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DER STANDARD-Kommentar: "Klimaschutz im Abseits" von Johanna Ruzicka

Geschrieben am 08-08-2012

"Das Problem der Erderwärmung wird nicht als akute politische
Aufgabe begriffen"; Ausgabe vom 09.08.2012

Wien (ots) - Es ist ein weiterer Schritt auf dem Begräbnis der
internationalen Klimaschutzzusammenarbeit. Zwar zog der
US-Klimaschutzbeauftragte Todd Stern seine Aussage, dass man die
Zwei-Grad-Grenze nicht so ernst, nur "als eine Art Wegweiser", sehen
solle, schnell wieder zurück. Doch tatsächlich deutet alles darauf
hin, dass auch die letzte noch gültige Abmachung der an Abmachungen
so mageren UN-Klimaschutzkonferenzen demnächst in
diplomatisch-schwammigen Formulierungen verschwinden wird.
Das Zwei-Grad-Celsius-Ziel wurde im Rahmen der Konferenz in
Kopenhagen definiert und seither immer wieder erneuert, wenn auch
ohne große Rechtsverbindlichkeit. Seither hat sich nicht viel bewegt
- obwohl das Kioto-Klimaschutzprotokoll, immerhin ein
Völkerrechtsvertrag, heuer ausläuft. Ein Vertrag, dem die USA
übrigens nie beigetreten sind und den Kanada mittlerweile verlassen
hat.
Die Zeichen stehen überhaupt nicht gut, was die Eingrenzung der vom
Menschen verursachten Erderwärmung betrifft. Eine international
akkordierte Problembewältigung - und nur gemeinsam lässt sich ein
Problem wie dieses lösen - ist in weiterer Ferne denn je. Selbst die
maximal zwei Grad plus, die, man erinnere sich, noch vor ein paar
Jahren lediglich als eine letzte vertretbare Obergrenze definiert und
bei vergangenen Klimakonferenzen verächtlich als "Minimalkonsens"
bezeichnet wurden, werden immer häufiger infrage gestellt. Angeblich
führen solche Vorgaben zu einer politischen Blockade und hemmen
Wachstum und damit die technologische Entwicklung hin zu neuen,
klimaschonenden Energieformen, behaupten Politiker.
Vieles deutet darauf hin, dass diese Argumentation nur ein Vorwand
ist. Denn das Interesse an Alternativenergien und Energieeffizienz
bei den großen Emittenten von Treibhausgasen schwindet. Das Interesse
daran nimmt in dem Ausmaß ab, in dem immer mehr von einem neuen Boom
bei fossilen Energien gesprochen wird.
Schon jetzt sind Erdöl- und Erdgaskonzerne wie elektrisiert. Die
Vorräte an Erdgas aus Schiefergestein und Erdöl aus Ölsanden in den
USA und Kanada sind enorm und befreien die Energiepolitiker erst
einmal davon, sich mit der Endlichkeit der liebgewordenen fossilen
Ressourcen beschäftigen zu müssen.
Auf der Strecke bleibt da natürlich der Klimaschutz, der eine weit in
die Zukunft reichende Politik benötigt. Von den unangenehmen
Vorgaben, die heute gesetzt werden müssten, profitieren einmal unsere
Enkel - was den meisten Wählern egal ist. Mit Erderwärmungsfragen
lässt sich bei Wahlen deshalb nur eine umweltbewegte Minderheit
gewinnen.
Insbesondere in den USA - und ohne sie ist jedes Klimaschutzabkommen
nichts wert - ist kaum eine Mehrheit für entsprechende Vereinbarungen
zu gewinnen. Selbst US-Präsident Barack Obama weiß dies - und mit ihm
sein Sonderbeauftragter Todd Stern. Dieser heißt rein zufällig und
ironischerweise gleich wie Nicholas Stern, Autor des Reports von
2006, in dem davor gewarnt wird, sich mit dem Klimaschutz zu viel
Zeit zu nehmen.
Genau auf dieses Szenario aber treibt alles zu: Internationaler
Klimaschutz verkommt zu einem diplomatischen Spielchen mit vielen
aufeinanderfolgenden Großkonferenzen. Mit unverbindlichen
Lippenbekenntnissen wird das gefährliche Nichtstun dabei mehr
schlecht als recht bemäntelt.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom


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