(Registrieren)

Freie Presse (Chemnitz): In Sachsen droht Lohndumping bei den Rettungsdiensten Die Blaulichtretter sind nicht billig. Im Freistaat wollen Teile der Regierungskoalition deren Personalkosten drücken.

Geschrieben am 28-12-2011

Chemnitz (ots) - Dresden - Für Unruhe unter Rettungsdiensten und
Notärzten sorgt derzeit ein Gesetzesvorhaben von CDU und FDP in
Sachsen. Nachdem die Europäische Kommission unter anderem vom
Freistaat verlangt hat, seinen Markt für den Rettungsdienst zu
liberalisieren, suchen Teile der schwarzgelben Koalition nach
Möglichkeiten, nur die Personalkosten öffentlich auszuschreiben,
schreibt die Chemnitzer "Freie Presse " in ihrer Donnerstagausgabe.
Den darüber seit Monaten anhaltenden Streit bezeichnen inzwischen
selbst die gesetzlichen Krankenkassen in Sachsen als "nicht
hinnehmbar". Auch sie befürchten, dass damit ein Lohndumping in Gang
kommt, was die Qualität des Rettungsdienstes erheblich
beeinträchtigen würde. In Deutschland ist der Rettungsdienst
Ländersache, in Sachsen ist er als Aufgabe der zehn Kreise und drei
kreisfreien Städte geregelt. Die EU verlangt seit 2010, diese
Leistungen europaweit auszuschreiben. Es ist ein Millionengeschäft.
Der Rettungsdienst im Freistaat kostet nach Angaben der AOK-plus-
Kasse in diesem Jahr rund 160 Millionen Euro plus die Vergütungen der
Notärzte. Um diese Summen wetteifern in Sachsen Kommunen auf der
einen sowie private Anbieter und Hilfsorganisationen auf der anderen
Seite. Der vorliegende Regelungsentwurf gilt als Sieg für die Kreise
und Großstädte. Sie wollen die lukrative materielle Seite wie
Fahrzeuge, Medikamente und Rettungswachen "verstaatlichen", die
Kosten fürs Personal dem Markt überlassen. Michael Burgkhardt, Chef
der Bundesvereinigung der Notärzte, lehnt das kategorisch ab. Dies
führe in einen Billiglohnsektor ohne Tarifbindung, sagte der
Leipziger, in dem die nötige Ausbildungsqualität nicht mehr zu halten
sei. Ihn unterstützt Frieder Neidel, Geschäftsführer der
Ambulanzdienste Neidel GmbH aus Werdau. "Wirtschaftlich ist ein
Rettungsdienst nur zu machen, wenn alle Leistungen zusammen
ausgeschrieben werden", sagte er gestern. Wettbewerb könne nicht auf
dem Rücken des Personals stattfinden. Das sehen auch Krankenkassen
und Hilfsorganisationen so. Der Landtagsabgeordnete Rolf Seidel (CDU)
beklagt in den Verhandlungen starke Widerstände in der eigenen
Fraktion als Folge "einer massiven Lobby der Kreise und Großstädte".
Die Kommunen müssten "Macht und Geld abgeben", sieht auch Benjamin
Karabinski (FDP-Fraktion). Kommenden Montag wird wieder verhandelt.
Kommt es zu keinem Durchbruch, könnte die Koalition vor einer
neuerlichen Zerreißprobe stehen.



Pressekontakt:
Freie Presse (Chemnitz)
Torsten Kleditzsch
Telefon: +49 371 656-10400
torsten.kleditzsch@freiepresse.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

370730

weitere Artikel:
  • Mindener Tageblatt: Kommentar zum Bundesfreiwilligendienst / Warum keine Dienstpflicht ? Minden (ots) - "Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann. Frage, was Du für Dein Land tun kannst." Die Antwort auf John F. Kennedys berühmten Satz finden junge, aber auch ältere Bürger zunehmend im Bundesfreiwilligendienst. Wobei es vielen wahrscheinlich nicht unbedingt um das vielleicht doch ein bisschen pathetische "Land" geht, sondern vielmehr um sinnvolles gesellschaftliches Engagement für andere. Hier wird ein deutliches Zeichen gegen Egoismus und soziale Kälte gesetzt. Das freut nicht nur die zuständige Familienministerin. mehr...

  • Berliner Zeitung: Kommentar zur Drogenpolitik Berlin (ots) - Nicht die Drogen, vielmehr erst deren Kriminalisierung erzeugt den Schwarzmarkt mit den extremen Gewinnspannen im illegalen Handel, mit der Beschaffungskriminalität und mit Gefahren für Leib und Leben der Abhängigen. Die meisten der 1 331 Drogentoten im Jahr 2009 sind nicht ihrer Sucht zum Opfer gefallen, sondern der schlechten Qualität der Drogen. Der "war on drugs" ist nicht erst in den vergangenen Jahren gescheitert. Verloren war er in dem Augenblick, da er begonnen wurde. Pressekontakt: Berliner Zeitung mehr...

  • Berliner Zeitung: Kommentar Ehegattensplitting für Schwule Berlin (ots) - Statt den Unfug namens Ehegattensplitting auf 66 000 schwule und lesbische Paare auszuweiten, ist es höchste Zeit, an dessen Stelle ein Steuerrecht zu setzen, das klar Kinder bevorteilt. Familienministerin Schröder (CDU) hat angekündigt, alle familienpolitischen Leistungen (250 Milliarden Euro pro Jahr) auf Effizienz zu prüfen - "vom Ehegattensplitting bis zum Kindergeld". Davon keine Spur. Nun wird die Ausweitung des Splittings weitere Milliarden fressen, zu bezahlen womöglich durch Kürzung des Elterngeldes für Väter mehr...

  • "DER STANDARD"-Kommentar zu Pelinka in den ORF: "Schamlos" von Alexandra Föderl-Schmid Ausgabe vom 29.12.2011 Wien (ots) - Kein Wunder, wenn sich ORF-Mitarbeiter verschaukelt vorkommen - um nicht eine drastischere Formulierung zu verwenden. Dass die Bestellung Nikolaus Pelinkas zum Bürochef des Generaldirektors fünf Tage vor der Ausschreibung verkündet wurde, ist mehr als eine "ein bisschen komische Optik", die der ORF-Sprecher einräumt. Mehr als ein bisschen komisch ist, dass Kandidatinnen "zur Hebung des Frauenanteils" aufgefordert werden, sich zu bewerben. Dabei ist der Job schon an einen Mann vergeben - der am 1. mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Künftiger KMK-Präsident Rabe gegen Zentralabitur Köln (ots) - Köln. Ties Rabe, ab 2012 Präsident der Kultusministerkonferenz, hat sich gegen das bundesweite Zentralabitur ausgesprochen. "Dann müssten wir alle Abiturprüfungen Deutschlands an einem einzigen Tag durchführen", sagt der 51-jährige SPD-Politiker, der in Hamburg Senator für Schule und Berufsbildung ist, dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstagausgabe). "Das hieße beispielsweise auch, dass wir sämtliche Ferien aneinander angleichen müssten." Allerdings wünsche er sich, "dass wir Kultusminister uns dahingehend verabreden, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht