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Qualitätsfortschritte in der Pflege - Medizinischer Dienst veröffentlicht 3. Pflege-Qualitätsbericht

Geschrieben am 24-04-2012

Essen / Berlin (ots) - Die Qualität der Pflege in Pflegeheimen und
ambulanten Pflegediensten hat sich verbessert. Das zeigt der dritte
Pflege-Qualitätsbericht, den der Medizinische Dienst des
GKV-Spitzenverbandes (MDS) und der GKV-Spitzenverband am 24. April in
Berlin vorstellten. Vor allem bei der Ernährung und
Flüssigkeitsversorgung sowie im Umgang mit Menschen mit Demenz gab es
Fortschritte im Vergleich zum Bericht aus dem Jahr 2007. Bei anderen
Pflegeproblemen - etwa, wenn es darum geht, ein Druckgeschwür zu
vermeiden - offenbaren sich jedoch noch Schwächen. Ein weiteres
wichtiges Ergebnis: Einrichtungen, die die Prozessstandards guter
Pflege erfüllen, erreichen auch bessere Ergebnisse in der
Versorgungsqualität.

"Die gute Nachricht ist, dass sich die Qualität der Pflege positiv
weiterentwickelt hat. Die Pflegebedürftigen werden heute besser
versorgt als noch vor einigen Jahren. Es gibt aber nach wie vor viel
zu tun. Die Tatsache, dass es insgesamt besser geworden ist, heißt
nicht, dass es überall gut ist", so Gernot Kiefer, Vorstand des
GKV-Spitzenverbandes.

"Seit 2008 werden die Pflegeeinrichtungen regelmäßig durch den MDK
geprüft. Unsere Auswertungen zeigen, dass sich in dieser Zeit die
Qualitätssituation in der stationären wie in der ambulanten Pflege
verbessert hat", so Dr. Peter Pick, Geschäftsführer des MDS. "Dieser
erfreuliche Trend ist das Ergebnis der Qualitätsanstrengungen der
Einrichtungen, aber er ist auch der Effekt der MDK-Qualitätsprüfungen
und der Pflegetransparenz. Verbesserungen zeigen sich besonders bei
der Ernährungs- und Flüssigkeitsversorgung und beim Umgang mit
demenzkranken Menschen. Trotzdem können wir nicht zufrieden sein,
weil sich bei einigen Kriterien zu wenig bewegt hat. Hier sind die
Einrichtungen gefordert, ihr qualitätsgeleitetes Arbeiten
auszubauen."

Grundlage des Berichts sind alle Qualitätsprüfungen, die die
Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) zwischen dem 1.
Juli 2009 und dem 31. Dezember 2010 durchgeführt haben, insgesamt
wurden 8.101 Qualitätsprüfungen in Pflegeheimen und 7.782
Qualitätsprüfungen in ambulanten Pflegediensten ausgewertet. Die
Ergebnisse sind repräsentativ für die Pflege in Deutschland: Die
Qualitätsprüfer des MDK untersuchten den Pflegezustand von rund
62.000 Pflegeheimbewohnern sowie von rund 45.000 Pflegebedürftigen,
die von ambulanten Pflegediensten betreut wurden, prüften die
Pflegemaßnahmen und befragten sie nach ihrer Versorgungssituation.

Wichtige epidemiologische Ergebnisse für die stationäre Versorgung

Zum ersten Mal ermittelt der Bericht epidemiologische Daten zur
Häufigkeit wichtiger gesundheitlicher Einschränkungen von
Pflegebedürftigen. So sind knapp 61 % der Pflegeheimbewohner in ihrer
Alltagskompetenz durch Demenz oder andere gerontopsychiatrische
Krankheiten eingeschränkt. Etwa 31 % der Bewohner leiden an
chronischen Schmerzen. Rund 66 % aller Pflegeheimbewohner benötigen
eine Inkontinenzversorgung. Einen bedeutenden Gewichtsverlust zeigen
rund 9 % der untersuchten Bewohner; 4,4 % der Pflegebedürftigen
leiden an einem Dekubitus.

Qualität in der stationären Pflege

Der Hauptfokus der Qualitätsprüfungen liegt auf der
Versorgungsqualität, das heißt auf der personenbezogenen Prozess- und
Ergebnisqualität. Hierzu bewerten die MDK-Qualitätsprüfer bei einer
Zufallsstichprobe von 10 % der Pflegebedürftigen in der jeweiligen
Einrich¬tung den Pflegezustand und die Pflegemaßnahmen. Fortschritte
im Vergleich zum Jahr 2007 gibt es bei der Ernährungs- und
Flüssigkeitsversorgung sowie beim Umgang mit Menschen mit Demenz,
Verbesserungsbedarf zum Beispiel bei der Vermeidung von
Druckgeschwüren und der Erfassung von Schmerzen.

Beispiel Ernährungszustand: Der Ernährungszustand war bei 95 % der
untersuchten Pflegeheimbewohner angemessen, bei 5 % wurde eine
defizitäre Ernährungssituation festgestellt. Rund zwei Drittel (67,4
%) aller Pflegeheimbewohner benötigten Hilfe beim Essen und Trinken.
Vier von fünf Betroffenen (79,5 %) erhielten laut
Pflege-Qualitätsbericht die erforderlichen Unterstützungsmaßnahmen:
Sie wurden nach Bedarf bei der Nahrungsaufnahme unterstützt,
erhielten bei Schluckstörungen speziell zubereitete Nahrung und
energiereiche Speisen. Jeder fünfte Betroffene (20,5 %) erhielt diese
Unterstützung nicht im erforderlichen Umfang. Im Vergleich zum
Bericht aus dem Jahr 2007 hat sich der Erfüllungsgrad damit bei den
erforderlichen Maßnahmen zur Ernährung von 64,0 % auf 79,5 % erhöht.

Beispiel Druckgeschwüre: Knapp die Hälfte (46,9 %) der
untersuchten Heimbewohner hatte ein Dekubitusrisiko. In 59,3 % dieser
Fälle wurden erforderliche Prophylaxen wie etwa Lagerungswechsel oder
Einsatz von Hilfsmitteln durchgeführt, bei 40,7 % stellten die
MDK-Prüfer Versäumnisse fest. Im Vergleich zum Bericht des Jahres
2007 ist bei der Dekubitusprophylaxe keine Verbesserung eingetreten.

"In einigen zentralen Bereichen haben wir bereits einen besseren
Qualitätsstandard erreicht. Den gilt es zu sichern und weiter
auszubauen", fasst der Fachgebietsleiter Qualitätsmanagement Pflege
des MDS, Jürgen Brüggemann, die Ergebnisse zusammen. "Bei der
Dekubitusprophylaxe, aber auch beim Schmerz- und beim
Medikamentenmanagement können und müssen die Einrichtungen ihre
Qualitätsbemühungen verstärken. Das gilt auch für die Versorgung von
Menschen mit Demenz. Pflegeheime müssen sich künftig noch besser als
bisher auf diese Zielgruppe einstellen."

Je besser der Pflegeprozess, desto besser die Ergebnisqualität

Die jetzt veröffentlichten Daten belegen außerdem, dass
pflegerische Interventionen Wirkung zeigen. Ein Beispiel hierfür ist
die Dekubitusprophylaxe: 7,4 % der Pflegeheimbewohner, bei denen
keine Prophylaxemaßnahmen zur Verhinderung von Druckgeschwüren
durchgeführt wurden, entwickelten Druckgeschwüre, während der Anteil
von Bewohnern mit Druckgeschwüren in der Gesamtstichprobe bei 4,4 %
lag. Auch das Beispiel "Ernährung" zeigt, wie wirksam eine qualitativ
hochwertige Pflege ist. Ein Drittel der Pflegeheimbewohner (33,9 %),
denen keine ausreichenden unterstützenden Maßnahmen zur Ernährung
angeboten wurden, erlitten einen bedeutenden Gewichtsverlust. Anders
in der Gesamtstichprobe: Hier waren es lediglich 9,1 %. Durch die
Einhaltung wesentlicher Prozesskriterien können also bessere
Versorgungsergebnisse erreicht werden. "Unsere Ergebnisse widerlegen
den häufig vorgebrachten Vorwurf, in der Prüfung werde nur die
Dokumentationsqualität und nicht die tatsächliche Versorgung erfasst.
Sie belegen vielmehr, dass es einen engen Zusammenhang zwischen
Prozessstandards und Versorgungsergebnissen gibt", unterstreicht
MDS-Chef Pick.

Qualität in der ambulanten Pflege

Bei der ambulanten Pflege kann nur die Qualität jener Leistungen
evaluiert werden, über die der Pflegebedürftige einen Vertrag mit dem
ambulanten Pflegedienst abgeschlossen hat. Eine sorgfältige
pflegerische Bestandsaufnahme zu Beginn der Versorgung ist deshalb
wichtig.

Beispiel Druckgeschwüre: 18,2 % der Pflegebedürftigen, die die
MDK-Qualitätsprüfer in ihrer Wohnung besucht haben, hatten mit dem
betreuenden Pflegedienst Leistungen zur Vermeidung von
Druckgeschwüren vereinbart. Bei ihnen untersuchten die
MDK-Mitarbeiter u. a., ob die Lagerungsmaßnahmen hautschonend
durchgeführt wurden und ob geeignete Hilfsmittel eingesetzt wurden.
Bei gut zwei Dritteln (68,3 %) war dies der Fall. Bei einem Drittel
wurden die vereinbarten Leistungen nicht entsprechend den
pflegerischen Standards erbracht.

Insgesamt zeigten sich bei der Versorgungsqualität in der
ambulanten Pflege ähnliche Trends wie im stationären Bereich:
Qualitätsfortschritte gab es beispielsweise bei der Ernährung und der
Inkontinenzversorgung. Verbesserungsbedürftig ist die Versorgung von
Menschen mit Demenz. In der MDK-Qualitätsprüfung wird beispielsweise
erhoben, ob die Pflegedienste den Angehörigen Informationen und
Hinweise zum Umgang mit demenzkranken Menschen geben und ob bei der
Pflege die biografischen Besonderheiten der von Demenz betroffenen
Pflegebedürftigen berücksichtigt werden. Im Ergebnis zeigte sich,
dass die Pflegedienste diese Möglichkeiten zur Verbesserung der
Versorgungssituation von Menschen mit Demenz nicht ausreichend
nutzten.

MDS und GKV-Spitzenverband betonten, dass die verpflichtenden
Qualitätsprüfungen und die Pflegetransparenz Dynamik in die
Qualitätsentwicklung in der Pflege gebracht hätten. Das gelte es auch
von Seiten der Pflegeeinrichtungen anzuerkennen. Sie sprachen sich
dafür aus, die Pflege-Transparenzvereinbarungen jetzt zügig weiter zu
entwickeln. Ebenso gelte es, die externen Qualitätsprüfungen auch in
Zukunft für weitere Qualitätsverbesserungen zu nutzen.

Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der
Krankenkassen (MDS) ist der Medizinische Dienst des
GKV-Spitzenverbandes. Er berät den GKV-Spitzenverband in allen
medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz
zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der
Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der
Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und
organisatorischen Fragen.

Der GKV-Spitzenverband ist der Verband aller 145 gesetzlichen
Kranken- und Pflegekassen. Als solcher gestaltet er den Rahmen für
die gesundheitliche Versorgung in Deutschland; er vertritt die
Kranken- und Pflegekassen und damit auch die Interessen der 70
Millionen Versicherten und Beitragszahler auf Bundesebene gegenüber
der Politik, gegenüber Leistungserbringern wie Ärzten, Apothekern
oder Krankenhäusern. Der GKV-Spitzenverband übernimmt alle nicht
wettbewerblichen Aufgaben in der Kranken- und Pflegeversicherung auf
Bundesebene. Er ist der Spitzenverband Bund der Krankenkassen gemäß §
217a SGB V.



Pressekontakt:
MDS, Pressestelle, Christiane Grote, Tel. 0201 8327-115
GKV-Spitzenverband, Pressestelle, Florian Lanz, Tel. 030 206288-4200


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