(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Von wegen Ausblick negativ, Kommentar zur Moody's Herabstufungswelle von Detlef Fechtner

Geschrieben am 14-02-2012

Frankfurt (ots) - Natürlich kann man die Sache so sehen: Wieder
einmal stuft eine Ratingagentur die üblichen Verdächtigen in der
Eurozone herab - darunter Italien, Spanien, Portugal. Zudem wird
Frankreich und Österreich der Verlust der Bestnote angedroht. Erneut
werden Sorgen geäußert, dass Banken noch mehr staatliche Hilfen
brauchen könnten und versprochene Reformen ausbleiben. Alles
zusammengenommen muss man deshalb eigentlich zu dem Schluss kommen,
dass die Staatsschuldenkrise weiter eskaliert und das Vertrauen
weiter erodiert. Kurz und knapp: Ausblick negativ.

Man kann die Sache aber auch anders sehen: Obwohl Moody's auf
einen Schlag reihenweise Euro-Länder schlechter benotet, bleibt eine
allergische Marktreaktion aus. Mehr noch: Nur Stunden später können
sich Italien und Spanien recht erfolgreich Geld am Markt besorgen.
Zudem wird zwar Österreich und Frankreich von Moody's die gelbe Karte
gezeigt. Der Euro-Schirm EFSF, der sich auf Garantien dieser Staaten
stützt, muss aber dennoch nicht fürchten, dass seine Bestnote in
Kürze einkassiert wird. Der Ausblick der EFSF ist stabil - und das
nicht nur im allerengsten Sinne.

Es ist mehr als eine Randnotiz wert, dass Moody's in der
Begründung nicht nur auf die unveränderte Bonität anderer Triple-Asse
wie Deutschland und auf die Übersicherung des Fonds abstellt, sondern
auch auf das zugrunde liegende politische Versprechen. Moody's nimmt
den Euro-Regierungen ausdrücklich ab, dass sie für Schuldtitel der
EFSF geradestehen werden.

Die Botschaft der Ratingaktion ist deshalb weniger eindeutig, als
es auf den ersten Blick scheint. Einerseits belegen zwar die
Herabstufungen, dass von Entwarnung keine Rede sein kann.
Andererseits beweisen aber der stabile Ausblick der EFSF und die
gelassenen Marktreaktionen, dass Europas Rettungsarchitektur
mittlerweile einige Erschütterungen aushält.

Das liegt gewiss an der Aussicht, dass der ESM in greifbare Nähe
rückt. Denn der künftige Rettungsfonds ist zwar nicht völlig
unabhängig von Ratings der Euro-Staaten, aber doch zumindest robuster
aufgestellt als die EFSF. Auch spielt sicher die Zusage der
Regierungen eine Rolle, im März prüfen zu wollen, ob die
Brandschutzmauer stabil genug ist. Auf jeden Fall bleibt deren Statik
einsturzgefährdet, solange die Gefahr eines riesigen Bebens nicht
gebannt ist. Das ist, wenn man es so verstehen will, die schlichte
Botschaft unmittelbar vor dem Sondertreffen der Finanzminister über
die Rettung Griechenlands vor der ungeordneten Pleite.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

378380

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum ostwestfälischen Wirtschaftsboom Bielefeld (ots) - Allem Krisengerede zum Trotz zeigt die ostwestfälische Wirtschaft einmal mehr Robustheit - und ihre ganze Stärke. Auch wenn die Wirtschaftskrise 2009 insbesondere die Industriebetriebe in der Region hart getroffen hat, ist das erstklassige Comeback jetzt beeindruckend mit neuen Rekordzahlen schwarz auf weiß belegt. Beim genauen Blick auf die Branchen wird zwar deutlich, dass längst nicht alle gleichermaßen gut aus dem tiefen Tal herausgekommen sind. Dass die Wirtschaft in Ostwestfalen trotzdem schon im Jahr zwei mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu China / Euro Osnabrück (ots) - Versöhnliches China China denkt um. Bisher wehrte sich Peking standhaft gegen allzu umfassende Hilfsmaßnahmen für den Euro. Jetzt signalisiert Regierungschef Wen Jiabao ein Einlenken. Es ist höchste Zeit. Schon viel zu lange weigert sich China, die Realitäten der Weltwirtschaft anzuerkennen. Das Land ist längst zu einem wichtigen Teil des globalen ökonomischen Systems geworden. Bekommt China einen Schnupfen, husten die USA oder Europa. Umgekehrt ist die Ansteckungsgefahr aber mindestens genauso hoch. mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Elefanten im Porzellanladen - Kommentar Leutkirch (ots) - Da bereitet sich die Politik darauf vor, ein neues Hilfspaket zu schnüren. Und pünktlich treten die Rating-Agenturen in die Öffentlichkeit, um mal wieder blockweise Euro-Länder abzustufen. Das ist frustrierend und verstärkt die Schuldenkrise in Europa. Staaten mit einer guten Bonität können sich günstig Geld leihen. Doch wenn die Rating-Agenturen sie abwerten, steigen die Kosten in die Höhe. Anstatt Geld in Strukturen stecken zu können, heißt es dann erst mal Zinsen zahlen. Wenn Anleger einer Anlage misstrauen, mehr...

  • Erfahrungen und Schlussfolgerungen aus dem FDA QbD-Pilotprogramm - Fallstudie Merck Serono London (ots/PRNewswire) - Hochrangige Vertreter von führenden Pharmakonzernen, darunter Roche Diagnostics, Lonza, Abbott, F. Hoffman-La-Roche LTD und Novartis MIT, werden vom 24. bis 25. April 2012 beim Pharma Qbd Forum in Berlin zusammentreffen, um ihr Fachwissen darüber zu teilen, wie sich das "Quality by Design"-Konzept in der Wirkstoffentwicklung einsetzen lässt. Eines der wesentlichen Gesprächsthemen werden die Ergebnisse der Merck-Serono-Fallstudie bilden sowie die Frage, wie die Erfahrungen aus diesem FDA-Pilotprogramm mehr...

  • 73 % der Unternehmen erledigten 2010 Behördenangelegenheiten elektronisch Wiesbaden (ots) - Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) nutzten im Jahr 2010 bereits 73 % der Unternehmen mit Internetzugang in Deutschland die Möglichkeit, ihre Behördenangelegenheiten online zu erledigen. Damit ist der Anteil der E-Government-Nutzer im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 20 Prozentpunkte gestiegen. Insbesondere kleinere Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten kommunizieren immer häufiger auf elektronischem Wege mit der öffentlichen Verwaltung. Hier stieg der Anteil von 49 % im Jahr 2009 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht