experte bei
McKinsey, fest. In diesen Feldern sei die öffentliche
Leistungsfähigkeit gefährdet.

Zu den Aufgabenbereichen mit den geringsten Nachwuchsproblemen
zählen die Justizverwaltung (ordentliche Gerichte,
Staatsanwaltschaften und Justizvollzug) sowie Universitäten. Bei der
Polizei liegt im Bereich des Mittleren Dienstes zwar ebenfalls eine
ausgewogene Altersstruktur vor, in der Führung (Höherer und Gehobener
Dienst) gebe es aber auch bei der Polizei in vielen Ländern einen
Altersüberhang, der in den nächsten Jahren zum Problem werden könne,
mahnt von Holleben. Schwierigkeiten bei der Gewinnung qualifizierten
Personals dürften den Nachwuchsmangel zusätzlich verschärfen,
insbesondere bei stark nachgefragten Profilen im Arbeitsmarkt.

Um den demografischen Wandel tatsächlich als Modernisierungshebel
und Chance in der öffentlichen Verwaltung zu nutzen, gibt es nach
Ansicht der McKinsey-Experten vier Lösungsansätze:

Fokussierung: Shared Services sind ein vielfach erprobtes
Instrument zur Senkung des Personalbedarfs. Verwaltungen legen dabei
bestimmte Aufgaben zusammen, um Effizienzvorteile zu nutzen. Dänemark
erreichte so Einsparungen von 20%. Suder: "In Deutschland zeigt das
Beispiel des öffentlichen IT-Dienstleisters dataport, wie in der
öffentlichen Verwaltung Funktionen gemeinsam wahrgenommen werden
können." Seit der Gründung 2004 ist der dataport-Kundenkreis auf über
1.000 politisch eigenständige Körperschaften angewachsen. Suder: "Ein
durchgängig hoher Qualitätsanspruch, Transparenz und sorgfältige
politische Steuerung waren wesentliche Erfolgsfaktoren auf diesem
Weg."

Digitalisierung: In der Verlagerung von Verwaltungsprozessen auf
Onlinekanäle sowie in der internen Automatisierung liegt enormes
Effizienz- und Einsparpotenzial - rund 45% hat das Fraunhofer
Institut bereits 2007 ermittelt. von Holleben: "Wie weit die
Digitalisierung in den Behörden hierzulande noch voranschreiten kann,
zeigt der Vergleich europäischer Arbeitsagenturen: Während sich in
Deutschland nur etwa 1,5% aller Arbeitssuchenden online melden, sind
es in Finnland bereits 85%."

Optimierung: Nachhaltige Leistungssteigerungen lassen sich nur
zusammen mit den eigenen Beschäftigten erreichen - niemals gegen sie.
Suder: "Es empfiehlt sich eine Kombination aus Workshops und
Analysen, in denen die Beteiligten - stets vom Bürger bzw. Kunden aus
gedacht - alle Elemente der eigenen Organisation auf den Prüfstand
stellen: Prozessdesign, Steuerungssystem, Kultur und Verhalten." Was
eine solche Runderneuerung bringt, zeige das Beispiel Schweden: Dort
konnte die Migrationsbehörde die Dauer von Asylantragsverfahren um
75% verkürzen und zugleich die Produktivität der Beschäftigten um 30%
steigern - bei besserer Bestandskraft der Bescheide und gesteigerter
Mitarbeiterzufriedenheit.

Übergreifend müsse zudem ein Umdenken weg von reiner
Personalverwaltung hin zu einem Personalmanagement stattfinden. Im
Wettkampf um die junge Fach- und Führungskräftegeneration habe der
öffentliche Dienst heute einiges im Angebot, betont Suder: "Er bietet
Beschäftigungssicherheit in der Volatilität und ermöglicht eine hohe
Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Möglichkeit früher
Verantwortungsübernahme - sowohl als Führungskraft als auch für die
Gesellschaft."

Weitere Ergebnisse der Studie finden Sie auf www.mckinsey.de



Pressekontakt:
Kirsten Best
Telefon: 0211 136-4688
E-Mail: Kirsten_Best@mckinsey.com


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

420863

weitere Artikel:
  • Triumph Motorcycles und CreditPlus arbeiten bei der Absatzfinanzierung zusammen/ Neue Kooperation: "Triumph Finance powered by CreditPlus"/ Exklusive Partnerschaft für ab dem 1. Januar 2013 Stuttgart (ots) - Der traditionelle Motorradbauer Triumph und die CreditPlus Bank AG arbeiten künftig zusammen: Mit dem Finanzierungskonzept "Triumph Finance powered by CreditPlus" soll der Absatz von Triumph Motorcycles gefördert werden. Kunden profitieren beim Kauf eines Triumph-Motorrades von attraktiven Konditionen und einer schnellen Abwicklung. Damit der Traum vom Motorrad keiner bleiben muss, können Interessenten beim Kauf eines Triumph-Motorrades ab Anfang 2013 von einem starken Finanzierungspartner profitieren: Mit der mehr...

  • MDA - Weltweit größte Messe für Antriebs- und Fluidtechnik zeigt Stärke / Branche der Antriebs- und Fluidtechnik erwartet positive Entwicklung Hannover (ots) - Mit deutlich mehr als 1 000 Ausstellern zählt die Motion, Drive & Automation (MDA) im kommenden Jahr zu den stärksten Leitmessen innerhalb der HANNOVER MESSE. Die weltweit tätige Branche der elektrischen und mechanischen Antriebstechnik sowie Pneumatik und Hydraulik trifft sich alle zwei Jahre in Hannover, um neueste Produkte zu präsentieren und über aktuelle Branchentrends zu diskutieren. Vom 8. bis zum 12. April 2013 werden alle namhaften Unternehmen auf der MDA vertreten sein. Aufgrund baulicher Maßnahmen im nördlichen mehr...

  • Einnahmenrekord von 16,0 Milliarden Euro im öffentlichen Personennahverkehr 2011 Wiesbaden (ots) - Die Einnahmen aus dem Nahverkehr mit Eisenbahnen, Straßenbahnen und Omnibussen (ÖPNV) erreichten im Jahr 2011 mit 16,0 Milliarden Euro einen neuen Höchststand. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, stiegen die Einnahmen um 1,7 % gegenüber dem Vorjahr an. 10,0 Milliarden Euro, rund 63 % der gesamten Einnahmen, erzielten dabei die 21 größten Unternehmen (mit jährlich mindestens 100 Millionen Fahrgästen). Insgesamt machen diese nur knapp 1 % aller ÖPNV-Unternehmen aus. Mit 3,1 Milliarden mehr...

  • Kroatien zum ersten Mal auf der EXPO REAL in München vertreten München (ots) - Die Kroatische Wirtschaftskammer (KWK) wird dieses Jahr zum ersten Mal auf der EXPO REAL vertreten sein. In der Ausstellung "Be CROative" in Halle B1 Stand 430 zeigt die KWK vom 8. bis 10. Oktober Wirtschaftschancen des Landes für ausländische Investoren und potentielle Geschäftspartner. "Be CROative" ist ein besonderes Projekt, das zum ersten Mal 2007 von der KWK organisiert wurde. Ziel ist es, ausgezeichnete Produkte aus Kroatien, die das Qualitätssiegel "Hergestellt in Kroatien" oder "Kroatische Qualität" ("Croatian mehr...

  • 1.000 Tage Beratungsprotokoll: Jedes zweite Dokument weist Fehler auf/ Manuelle Nachbereitung bindet wertvolle Ressourcen Hamburg (ots) - Jedes zweite Beratungsprotokoll bei deutschen Banken, Sparkassen und Volksbanken weist Fehler auf und muss manuell nachbearbeitet werden. Der Grund: Viele Institute betrachten die Dokumente eher als lästige Pflicht denn willkommene Kür. Die Protokolle werden häufig nicht mithilfe integrierter IT-Systeme erstellt und sind vom eigentlichen Beratungsprozess abgekoppelt. Dieses isolierte Vorgehen kostet Zeit und begünstigt Fehler. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Marktbeobachtung von NIELSEN+PARTNER. "Viele mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht