(Registrieren)

DER STANDARD-Kommentar "An kleinen Rädchen drehen"

Geschrieben am 03-01-2012

von Andrea Heigl

Wien (ots) - Wenn man sich das vergangene Jahr im nachrichtlichen
Zeitraffer ansieht, dann könnte man zu dem Schluss kommen, die Lösung
aller Probleme im Gesundheitssystem bestehe aus nur vier
Buchstaben:_Elga. Zumindest wurde kein gesundheitspolitisches Thema
2011 so heiß diskutiert wie die elektronische Gesundheitsakte, was
vor allem am vehementen Widerstand dagegen liegt. Ein Knopfdruck, und
jeder weiß, wie es um die Gesundheit des Nachbarn, des zukünftigen
Mitarbeiters oder des Bundespräsidenten bestellt ist? In Wahrheit ist
es schon um einiges komplexer, als die Gegner von Elga suggerieren;
aber so lassen sich gut Emotionen erzeugen.
Komplex ist überhaupt so ziemlich alles im Gesundheitssystem. Die
grundlegende Reform, nach der alle rufen, sie ist nicht durchführbar,
egal welcher Wunderwuzzi im Gesundheitsministerium sitzt.
Finanzierung aus einer Hand, das Mantra der Gesundheitsökonomen - zum
Scheitern verurteilt, solange nicht die Bundesländer abgeschafft
und/oder die 22 Krankenkassen zusammengelegt werden. Also bleiben die
beiden parallel verwalteten Systeme - Spitäler und niedergelassene
Ärzte - bestehen. Was diese Doppelgleisigkeit jährlich an Mehrkosten
verursacht, ist schwer zu beziffern, es ist jedenfalls eine Zahl mit
vielen Nullen. Drei Milliarden Euro Sparpotenzial ortet das Institut
für Höhere Studien schon seit Jahren im Gesundheitssystem; von 1,8
Milliarden Euro sprach kürzlich ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf.
Viel ärgerlicher als die perpetuierte Unreformierbarkeit ist aber,
wie das Kompetenz-Wirrwarr den Patienten auf den Kopf fällt. Geraten
sie in die Nähe der Schnittstellen, dann wird es kompliziert oder
teuer oder beides. Von ihnen verlangt man, sich möglichst
kostenschonend vom Hausarzt zum Facharzt, ins Krankenhaus und wieder
zurück zu navigieren, die Genehmigungen für Untersuchungen und
Medikamente einzuholen und die eigenen Diagnosen im Kopf zu haben.
Das alles in einer Situation, in der man sich als Nichtmediziner
ohnehin ausgeliefert fühlt, in der es im schlimmsten Fall sogar um
Leben und Tod geht. Dazu muss man nicht nur geistig topfit sein, es
setzt auch ein Grundverständnis für österreichische Befindlichkeiten
voraus. Wie ergeht es dabei wohl der demenzkranken Pensionistin? Oder
dem Zuwanderer, der nicht gut Deutsch spricht?
Auch wenn das in Reformdiskussionen kein populärer Ansatz ist:
Angesichts der politischen Realitäten ist das Einzige, was das kranke
Gesundheitssystem nachhaltig heilen könnte, das Drehen an den kleinen
Rädchen. Ein bisschen Bürokratieabbau hier, ein bisschen
Ressourcenbündeln da. Das freut nicht nur die Finanzministerin, es
macht im besten Fall auch den Patienten das Leben leichter. So
gesehen wäre Elga zwar immer noch nicht die Lösung aller Probleme,
aber doch ein maßgeblicher Schritt: eine Informationsbrücke zwischen
zwei Systemen, die auch auf lange Sicht nicht zusammenführbar sind.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

371315

weitere Artikel:
  • Ukraine übernimmt ZEI-Präsidentschaft Kiew, Ukraine (ots/PRNewswire) - ? Die Ukraine übernimmt für das Jahr 2012 den Vorsitz in der Zentraleuropäischen Initiative. In Anbetracht des strategischen Zieles des Landes, sich in die EU zu integrieren, hob Kostjantyn Hryschtschenko, Aussenminister der Ukraine, die Bedeutung der aktiven Beteiligung der Ukraine an der Arbeit dieser regionalen Organisation hervor. Die Ukraine übernimmt den Vorsitz von Serbien, das im Jahr 2011 den Vorsitz in der ZEI innehatte. Im August des Jahres 2011 beauftragte Viktor Janukowitsch, mehr...

  • ots.Audio: Laufbänder - damit die guten Vorsätze schnell umgesetzt werden München (ots) - Der kalorienreiche Weihnachtsbraten, die leckeren Kekse und das eine oder andere Glas mehr sind gegessen und getrunken worden und machen sich jetzt an Bauch und Hüfte bemerkbar. Um die Pfunde schnell wieder los zu werden und wetterunabhängig Sport zu treiben, bieten sich Fitnessgeräte für zu Hause an, wie z.B. Laufbänder, denn sie sind auch für untrainierte und übergewichtige Menschen in der Regel gut geeignet. Nun kauft man sich so ein Gerät ja nicht täglich, sodass es im Vorfeld, viel zu beachten gilt, erklärt mehr...

  • In diesen Ländern ist die Christenverfolgung am schlimmsten / Open Doors-Weltverfolgungsindex 2012 erschienen / Islamischer Extremismus Hauptursache für Anstieg der Verfolgung Kelkheim (ots) - Ob in Asien, der arabischen Welt oder in Afrika: Die Situation für Christen hat sich zunehmend dort verschlechtert, wo auch der islamische Extremismus zugenommen hat. Zu dieser Einschätzung kommt das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors, das heute seinen Weltverfolgungsindex 2012 veröffentlichte. Zum zehnten Mal in Folge führt das abgeschottete Nordkorea auf Platz 1 die Rangliste der 50 Staaten an, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Die weiteren neun vorderen Plätze belegen allesamt islamisch mehr...

  • Ungeeignet für Geheimnisse / Spätestens nach einer halben Stunde plaudern Frauen Vertrauliches weiter Baierbrunn (ots) - Wenn Sie das nächste Mal einer Freundin etwas Vertrauliches erzählen wollen, überlegen Sie es sich gut, denn es dauert gerade mal eine halbe Stunde, bis sie es womöglich weiterplaudert, mahnt das Apothekenmagazin "BABY und Familie". Der Rat geht auf eine Studie britischer Wissenschaftler mit rund 3000 Frauen zurück. Der Hälfte der Frauen war es ein Bedürfnis, ihre Geheimnisse mit jemandem zu teilen. Tröstlich: Nur 13 Prozent verbreiten Klatsch absichtlich. Dieser Beitrag ist nur mit Quellenangabe zur Veröffentlichung mehr...

  • Griechische Tragödie / Die Wirtschaftkrise Griechenlands schlägt auf die Gesundheitsversorgung durch Baierbrunn (ots) - Die Schuldenkrise wächst sich in Griechenland zunehmend zur Gesundheitskrise aus, berichtet die "Apotheken Umschau". Mehr und mehr kranke Griechen verzichten aus Kostengründen auf einen Besuch beim Haus- oder Zahnarzt. Gleichzeitig sind die Einweisungen in öffentliche Krankenhäuser innerhalb eines Jahres um ein Viertel gestiegen - bei schrumpfenden Budgets. Im ersten Halbjahr 2011 nahmen sich zudem 40 Prozent mehr Griechen das Leben als im gesamten Vorjahr. Dieser Text ist nur mit Quellenangabe zur Veröffentlichung mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht