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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Schlecker

Geschrieben am 29-02-2012

Bielefeld (ots) - Deutschlands größte Drogeriekette,
Branchenführer in Europa und eines der expansivsten Unternehmen im
gesamten deutschen Einzelhandel: Vor zehn, ja sogar noch vor fünf
Jahren stand Schlecker auf einem sehr hohen Podest. Danach wurde
alles schlecht und schlechter. Die Konkurrenz zog vorbei. Schlecker
aber blieb auf dem Podest, von dem es nun umso tiefer stürzte. Am
schlimmsten trifft es die Arbeitnehmer. Sie sind wirklich zu
bedauern. Da haben sie Jahre, vielleicht Jahrzehnte lang für einen
der schlechtesten Arbeitgeber geschuftet, den die deutsche Wirtschaft
hervorgebracht hat. Überwachung und Kontrolle waren scharf, die Löhne
eher spärlich. Zudem waren sie oft allein in den Filialen, mussten
Essens- und Toilettenpausen irgendwie selbst arrangieren. Ganz lange
gab es nicht einmal in jeder Filiale ein Telefon, über das man im
Notfall schnell die Polizei oder Feuerwehr alarmieren konnte -
geschweige denn das Kind benachrichtigen, dass man später von der
Arbeit kommt. Und alles umsonst? Jetzt bleibt aus Sicht der
Belegschaft nur die Hoffnung, dass möglichst viele Beschäftigte bei
der Konkurrenz oder außerhalb des Drogeriegeschäfts bei anderen
Einzelhändlern unterkommen können. Zu bedauern sind aber auch die
Kundinnen und Kunden. So hässlich die meisten der Schlecker-Filialen
äußerlich sind, es gibt sie doch wenigstens noch an Orten, von denen
sich andere Handelsunternehmen schon lange zurückgezogen haben. 3000
der 6000 Filialen sollen schließen. Das dabei entstehende
Versorgungsloch wird vor allem die älteren Bürger auf dem Land vor
Probleme stellen. Aber auch die Jugend wird ohne »den« Schlecker noch
schwerer in der »Provinz« zu halten sein. Welcher Mutter gefällt es
schon, dass sie für ein Gläschen Babynahrung, das sie beim letzten
Einkauf vergaß, erst 15 Kilometer in die Großgemeinde fahren muss? Zu
bedauern sind auch die Lieferanten. Sie bleiben auf unbezahlten
Rechnungen sitzen, weil die Eigentümer zu spät die Reißleine gezogen
haben. Es ist nur zu verständlich, wenn viele Hersteller so verärgert
sind, dass sie keinen einzigen weiteren Cent für einen Neuaufbau von
Schlecker aus der Insolvenz bereitstellen möchten. Überhaupt der
Neuaufbau! Die Chancen dafür stehen schlecht. Nicht nur die Finanzen
sind futsch, sondern auch der Name. Es gab eine Zeit, da war »nur
billig« sehr gefragt. Da gefiel es sogar den Reichen, ihren
Champagner beim Discounter einzukaufen. Heute achten gerade
diejenigen, die nicht so viel Geld im Portemonnaie haben, verstärkt
auch auf die Qualität der Waren, die sie in ihren Einkaufskorb legen.
Diejenigen, die sogar nach den Produktionsbedingungen fragen, sind
sicher noch wenige. Aber ihre Zahl wächst. Andere Discounter haben
das erkannt und stellen sich - die einen schnell, die anderen
langsamer - darauf ein. Nur Schlecker ging weiter seinen Weg. Als der
Gründer endlich doch den Führerstand räumte und das Steuer seinen
Kindern überließ, war es zu spät.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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