(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Diesmal keine Nachsicht mit brutalen Schlägern

Geschrieben am 21-12-2011

Berlin (ots) - Das Urteil ist hart. Aber es ist geboten. Wer wie
die vier Berliner Schüler völlig grundlos aus niedersten Motiven auf
einen Menschen einprügelt, ihn fast zu Tode traktiert, hat keine
Nachsicht, keine mildernden Umstände verdient. Die Jugendlichen - sie
alle haben einen Migrationshintergrund und stammen aus Kenia, dem
Irak, dem Kosovo und Bosnien - werden die nächsten Jahre im Gefängnis
für ihre Brutalität büßen. Das Opfer kämpft weiter mit den Folgen des
mörderischen Gewaltanschlags. Ob es je wieder in ein völlig normales
Leben zurückfindet, kann man nur hoffen. Das alles geschah mitten in
Berlin, in einem der insgesamt 173 U-Bahnhöfe, von denen 63 mehr oder
weniger als Schwerpunktorte für Gewaltkriminalität gelten. Das Urteil
wirft allerdings mehrere Fragen auf. Da ist zunächst der
vergleichsweise milde Richterspruch gegen den Berliner Gymnasiasten
Torben B., der - ohne Migrationshintergrund - nicht minder brutal
Ostern im U-Bahnhof Friedrichstraße grundlos einen jungen Mann
zusammenschlug. Nachsicht mit einem 18- Jährigen, nur weil er stark
alkoholisiert war und sich Stunden später der Polizei stellte,
andererseits Härte für eine vergleichbare Tat im nüchternen Zustand?
Ist das gerecht? Das Leid des Opfers hängt nicht vom Alkoholpegel der
Täter ab. Natürlich drängt sich einmal mehr die Frage nach der
Sicherheit in Berlins öffentlichen Verkehrsmitteln auf; insbesondere
bei der S- und U-Bahn. Die weitere Zunahme der Überfälle bei
gleichzeitiger Häufung fast unvorstellbarer Brutalität ist Beleg
dafür, dass technische Überwachungssysteme - und mögen sie noch so
ausgeklügelt sein - weder helfen noch schlichten, wenn ein Streit im
Bahnhof oder im Zug eskaliert oder gleich grundlos zugeschlagen wird.
Rettung verspricht allein präsentes Sicherheitspersonal. Rund 70
Polizisten sorgten bis 2003 zusammen mit der BVG für Ruhe und
Ordnung. Dann wurden sie dem Senat zu teuer und eingespart.
Zivilcourage mutiger Bürger ist kein Ersatz, auch wenn manche
Politiker dies glauben machen wollen. Die haben leicht reden, fahren
abends in ihren Dienstwagen nach Hause und in der U-Bahn allenfalls
in Begleitung eines Sicherheits- und Medientrosses. Erst am
vergangenen Wochenende ist wieder ein Fahrgast, der Zivilcourage
gezeigt hatte, niedergeschlagen worden. Auch schärfere Gesetze,
Verordnungen oder Bußgelder zur Wahrung von Ruhe und Ordnung, wie sie
die Deutsche Bahn jetzt angekündigt hat, sind nichts als
Sprechblasen, solange es an Personal mangelt, um durchzusetzen, was
auf dem Papier steht. Das nennt man ein Vollstreckungsproblem. Dies
zusammen mit mehr Personal an der Gefahrenfront zu lösen, wird eine
der großen Bewährungsproben für den neuen Innensenator Frank Henkel.
Und schließlich die Frage nach dem Migrationshintergrund der gestern
verurteilten Jugendlichen. Ihr offenkundiger Hass auf die Deutschen
und die Schwachen in der Gesellschaft kündet ebenfalls von Rassismus,
dazu von fehlgeschlagener Integration. Solche Exzesse, leider keine
Einzelfälle, dürfen allerdings nicht davon ablenken, wie oft auch in
dieser Stadt Integration gelingt. Darüber wird leider nur zu wenig
gesprochen.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chefin vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

370138

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: Bundeswehr Stuttgart (ots) - Wer sich dem laufenden Provisorium freiwillig stellt und verpflichtet, muss schon ein Überzeugungstäter sein - oder in der Bredouille stecken, keinen anderen Job zu finden. Doch die Bundeswehr darf nicht zur Unterschichtenarmee werden. Noch fragen die Kandidaten trotz aller Auslandskampfeinsätze nach dem zivilen Nutzen einer militärischen Laufbahn. Da muss es mehr Schnittstellen geben. Die Bundeswehr muss es schaffen, auch einen 38-jährigen Bauingenieur für vier, sechs, acht Jahre zu gewinnen . Erst wenn das gelingt, mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Gespanntes Warten auf Christian Wulffs Weihnachtsansprache = von Martin Vogler Düsseldorf (ots) - Wer für die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten am Sonntag eine extrem hohe Sehbeteiligung erwartet, bedarf keiner prophetischen Gaben. Normalerweise halten sich ja Neuigkeitswert und Unterhaltungsfaktor solch staatstragender Sendungen in Grenzen. Diesmal dürfte die Fernsehgemeinde bis zuletzt spekulieren: Wird Christian Wulff doch etwas zu seinen aktuellen Problemen sagen? Wie wird es wirken, falls er über Schuldenkrise und Aufrichtigkeit spricht? Oder wird er womöglich doch noch auf die öffentliche Rede mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur EZB Halle (ots) - Europas Banken muss es verdammt dreckig gehen. Das ist die am nächsten liegende Interpretation des riesengroßen Kredites, den die Europäische Zentralbank (EZB) ausgereicht hat. Eine halbe Billion Euro leihen sich die Banken. Dabei braucht das Euro-Bankensystem als Ganzes die Liquidität eigentlich nicht. Eigentlich. Denn einzelne Banken, die zu wenig davon haben, bekommen von den anderen, die zu viel davon haben, kein Geld mehr gepumpt. Das Vertrauen zueinander ist dahin. Deshalb avancieren nun alle Banken mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Armutsbilanz Halle (ots) - Wer Fische verschenkt, anstatt fischen zu lehren, hängt ärmere Bevölkerungsteile dauerhaft an den Tropf sozialstaatlicher Alimentation. Anstelle bloßer Transfers bedürfte es einer Armutsbekämpfungsstrategie, die erstens auf Bildung, zweitens auf Bildung und drittens auf Bildung setzt. Sinnvolles sozialstaatliches Handeln befähigt Menschen zu einem selbst bestimmten und selbst finanzierten Dasein. Niemand darf aus der Verantwortung entlassen werden, Hilfe anzunehmen, Teilhabechancen umzusetzen. Allerdings - ein mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Wohnungsbaubilanz Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Den Letzten beißen die Hunde. Wer Arbeitslosengeld II bezieht, kann nur noch zwischen zwei schlechten Möglichkeiten wählen: Entweder er spart von dem wenigen, das ihm zur Verfügung steht, etwas ab, um die Miete bezahlen zu können. Oder aber er sucht sich eine billigere Wohnung. Die aber gibt es immer seltener, weil die Wohnungsgesellschaften zurecht bestrebt sind, ihren Wohnungsbestand zu modernisieren. Nur so können die Städte attraktiv bleiben oder werden. Was also tun? So weitergehen kann es nicht. Die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht