(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Mit der Brechstange, Kommentar zu Basel III von Bernd Neubacher

Geschrieben am 22-08-2012

Frankfurt (ots) - Zaudern im Bemühen um ein sicheres Finanzsystem
möchte sich die Bundesregierung ein gutes Jahr vor der nächsten
Bundestagswahl lieber nicht vorwerfen lassen. Wohl auch deshalb hat
sie jetzt schon einen Gesetzentwurf zur Umsetzung der Kapitalvorgaben
Basel III ab Januar beschlossen, obwohl sich die EU-Politiker nicht
einmal auf die entsprechende Richtlinie geeinigt haben: In Brüssel
entwirft man auf dem Fundament, das G20 und Baseler Bankenaufseher
gelegt haben, noch das Gemäuer, da liefert Berlin schon das Dach, wie
schon in der Frage einer Finanztransaktionssteuer sowie in Sachen
Hochfrequenzhandel. Und warum auch nicht?

Mit Forderungen nach einem, am besten gleich globalen, "Level
Playing Field" lässt sich nun einmal jede Reform bis zum
Sankt-Nimmerleins-Tag zerreden. Fast vier Jahre ist es nun schon her,
dass die G20 eine effiziente Regulierung und ausreichende
Kapitalisierung von Finanzinstituten gelobten. Samt Übergangsfristen
wird es ohnehin noch sieben Jahre dauern, bis die Regeln von Basel
III in vollem Umfang greifen.

Die Berliner Regulierung per Brechstange, die schon an
Gründonnerstag begann mit einer Anhörung im Bundesfinanzministerium,
der die Kreditwirtschaft fernblieb, um gegen eine als zu kurz
empfundene Vorbereitungszeit zu protestieren, hat dennoch einen hohen
Preis in den Währungen Umsetzungsrisiko und Rechtsunsicherheit.
Immerhin stellt das etwas hölzern als "CRD-IV-Umsetzungsgesetz"
daherkommende Regelwerk die bisher weitreichendste Novelle des
Kreditwesengesetzes dar. Berlin fasst ja nicht nur die
Kapitalvorgaben neu, sondern leitet auch gleich die Modernisierung
des bankaufsichtlichen Meldewesens ein, etwa mit Absenkung der
Meldeschwelle für Millionenkredite.

Die Deutsche Kreditwirtschaft hat nicht nur deshalb praxisnahe
Argumente für ihre Forderung, die Einführung von Basel III um ein
Jahr auf 2014 zu verschieben: Für die Umsetzung einer neu gefassten
EU-Richtlinie blieben Banken andernfalls womöglich nur wenige Wochen.
Die mit Publikation von Umsetzungsstandards in Verzug geratene
EU-Bankenaufsicht dürfte ohnehin vielfach erst 2013 liefern. Gerade
das Beispiel der überforderten European Banking Authority, die wegen
Planspielen für eine Bankenunion gut eineinhalb Jahre nach Gründung
schon wieder zur Disposition steht, demonstriert doch, was
herauskommt, wenn prinzipielle Neuerungen übers Knie gebrochen
werden. Dass all dies für die Bundesregierung nicht zählt, zeigt
wiederum der Bankenbranche auf, welchen Stellenwert sie in Berlin
genießt.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

413079

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu Offshore-Streit Osnabrück (ots) - Windige Regelung Gewinne werden privatisiert, Risiken aber auf die Verbraucher abgewälzt: Es ist eine windige Regelung, auf die sich Industrie, Versorger und Ministerien da geeinigt haben, um den Ausbau der Windstrom-Erzeugung auf See voranzutreiben. Mag sein, dass man anders nur schwer Investoren findet - ein ordnungspolitischer Sündenfall bleibt die Abmachung trotzdem. Umso mehr wundert es, dass ausgerechnet FDP-Politiker, die doch sonst so auf freie Märkte schwören, den Kompromiss schönzureden versuchen. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Erntebilanz Osnabrück (ots) - Der Druck der Geizkragen Eine Ernteprognose ringt einem Bauernpräsidenten immer auch das Gespür für Verbal-Akrobatik ab. Joachim Rukwied, dem Neuen an der Verbandsspitze, ging das bei seiner Premiere nicht anders. Der Drusch war gar nicht einmal so schlecht. Aber zu sehr jubeln darf Rukwied nicht. Denn es gilt die Devise: Des einen Freud, des andern Leid. Die Getreidebauern dürften sich dieses Jahr mit Aussicht auf gute Preise und Ernte vor allem bei Sommergerste, Roggen und Raps die Hände reiben. Schweine- mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar zu Griechenland: Bärendienst von Samaras Düsseldorf (ots) - Die Rettung des Euro gleicht einem Schachspiel, doch nicht alle beherrschen die Regeln, wie die jüngsten Äußerungen von Antonis Samaras zeigen. Vor seinem Besuch in Berlin fordert der griechische Premier öffentlich mehr Zeit zur Sanierung des Landes. Damit erweist er sich einen Bärendienst. Mal abgesehen davon, dass Samaras selbst es war, der Hellas Zeit zum Sparen stahl, als er im Frühjahr lähmende Neuwahlen auslöste - mit dem Ruf nach Erleichterungen macht es Samaras wohlmeinenden Politikern schwer, zu helfen. mehr...

  • Gooding & Company erzielt in Pebble Beach mit $113,7 Millionen den höchsten Gesamtverkaufswert in der Geschichte der Automobilauktionen und stellt damit einen neuen Rekord auf Pebble Beach, Kalifornien (ots/PRNewswire) -- Die beiden teuersten Wagen der Wettbewerbswoche erzielen Preise von jeweils mehr als $11 Millionen - Der durchschnittliche Preis pro verkauftem Auto liegt bei $1.033.966 PEBBLE BEACH, Kalifornien, 23. August 2012 /PRNewswire/ -- Gooding & Company, das offizielle Auktionshaus des Oldtimer-Schönheitswettbewerbs Pebble Beach Concours d'Elegance [http ://www.pebblebeachconcours.net/pages/5070/2012_Winners_List.htm], bekannt für den Verkauf der bedeutendsten und wertvollsten Sammlerautos der mehr...

  • ADAC Werkstatt-Test 2012 / Sieben Betriebe fallen durch / Testverlierer erhält nur 17 von 100 Punkten München (ots) - Bei der Qualität liegen zwischen freien Werkstattketten und Vertragswerkstätten laut aktuellem ADAC Test Welten. Bei Bosch Car Service arbeiteten nur zehn der 25 getesteten Betriebe fehlerlos. Erfolgsquote: 40 Prozent. Einer der Bosch Car Service-Betriebe in Hamburg erhielt mit 17 von 100 möglichen Punkten sogar eine der schlechtesten Bewertungen, die seit 42 Jahren ADAC Werkstatt-Test vergeben wurde. Im Gesamtergebnis waren die getesteten A.T.U-Betriebe noch schwächer. Hier patzten 18 von 25 Filialen. Die Erfolgsquote mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht