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Bertelsmann-Tochter Infoscore: Fragwürdige Bonitätsbewertungen von Millionen Verbrauchern

Geschrieben am 23-04-2012

Hamburg (ots) -

Sperrfrist: 23.04.2012 01:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Millionen deutsche Verbraucher müssen offenbar weiterhin fürchten,
dass die Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit bei Auskunfteianfragen mit
fragwürdigen Methoden zustande kommt. Nach Informationen des
Radioprogramms NDR Info soll die Bertelsmann-Tochter Infoscore
Consumer Data GmbH (ICD), eine der größten Auskunfteien in
Deutschland, veraltete Daten nutzen, um Aussagen über die Bonität von
Konsumenten zu treffen. Dies hatten baden-württembergische
Datenschützer in einem internen Prüfbericht festgestellt, wie der
zuständige Landesdatenschutzbeauftragte, Jörg Klingbeil, NDR Info
bestätigte. Die Kritik an den Berechnungsmethoden sei dem Unternehmen
zwar seit dem vergangenen Jahr bekannt und es beteure "in allgemeiner
Form", dass es Daten regelmäßig aktualisiere: "Aber dazu fehlt uns
bisher der Nachweis", so Klingbeil.

Der Datenschutzbeauftragte kritisierte zudem, dass im Rahmen des
so genannten Scoring, einem mathematisch-statistischen Verfahren zur
Bonitätsermittlung, einige fehlende Angaben von ICD geschätzt "und
dann so übermittelt werden, als ob es sich um Tatsachen handelt".
"Wenn ich etwas nicht weiß," so Klingbeil, "dann sollte ich lieber
dazu schweigen und solche Nichtinformationen nicht zum Gegenstand
einer Bewertung machen, durch den für den einzelnen Betroffenen doch
viel abhängen kann."

Ein schlechter Scorewert kann für den Betroffenen bedeuten, dass
er weder Kreditkarte noch Handyvertrag bekommt sowie Waren nicht auf
Rechnung bestellen kann. Fehlen ICD z. B. Angaben zur Wohndauer in
einem Haus, so legt das Unternehmen nach Recherchen von NDR Info
regelmäßig den schlechtesten Wert zugrunde. Ein Unternehmenssprecher
rechtfertigte diese Praxis mit dem Hinweis auf "umfassende Analysen",
die "zum Ergebnis hatten, dass Personen, deren Wohndauer nicht
bekannt ist, ein schlechteres Zahlungsverhalten aufweisen als solche,
deren Wohndauer bekannt ist." Gleiches gelte für das Geburtsdatum.
Wer bei einer Versandhandelsbestellung sein Alter nicht angebe, sei
"statistisch gesehen" ein schlechterer Zahler.

In einem der NDR Info vorliegenden Fälle wurde eine 50-Jährige bei
der Ermittlung des so genannten Informa-Consumer-Scores aufgrund
ihres Vornamens auf unter 30 geschätzt. Das Alter ihres tatsächlich
20 Jahre alten Wohnhauses in einer Straße mit Gebäuden ausschließlich
aus den 1990er-Jahren wurde mit 40 bis 50 Jahren angegeben. Weitere
fehlende Angaben wurden mit der schlechtesten Punktezahl angesetzt,
mit der Folge, dass ICD gegenüber einem Versandhandelsunternehmen
eine negative Bonitätsauskunft gab. Ein ICD-Sprecher nannte die
Kritik der Datenschützer "missverständlich" und erklärte, sein
Unternehmen sei "aktuell damit befasst, die eingesetzten
Scoring-Verfahren zu überarbeiten bzw. zu optimieren", unter
"entsprechender Berücksichtigung" der "Hinweise des
Landesdatenschutzbeauftragten".

Die Bundesregierung hatte Auskunfteien bereits vor drei Jahren
massiv kritisiert. Eine Studie des Verbraucherministeriums hatte
damals ergeben, dass beinahe jede zweite Bonitätsbewertung fehlerhaft
ist. Seit 2010 können Verbraucher bei den Auskunfteien einmal pro
Jahr kostenlos eine Auskunft über ihre Bonitätsbewertung und die zu
Grunde liegenden Daten verlangen.

Rückfragen richten Sie bitte an den NDR Info Reporterpool, Jürgen
Webermann/Peter Hornung, Telefon 040/4156-2887.

22. April 2012/RC



Pressekontakt:
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199
http://www.ndr.de


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