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Schwächere Zahlungsmoral und mehr Verbraucherinsolvenzen - Frühjahrsumfrage der Inkassowirtschaft - Aktuell über 15 Millionen Fälle im außergerichtlichen Inkasso

Geschrieben am 24-05-2012

Berlin (ots) - Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen steigt in
diesem Jahr voraussichtlich leicht auf 105.000 (2011: 103.289). Grund
ist die hohe private Überschuldung - jeder zehnte Erwachsene hat nach
Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.
(BDIU), Berlin, nachhaltige Zahlungsprobleme. Überschuldung ist auch
die zentrale Ursache, warum Verbraucher aktuell Rechnungen nicht wie
vereinbart bezahlen. Das melden jetzt 90 Prozent der befragten
Inkassounternehmen in der BDIU-Frühjahrsumfrage. Besonders betroffen
von einer schlechten Zahlungsmoral ihrer Kunden beziehungsweise ihrer
Vertragspartner sind aktuell Handwerker (56 Prozent der
Inkassounternehmen bestätigen das), Vermieter, (48 Prozent), der
Versandhandel (38 Prozent) und Energieversorger (ebenfalls 38
Prozent).

"Die Überschuldung der Verbraucher ist ein Gift für die ganze
Wirtschaft", so BDIU-Vizepräsidentin Marion Kremer am Donnerstag in
Berlin. "Leider sind auch schon viele Jugendliche betroffen." Laut
der BDIU-Umfrage haben junge Verbraucher (bis 24 Jahre) ein
schlechteres Zahlungsverhalten als ältere Verbraucher. Gründe für die
Verschuldung Jugendlicher erkennen die Inkassounternehmen in einem
Elternhaus, das bereits einen schlechten Umgang mit Geld vorlebt, zu
hohen Konsumausgaben, einer mangelnden Eigenverantwortung und zu
wenig Kenntnissen über vertragliche Verpflichtungen. "Hier ist unser
Bildungssystem gefragt", so Kremer und fordert: "Wir brauchen ein
Schulfach Finanzkompetenz. Das ist ein sinnvoller Beitrag zur
Schuldenprävention."

Eine schnellere Restschuldbefreiung im
Verbraucherinsolvenzverfahren, wie sie das Bundesjustizministerium
anstrebt, hält der BDIU dagegen für kontraproduktiv. "Die
Hemmschwelle, Schulden zu machen, würde dadurch sinken", so
BDIU-Präsident Wolfgang Spitz. "Bezahlen müssten das die Gläubiger,
die ohnehin durch die ausbleibenden Zahlungen ihrer Kunden geschädigt
sind." Würde das Gesetz wie vom Ministerium vorgeschlagen in Kraft
treten, befürchten die Gläubigervertreter einen Anstieg der
Verbraucherinsolvenzen um bis zu 20 Prozent. Derzeit halten viele
Überschuldete einen Insolvenzantrag in Erwartung einer
schuldnerfreundlicheren Gesetzgebung zurück.

Trotz der guten Konjunktur hat sich die Zahlungsmoral aktuell
leicht eingetrübt. 22 Prozent der Inkassounternehmen melden, dass
Rechnungen jetzt schlechter bezahlt werden als vor einem halben Jahr.
34 Prozent erwarten, dass sich die Zahlungsmoral bis Ende 2013 weiter
eintrüben wird.

Zur Liquiditätssicherung und um die Risiken einer Insolvenz zu
senken, ist für die Wirtschaft die Zusammenarbeit mit
Inkassounternehmen wichtig. In welchem Umfang das aktuell geschieht,
zeigt jetzt eine neue Branchenstudie, die erstmals umfassende Daten
zum Markt für Forderungsmanagement in Deutschland liefert. Demnach
halten Inkassounternehmen derzeit über 50 Milliarden Euro an
Forderungen im Auftrag von Gläubigern. Die durchschnittliche
Forderungshöhe liegt bei über 600 Euro. Hauptauftraggeber der
Forderungsmanagementdienstleister sind das Handwerk (65 Prozent der
Inkassounternehmen haben Handwerker als Kunden), das
Gesundheitsweisen (54 Prozent), der Einzel- und Versandhandel (47
beziehungsweise 46 Prozent) sowie der Groß- und Außenhandel (45
Prozent).

In erheblichem Umfang tragen Inkassounternehmen dabei auch zur
Entlastung der Gerichte bei. Aktuell bearbeiten sie über 15 Millionen
Fälle im vor- beziehungsweise außergerichtlichen Bereich. Rund
80 Prozent, also gut 12 Millionen dieser Fälle erledigen die
Unternehmen, ohne dass es zu einem gerichtlichen Verfahren kommt. Zum
Vergleich: Die Zahl der von Gerichten verschickten Mahnbescheide
liegt bei etwa 9 Millionen pro Jahr - ohne Inkassounternehmen müssten
sie mindestens doppelt so viele Mahnverfahren bearbeiten,
Gerichtsvollzieher müssten eine wahre Lawine an Zwangsvollstreckungen
bewältigen.

BDIU-Präsident Spitz: "Seriöses Inkasso ist unverzichtbar."

Scharfe Kritik übt der BDIU an den bekannt gewordenen Vorschlägen
zu einem Inkassoregulierungsgesetz aus dem Bundesjustizministerium.
Es soll Verbraucher vor unseriösem Inkasso schützen. Der BDIU
befürchtet allerdings, dass dieses Gesetz seriöses Inkasso unmöglich
machen würde. "Die schwarzen Schafe blieben ungeschoren", so Spitz.

Um unseriöses Inkasso zu unterbinden, fordert Spitz stattdessen
einen "Runden Tisch" von Bundesjustizministerium,
Landesjustizministerien, Verbraucherschützern, Wirtschaftsverbänden
und BDIU. Dieses Gremium soll gemeinsam den Kampf gegen
Verbraucherabzocke führen.

BDIU-Mitgliedsunternehmen hätten sich zwar bereits der
verbandsinternen Aufsicht unterworfen. "Wir brauchen aber eine
strenge behördliche Aufsicht über alle Inkassounternehmen, auch für
die Unternehmen, die wir nicht zu unseren Mitgliedern zählen - und um
diese Aufsicht zu gewährleisten, müssen unbedingt die Bundesländer an
Bord", so Spitz. Der BDIU-Präsident verweist in diesem Zusammenhang
auf Äußerungen von Bayerns Justizministerin Dr. Beate Merk. Diese
hatte am Wochenende eine effektivere staatliche Aufsicht über
Inkassounternehmen gefordert. Behörden müssten "wirksame Mittel an
die Hand gegeben werden, gegen schwarze Schafe vorzugehen".

"Unseriöses Inkasso muss bekämpft werden", bekräftigt der
Branchenpräsident. "Dabei muss die wichtige seriöse Inkassotätigkeit
weiter gesichert bleiben, um die Wirtschaft vor den Folgen schlechter
Zahlungsmoral zu schützen und die Justiz weiterhin von Mahnverfahren
und Forderungsstreitigkeiten zu entlasten. Der Gesetzgeber läuft
sonst Gefahr, das Kind mit dem Bade auszuschütten."

Detaillierte Informationen zur Frühjahrsumfrage und zur
BDIU-Kritik an der geplanten Inkassoregulierung finden Sie unter
www.bdiu.de.



Pressekontakt:
Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.
Ihr Ansprechpartner: Marco Weber
Friedrichstraße 50-55
10117 Berlin
Telefon: 030/206073640
E-Mail: weber@inkasso.de
Twitter: http://www.twitter.com/BDIU_inkasso_de


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