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"Herzlich Willkommen - wer immer Du bist." Gemeinsames Wort der Kirchen zur Interkulturellen Woche 2012

Geschrieben am 22-05-2012

Hannover (ots) - "Herzlich Willkommen - wer immer Du bist." So
lautet das Motto der Interkulturellen Woche 2012, die vom 23. bis 29.
September stattfindet.

In ihrem Gemeinsamen Wort der Kirchen, das heute veröffentlicht
wurde, rufen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, der Vorsitzende des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Dr. h.c. Nikolaus
Schneider und der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in
Deutschland, Metropolit Augoustinos von der Griechisch-Orthodoxen
Metropolie dazu auf, angesichts aktueller rassistischer und
rechtsextremistischer Umtriebe "jeder Äußerung von
Menschenfeindlichkeit mit Zivilcourage entgegenzutreten." Die
Interkulturelle Woche solle dagegen "Gelegenheit bieten, auch die
alltäglichen Diskriminierungserfahrungen anzugehen und Migrantinnen
und Migranten von ihren Erfahrungen berichten zu lassen."
Entsprechend wird ein Schwerpunkt der Interkulturellen Woche 2012
darauf liegen, dem offenen und versteckten Rassismus auf die Spur zu
kommen und Gegenstrategien zu erproben, damit Deutschland sich als
offene, freie und demokratische Gesellschaft weiterentwickeln kann.

Das diesjährige Motto sei auch eine Mahnung an die Politik,
Einwanderung nicht nur unter Nützlichkeitsaspekten zu beurteilen:
"Dies wäre eine Engführung, die mit den Grundwerten unserer
Gesellschaft und den grundlegenden Einsichten unseres Glaubens nicht
in Einklang zu bringen ist", formulieren die leitenden Geistlichen.
In diesem Zusammenhang fordern sie eine umfassende und vor allem
humanitäre Bleiberechtsregelung, "bei der auch Alte, Schwache, Kranke
und Alleinerziehende eine Chance haben".

Angesichts globalisierter Mobilität stehe nicht nur Deutschland,
sondern ganz Europa vor der Herausforderung, Einwanderung zu steuern
und gleichzeitig die Aufnahme von Flüchtlingen humanitär zu
gestalten. So betonen die Kirchen: "Die großen Staaten im Zentrum
Europas dürfen ihre Verantwortung für den Flüchtlingsschutz nicht auf
die Randstaaten oder gar auf die Nachbarländer außerhalb der
Europäischen Union abwälzen." Dies stehe im Kontext der aktuellen
Debatten um eine Veränderung der Dublin II - Verordnung bei den
Beratungen der europäischen Innenminister. Gerade an den Außengrenzen
müssten die Menschenrechte von Flüchtlingen geschätzt werden, so
Zollitsch, Schneider und Augoustinos weiter.

Im Materialheft zur Interkulturellen Woche werden diese und
weitere Themen aufgegriffen. Es enthält Anregungen zur Gestaltung von
Gottesdiensten, Beispiele und Anregungen für Aktionen sowie Hinweise
auf Ausstellungen und Materialien.

Die Interkulturelle Woche 2012 wird am 21. September in Potsdam
mit einem ökumenischen Gottesdienst unter Beteiligung von Bischof Dr.
Markus Dröge, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische
Oberlausitz, Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbistum Berlin, sowie
einem Vertreter der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland
bundesweit eröffnet. Der Tag des Flüchtlings ist am 28. September
2012. Erwartet werden rund 4.500 Veranstaltungen in über 450 Städten
und Gemeinden in ganz Deutschland.

Weitere Informationen und Materialbestellungen unter
www.interkulturellewoche.de. Hinweis: Im Anhang erhalten Sie das
"Gemeinsame Wort der Kirchen zur Interkulturellen Woche" im Wortlaut.

Diese Pressemitteilung wird zeitgleich von den Pressestellen der
EKD und der Deutschen Bischofskonferenz verschickt. Doppelungen
bitten wir zu entschuldigen.

Hannover, 22. Mai 2012

Pressestelle der EKD Reinhard Mawick

Orginaltext

"Herzlich willkommen - wer immer Du bist" Gemeinsames Wort der
Kirchen zur Interkulturellen Woche 2012 "Herzlich willkommen - wer
immer Du bist." Dies ist das Motto der Interkulturellen Woche 2012.
Wer nach Deutschland einreist - sei es auf der Flucht vor
existentiell bedrohlicher politischer, religiöser oder ethnischer
Verfolgung, sei es als Arbeitsmigrantin oder Arbeitsmigrant-, soll
erfahren, dass eine andere Kultur oder Religion als Ausdruck von
Identität und Persönlichkeit akzeptiert wird.

Vor fast 60 Jahren begann die Anwerbung von Arbeitsmigrantinnen
und -migranten in Deutschland. Heute sind die Zahlen von
Neuzuwanderern im Vergleich zu dieser Zeit gering. Deutschland ist in
den letzten Jahren eher zum Auswanderungsland geworden. In manchen
der letzten Jahre wanderten mehr Menschen aus als ein. Geht also das
Motto der diesjährigen Interkulturellen Woche an der Realität vorbei?
"Herzlich Willkommen - wer immer Du bist." Diese direkte und
vertraute Ansprache will zum Nachdenken anregen. Sie ist eine
Herausforderung für die ganze Gesellschaft. Wie leben wir zusammen?
Auf welchen gemeinsamen Wertvorstellungen ruht unser Zusammenleben?
Wie treten wir dafür ein? Diese und andere Fragen müssen wir stellen
und beantworten. Nur so kann es gelingen, die für eine vielfältige
Gesellschaft notwendige Gemeinsamkeit und Offenheit
weiterzuentwickeln. Basis und Ausgangspunkt aller Diskussionen sind
die Würde jedes und jeder Einzelnen und die daraus abgeleiteten
Menschenrechte.

Allzu oft leben Menschen nebeneinander her und nicht miteinander.
Nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund und Alteingesessene,
sondern auch andere Gruppen in der Gesellschaft haben kaum
Berührungspunkte. Wir alle sind aufgerufen, immer wieder mit Neugier
und Offenheit auf andere Menschen zuzugehen und im Gegenüber
zuallererst das Geschöpf Gottes zu erkennen.

Es gilt, auf einander zuzugehen - mit Respekt und Interesse für
andere, mit Offenheit gegenüber Fremden und Fremdem. So wird es auf
Dauer möglich, Gemeinsamkeiten zu entwickeln: zwischen denen, die
schon lange hier leben, und denen, die neu hinzukommen, zwischen
denen, die in der Mitte der Gesellschaft stehen, und denen, die an
den Rand gedrängt werden und kaum Zugang zu gesellschaftlicher
Teilhabe finden. Gelegenheiten dazu gibt es viele: im Kindergarten,
in der Schule, beim Eintritt ins Berufsleben, beim Umzug in eine
andere Stadt oder beim Wechsel der Arbeitsstätte.

Im Galaterbrief des Neuen Testaments lesen wir von einer Gemeinde,
in der Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder sozialen Stellung
in umfassender Gemeinschaft leben. Der Apostel Paulus schreibt: "Hier
ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier
ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus
Jesus" (Gal 3,28). Angesichts der alles verändernden Wirklichkeit
Gottes sind wir Christinnen und Christen in besonderer Weise
aufgerufen, in unseren Gemeinden Beispiel für diese Gemeinschaft zu
geben, auch wenn dies im Alltag zuweilen schwerfällt. Darüber hinaus
haben wir den biblisch begründeten Auftrag, die Gesellschaft
mitzugestalten und dazu beizutragen, dass niemand aufgrund seiner
oder ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft auf der Strecke bleibt.

"Herzlich willkommen - wer immer Du bist." Das ist eine starke
Aussage auch gegenüber aktuellen rassistischen und
rechtsextremistischen Gedanken. Wer Menschen anderer Herkunft,
Hautfarbe oder Religion ausgrenzt, wer sie diskriminiert oder gar
physisch attackiert, der muss nicht nur mit den Reaktionen der
staatlichen Gewalt, sondern auch mit dem Widerspruch der Kirchen
rechnen. Es reicht jedoch nicht aus, Gewalttaten zu verurteilen. Wir
rufen dazu auf, jeder Äußerung von Menschenfeindlichkeit mit
Zivilcourage entgegenzutreten. Fremdenhass, Rassismus, Antisemitismus
und jede Form des Rechtsextremismus sind mit dem christlichen Glauben
unvereinbar.

Die Interkulturelle Woche soll Gelegenheiten bieten, auch die
alltäglichen Diskriminierungserfahrungen anzugehen und Migrantinnen
und Migranten von ihren Erfahrungen berichten zu lassen. So kann eine
Sensibilität wachsen, die das Zusammenleben von Menschen
verschiedener Herkunft erleichtert. Welche Alltagserfahrungen machen
Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe? Welche Formen von offenem und
verstecktem Rassismus treffen Menschen anderer kultureller Herkunft?
Wie können konkrete Schritte aussehen, damit wir uns als eine offene,
freie und demokratische Gesellschaft weiterentwickeln? Wir rufen dazu
auf, diese Fragen in diesem Jahr besonders zu thematisieren.

"Herzlich willkommen - wer immer Du bist." In der Debatte um
Integration und Einwanderung vernehmen wir allzu oft einen anderen
Leitspruch: "Herzlich willkommen - wer immer uns nützt!" Dies wäre
eine Engführung, die mit den Grundwerten unserer Gesellschaft und den
grundlegenden Einsichten unseres Glaubens nicht in Einklang zu
bringen ist. Seit Jahren engagieren sich die Kirchen für eine
großzügige Bleiberechtsregelung für langjährig Geduldete, bei der
auch Alte, Schwache, Kranke und Alleinerziehende eine Chance haben.
Wir mahnen erneut an, dieses Thema auf die politische Tagesordnung zu
setzen und für eine umfassende und vor allem humanitäre
Bleiberechtsregelung einzutreten.

Immer deutlicher zeigt sich, dass nicht nur Deutschland, sondern
ganz Europa in einer globalisierten Welt vor der Herausforderung
steht, Migration und die Aufnahme von Flüchtlingen zu gestalten. Den
Kirchen ist es ein besonderes Anliegen, dass die Menschenrechte von
Flüchtlingen gerade an den Außengrenzen Europas geachtet werden. Die
großen Staaten im Zentrum Europas dürfen ihre Verantwortung für den
Flüchtlingsschutz nicht auf die Randstaaten oder gar auf die
Nachbarländer außerhalb der Europäischen Union abwälzen. Es ist unter
menschlichen, ethischen und rechtlichen Gesichtspunkten schwer zu
ertragen, dass Tausende auf dem Weg nach Europa an den Grenzen
gedemütigt, inhaftiert, widerrechtlich zurückgewiesen werden oder gar
ihr Leben verlieren.

"Herzlich willkommen - wer immer du bist." Die Interkulturelle
Woche mit ihren zahlreichen Veranstaltungen ist jedes Jahr ein
lebendiges Zeichen dafür, dass wir uns auf einem guten Weg zu einer
echten Willkommenskultur befinden. Wir danken allen, die sich vor Ort
für die Anliegen der Interkulturellen Woche einsetzen und wünschen
ihnen gute Erfahrungen und Gottes Segen für ihr Engagement.



Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: reinhard.mawick@ekd.de


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