(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) mit Pro und Kontra zu Ladenöffnungszeiten

Geschrieben am 18-01-2012

Bielefeld (ots) - PRO: »Freie Öffnungszeiten für freie
Arbeitnehmer«

Der Wunsch, die Uhr zurückzudrehen, ist verständlich. In der
Praxis ist dies allerdings selten möglich - schon gar nicht beim
Ladenschluss. Die Gründe, die zu der grundlegenden Liberalisierung
geführt haben, gelten heute noch mehr als vor fünf Jahren, als das
Gesetz in Nordrhein-Westfalen letztmals geändert wurde. Der Anteil
der Beschäftigten, die morgens um neun Uhr ihre Arbeit aufnehmen und
um 17 Uhr ins Auto oder in den Bus nach Hause steigen, schrumpft
weiter von Jahr zu Jahr. Die anderen stellen die Mehrheit. Für sie
einzutreten wäre eigentlich Aufgabe der Gewerkschaften. Jede
Einschränkung der Ladenöffnungszeiten würde ihren Stress erhöhen.
Dabei soll Einkaufen doch Spaß machen. Wer abends nach 19 oder gar 20
Uhr den Einkaufswagen durch einen Supermarkt schiebt, kann mitunter
den Eindruck einer After-Work-Party haben. Das zeigt: Die
Serviceleistung des Einzelhandels wird geschätzt - ein wichtiges
Argument gerade im Vergleich zum Internet. Unklar ist, ob bei
längeren Öffnungszeiten mehr Geld ausgegeben wird. Mindestens aber
verteilen sich die Ausgaben anders. Wer zu den richtigen Zeiten
öffnet und den Kunden mehr Service bietet, profitiert. Und das ist
gut so. Mit der Forderung nach Rücknahme des freien Ladenschlusses
aber folgt Verdi nicht einmal den Interessen der meisten
Verkäuferinnen und Verkäufer. Manche können überhaupt nur in den
Randzeiten arbeiten. Viele brauchen die höheren Stundenlöhne. Nichts
spricht gegen ein neues Ladenschlussgesetz, wenn dadurch falsche
Einschränkungen etwa gegen den Verkauf von Blumen und Backwaren an
hohen Feiertagen korrigiert werden. An den freien Öffnungszeiten für
freie Arbeitnehmer aber sollte sich nichts ändern.

KONTRA: »Kompromiss zum Schutz von Familie und Freizeit«

Natürlich hat sich die Arbeits- und Einkaufswelt in den
vergangenen Jahren weiter gedreht. Doch Einkaufen bis in die Nacht
hinein oder samstags zu Zeiten, in denen früher die ganze Familie vor
dem Fernseher versammelt war, muss nun wirklich nicht sein. Der Kunde
kann den Euro nur einmal ausgeben. Daran hat sich nichts geändert und
daran wird sich auch nichts ändern. Allzu ausgeweitete Öffnungszeiten
leisten vielmehr der Veränderung der Gesellschaft Vorschub und sind
familienfeindlich. Und das gilt nicht nur zwangsläufig für die
betroffenen Beschäftigten im Einzelhandel, sondern manchmal auch für
Kunden, die den unbegrenzten Konsumverlockungen erliegen. Soziale
Kontakte und Vereinsaktivitäten werden in Mitleidenschaft gezogen. Ob
bei der Chorprobe am Mittwochabend oder beim Mannschaftssport mit
Spielbetrieb am Wochenende: Mitstreiter fehlen, weil sie hinter der
Kasse sitzen oder Waren in die Regale räumen müssen. Ganz zu
schweigen vom sonntäglichen Einkaufstourismus: Inzwischen gibt es
kaum einen Sonntag im Jahr, an dem nicht im Umkreis von 30
Autominuten Geschäfte ihre Türen öffnen und um Kunden buhlen. Vielen
Mitarbeitern dürfte die Flexibilisierung auch keinen Vorteil gebracht
haben. Offenbar wurden Vollzeitstellen zugunsten von Minijobs
geopfert. Und das sicherlich nicht immer freiwillig. Um eines klar zu
stellen: Ein Rückfall in alte Zeiten mit Mittagspause und
Ladenschluss um 18.30 Uhr ist sicherlich nicht zeitgemäß. Das kann
niemand ernsthaft wollen. Doch eine für alle Beteiligten -
Mitarbeiter, Kunden, aber auch Händler und Konzerne - vernünftige
Kompromisslösung sollte zu finden sein. Aus meiner Sicht wäre die
erreicht, wenn sich die Türen wochentags um 20 Uhr und samstags
spätestens um 18 Uhr schließen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

373656

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu Konjunktur Osnabrück (ots) - Deckung oben halten Es hatte etwas von einem Boxkampf: in der roten Ecke Justin Lin, Chefvolkswirt der Weltbank, in der blauen Ecke Philipp Rösler, deutscher Wirtschaftsminister. Gestern prallten ihre Argumente im Ring der internationalen Konjunktur-Debatte aufeinander. Der chinesische Wirtschaftswissenschaftler warnte eindringlich vor einer globalen Krise wie im Jahre 2008, der deutsche Politiker sprach von robuster Wirtschaft und Deutschland als einem Stabilitätsanker. Lin sieht die Industriestaaten in Rezessionsgefahr, mehr...

  • BridgePoint Medical meldet Lizenzvereinbarung für seine peripher-vaskulären Produkte Minneapolis (ots/PRNewswire) - BridgePoint Medical(R), Inc., ein im Bereich der interventionellen Kardiologie tätiger Entwickler von innovativen peripher-vaskulären Geräten zur Durchdringung chronischer Verschlüsse der Koronargefässe, gab heute bekannt, dass das Unternehmen eine verbindliche Lizenzvereinbarung über die Nutzungsrechte seiner peripher-vaskulären Produkte, darunter der BigBoss(TM)-Katheter, die Mantaray(TM)-Katheter und der Mantaray(TM)-Führungsdraht, mit Covidien abgeschlossen habe. Covidien, ein führender weltweiter mehr...

  • York Capital Management veröffentlicht Erklärung zu griechischen Staatsanleihen New York (ots/PRNewswire) - York Capital Management hat heute die folgende Erklärung herausgegeben: Normalerweise nehmen wir keine Stellung zu Gerüchten auf dem Markt, doch in diversen Medienberichten wurde fälschlicherweise angegeben, York Capital sei an den Verhandlungen über griechische Staatsanleihen beteiligt und plane, sich dabei unkooperativ zu verhalten. Diese Berichte entsprechen nicht der Wahrheit. Die griechischen Staatsanleihen, die York hält, waren nie von nennenswerter Grösse, und York war zu keinem Zeitpunkt an mehr...

  • WAZ: Designierter Deutsche-Bank-Chef Fitschen vergleicht aktuelle Krise mit 2008 Essen (ots) - Der designierte Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, hat ein dramatisches Bild von der Lage an den Finanzmärkten gezeichnet. Wie die Zeitungen der Essener WAZ-Gruppe (Donnerstagausgabe) berichten, verglich Fitschen die aktuelle Situation sogar mit den Turbulenzen nach der Krise der Investmentbank Lehman im Jahr 2008. Fitschen, der im Mai gemeinsam mit dem Investmentbanker Anshu Jain die Nachfolge von Josef Ackermann antreten soll, verwies bei einem Empfang der Deutschen Bank in Essen darauf, dass die Banken derzeit mehr...

  • Credit Suisse lässt sich auf der SSON Eastern Europe 2012 in die Daten blicken London (ots/PRNewswire) - SSON bringt eine Gruppe von hochrangigen Fachleuten für Shared Services und Outsourcing aus Osteuropa zusammen, die dabei helfen sollen, für ein konzentriertes und höchst relevantes Meeting zu sorgen. Nach Monaten der regionalen Recherche wird der SSON Eastern Europe Summit vom 19. - 21. März diesen Jahres in Budapest stattfinden. Im Lauf der dreitätigen Gipfelkonferenz werden Branchengrössen wichtige Themen rund um Strategie und Wachstum, Änderungs-Management und Corporate Governance sowie operativen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht