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BERLINER MORGENPOST: Zu hoch und zu lange gepokert Ernst August Ginten über den angekündigten Streik der Flugbegleiter der Lufthansa

Geschrieben am 28-08-2012

Berlin (ots) - Verwunderlich ist es nicht, dass die Flugbegleiter
der Lufthansa streiken wollen. Mehr als ein Jahr hatten sich die
Tarifverhandlungen hingezogen. Und dass das Management gegen den
Widerstand der Gewerkschaft UFO seit Wochen Leiharbeiter auf den
Berlin-Strecken einsetzt, musste die Lufthansa-Belegschaft als
gezielte Provokation empfinden. Der neue Passagevorstand Carsten
Spohr wollte offenbar zeigen, wie dramatisch die wirtschaftliche Lage
vor allem im Europageschäft ist, das seit Jahren Defizite verbucht.
Und dass er es ernst meint, dies wirklich nicht länger hinzunehmen.
Nun droht schlimmstenfalls ein wochenlanger Streik. Und es ist zu
befürchten, dass die UFO-Leute in den nächsten Wochen alles dafür tun
werden, den Flugbetrieb in der Hauptstadt lahm zu legen oder
zumindest erheblich zu stören. Flüge werden ausfallen und Passagiere
an unerwünschten Orten hängenbleiben. Einer grundsätzlichen Lösung
wird man so aber kaum näherkommen. Beide Seiten wirken seltsam starr.
Die UFO-Leute wissen zwar um die schwierigen wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen der Lufthansa, wollen aber offenbar um jeden Preis
ihren Besitzstand verteidigen. Lufthansa-Chef Christoph Franz wie
auch der einflussreiche Aufsichtsratschef Jürgen Weber sehen dagegen
keine Alternative zum eingeschlagenen rigiden Sparkurs. Sie riskieren
dabei sogar, auch gute Kunden zu verschrecken. Denn vor allem die für
die Airline so wichtigen Geschäftsleute sind über den abgespeckten
Service auf den Europastrecken bereits seit längerem genervt - und
buchen jetzt um. Aber angesichts steigender Kerosinpreise und der
harten Konkurrenz der Billigfluggesellschaften bleibt den
Lufthansa-Managern derzeit gar nichts anderes übrig, als auch bei den
Personalkosten einzusparen. Allerdings ist in den Tarifverhandlungen
die Strategie - mit Leiharbeit drohen, um Zugeständnisse in der
Stammbelegschaft zu erzwingen - gescheitert. Der UFO-Vorstand hatte
zuvor in der letzten Verhandlungsrunde versucht, den Spielraum der
Lufthansa-Manager bis an die Schmerzgrenze auszuloten - und sich
dabei verzockt. Denn auf eine von UFO angeboten Schlichtung wollten
sich die Konzern-Unterhändler nach ihrem letzten Angebot nicht mehr
eingelassen. Verständlich - hatten sie zuletzt doch noch
vorgeschlagen, künftig auf Leiharbeiter zu verzichten und mehr zu
zahlen, wenn dafür die Gehälter langsamer steigen und länger
gearbeitet würden. Passagechef Spohr wie auch UFO-Chef Nicoley
Baublies haben also beide zu hoch und zu lange gepokert. Der Schaden
könnte erheblich sein. Denn die Lufthansa ist viel mehr Dienstleister
als Transporteur. Und murrendes Personal vergrault die Kunden. Und
für den Luftfahrtstandort Berlin wäre ein effektiver Streik der
Lufthansa-Flugbegleiter eine zusätzliche Belastung, die angesichts
der schon jetzt angespannten Lage auf dem Flughafen Tegel nur im
Chaos enden kann.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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