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NABU: Erste Reeder setzen auf Abgastechnik - Neue "AIDAmar" nicht zeitgemäß - Ein Jahr Kampagne für sauberere Kreuzfahrtschiffe

Geschrieben am 13-04-2012

Berlin (ots) - Die NABU-Kampagne "Mir stinkts! Kreuzfahrtschiffe
sauber machen" macht seit einem Jahr auf die enormen
Umweltauswirkungen der Kreuzfahrtindustrie aufmerksam. Die Imagewerte
der Kreuzfahrtreedereien sind nach Meinungsumfragen deutlich
gefallen, vor allem weil zunehmend bekannt wird, welche gigantischen
Luftschadstoffmengen die Ozeanriesen inmitten der Hafenstädte und auf
hoher See in die Luft pusten. "Die Abgase der Kreuzfahrtriesen sind
enorm schädlich - sowohl für die Umwelt wie auch für die Gesundheit
der Menschen an Bord und an Land. Allein in der Europäischen Union
sterben jährlich 50.000 Menschen vorzeitig an allen Schiffsabgasen,
vor allem an Partikeln. Das sind jedes Jahr 33mal mehr Tote als bei
der Titanic vor 100 Jahren am 15.4.1912 ums Leben kamen und die
Kreuzfahrtschiffe haben ihren Anteil daran", so
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Der NABU appellierte an
Kreuzfahrtreedereien sofort auf eine umweltfreundlichere Technik zu
setzen, denn die selbst ernannten "Traumschiffe" sind meist an dicht
bewohnten Küsten unterwegs, ankern inmitten von Städten und an Bord
sind tausende Passagiere und Besatzungsmitglieder statt Güter.

"Die meisten Kreuzfahrtreedereien sind noch meilenweit vom
nachhaltigen Wirtschaften entfernt. Aus diesem Grund wurden AIDA und
TUI Cruises mit dem NABU-Negativpreis 'Dinosaurier des Jahres 2011'
ausgezeichnet", so Miller weiter. Es sei aber zu beobachten, dass ein
Jahr nach dem Start der Kampagne Bewegung in den Markt komme. So soll
mit der "MS Europa 2" von Hapag-Lloyd ab Mai 2013 das weltweit erste
Kreuzfahrtschiff mit einem Stickoxidkatalysator auf den Meeren
unterwegs sein. Auch TUI Cruises will sich nicht länger nachsagen
lassen, ein Umweltdinosaurier zu sein: Nach NABU-Informationen wird
auch das neue TUI-Schiff mindestens den Standard der MS Europa 2
erfüllen.

Für NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger ist das eine neue
Dimension im Schiffbau: "Mit dem erstmaligen Einsatz eines
Stickoxidkatalysators in einem Kreuzfahrtschiff deutet sich eine
Umweltrevolution auf See an. Dies ist ein wesentlicher Schritt, durch
den Stickoxide fast vollständig aus dem Abgas verschwinden. Sie sind
für Smog und Ozonbildung sowie für die Versauerung von Böden und
Meeren verantwortlich." Ähnlich wie bereits bei Pkw, Lkw,
Lokomotiven, Baumaschinen und Binnenschiffen sei damit ein erstes
Ziel der Kampagne erreicht: Zu zeigen, dass Abgastechnik für
Hochseeschiffe nicht nur verfügbar und wirkungsvoll, sondern vor
allem auch einsetzbar ist.

Um weitere Luftschadstoffmengen, vor allem Schwefeldioxid und
Rußpartikel, deutlich zu reduzieren, bedarf es neben dem Verzicht auf
giftiges Schweröl auch moderner Abgastechnik, wie sie an Land längst
vorgeschrieben ist. "Rußpartikelfilter sind im Hinblick auf
Gesundheit und Klimaschutz die wichtigere Abgastechnik und inzwischen
technisch ausgereift. Sie sollten bei allen neuen Kreuzfahrtschiffen
zum Einsatz kommen", forderte Oeliger. Das heute nach Hamburg
überführte Kreuzfahrtschiff "AIDAmar" sei diesbezüglich
umwelttechnisch bereits vor seiner Taufe am 12. Mai veraltet und
nicht mehr zeitgemäß, zumal es nicht mal über einen
Stickoxid-Katalysator verfüge.

Wie stark Umweltdichtung und schmutzige Wahrheit
auseinanderklaffen, zeigen die Ergebnisse des NABU-Fotowettbewerbs
"Rauchende Schlote im Bild": eine entlarvende Gegenüberstellung von
Werbebildern der Kreuzfahrtreedereien und realen Fotos. "Kataloge,
Internetseiten und Plakate fast aller Kreuzfahrtreeder zeigen eine
geschönte Traumwelt, die mit der Realität nichts zu tun hat. Die
meisten Fotos von AIDA und Co. wurden nach Einschätzung von Grafikern
nachträglich am Computer bearbeitet. Dies grenzt an Kundentäuschung,
denn der Passagier soll offensichtlich nicht an die umwelt- und
gesundheitsschädlichen Abgase erinnert werden", vermutet Oeliger.

Der NABU hat mit seiner Kampagne erstmals darauf aufmerksam
gemacht, wie dreckig und gefährlich die Abgase von Kreuzfahrtschiffen
sind. Der eigens erstellte Vergleich, wonach ein Kreuzfahrtschiff im
Durchschnitt so viele Schadstoffe ausstößt, wie fünf Millionen Pkw,
führt dies drastisch vor Augen. Die Geschäftsführung von AIDA, die
die Zahlen in Abrede stellt, hat daraufhin eine Videobotschaft
veröffentlicht, bei der jedoch vollkommen falsche Parameter
betrachtet werden: "Der NABU-Vergleich und die gesamte Kampagne bezog
sich immer schon auf die klassischen Luftschadstoffe Schwefeldioxid,
Stickoxide und Rußpartikel, nie jedoch auf das Klimagas Kohlendioxid.
Kennt bei AIDA wirklich niemand den elementaren Unterschied? Hier
soll offensichtlich die Umweltbilanz der AIDA-Flotte bewusst
schöngefärbt werden", kritisiert Axel Friedrich, internationaler
Verkehrsexperte und ehemaliger Abteilungsleiter im Umweltbundesamt.

Vor diesem Hintergrund hat Axel Friedrich die Zahlen überprüft und
gesondert nach einzelnen Schadstoffen aufgeschlüsselt. Die Bilanz
fällt verheerend aus: "Weil bei modernen Pkw in Sachen saubere
Kraftstoffe und Abgastechnik große Fortschritte erzielt wurden,
Schiffe jedoch weiterhin mit Schweröl und in der Regel ohne
Katalysatoren und Rußfilter unterwegs sind, sprechen die Zahlen für
sich. Ein einzelnes Kreuzfahrtschiff stößt demnach so viele
Schwefeldioxide aus wie 37 Millionen Pkw, so viele Partikel wie eine
Million Pkw und so viele Stickoxide wie 420.000 Pkw", rechnet
Friedrich vor. Diese Rechnung sei noch konservativ und komme den
Schiffen entgegen, denn es sei noch nicht einmal der neueste
Pkw-Abgasstandard als Berechnungsgrundlage herangezogen worden, sehr
wohl aber die saubersten Schiffe. Der NABU-Vergleich, der einen
Durchschnittswert über die verschiedenen Luftschadstoffe,
verschiedene Schiffsgrößen und Kraftstoffe hinweg darstellt, sei
daher eher noch untertrieben.

Der Emissionsvergleich zeigt deutlich, dass es sich bei dem
Problem der Schiffsabgase um kein Nischenthema handelt, sondern
dringender Handlungsbedarf besteht. Der NABU wird daher seine
Kampagne fortsetzen und die Branche auch in diesem Jahr auf
Fortschritte beim Umwelt- und Klimaschutz überprüfen.

Emissionsberechnungen von Kreuzfahrtschiffen sowie eine
Fotogegenüberstellung von Werbefotos und realen Bildern im Internet
zu finden unter http://www.nabu.de/kreuzfahrtschiffe

Originaltext vom NABU



Pressekontakt:
Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik, Tel. 030.284984-1613 oder
0172.9201823
Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte, Tel.
0152.29483857


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