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Dampfnostalgie in Sachsen-Anhalt / 125 Jahre Harzer Schmalspurbahn

Geschrieben am 15-12-2011

Magdeburg (ots) - Von Weitem sieht sie aus wie eine
Spielzeug-Eisenbahn. Eine dicke weiße Rauchwolke quillt aus dem
Schornstein der Dampflokomotive und ein Eisenbahngeräusch wie aus
Kindertagen zieht durch die Landschaft. Seit 125 Jahren fährt die
Harzer Schmalspurbahn durch Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge
bis auf den Brocken - und manchmal steht auch ein Laie aus einem der
Schnupper-Lokomotivführer-Lehrgänge im Führerhaus.

125 Jahre ist es her, dass die Selketalbahn das erste Mal auf
einer nur einen Meter breiten Spur durch den westlichen Teil
Sachsen-Anhalts, von Gernrode nach Mägdesprung, fuhr. In den
folgenden Jahren, zwischen 1887 und 1899, wurde das Streckennetz der
Harzer Schmalspurbahn weiter ausgebaut. Heute ziehen sechs Dieselloks
und 25 Dampflokomotiven die Wagen über das mehr als 140 Kilometer
lange Schienennetz der Selketal-, Brocken- und Harzquerbahn. 17 alte
Eisenrösser stammen aus den 1950er Jahren. Zwei historische Loks,
sogenannte Mallet-Lokomotiven aus dem Jahr 1897, sind vor allem bei
Sonderzugfahrten im Einsatz. Eine Fahrt mit einer der Harzer
Schmalspurbahnen ist nicht nur, aber vor allem im Winter ein
besonderes Erlebnis, wenn die dick verschneiten Bäume wie Zuckerwatte
aussehen und der kalte Wind den Blick vom Brocken über das
wiedervereinte Deutschland frei von Wolken hält.

Die Brockenbahn, 1899 fertig gestellt, ist die wohl bekannteste
und beliebteste Strecke. Sie führt vom kleinen Örtchen Drei Annen
Hohne bei Wernigerode am Rande des Nationalparks Harz über Schierke
bis auf den Brocken. Dort liegt der Bahnhof auf 1125 Meter - nur 16
Meter unter dem Gipfel. Er ist damit höchster Bahnhof einer
Schmalspurbahn in Deutschland. Ohne Zahnräder, dafür mit 700 PS
stampfen die Züge auf den höchsten Berg Norddeutschlands. Das
steilste Stück der Brockenbahn beginnt gleich hinter Drei Annen
Hohne. Den Reisenden bietet sich dabei ein überwältigendes Panorama
aus dem Zugfenster: tiefverschneite Tannenwälder, Hochflächen und der
Blick auf den Brocken, diesen mythischen Berg - den deutschesten
aller Berge, wie Heinrich Heine in seinem Buch "Die Harzreise"
schrieb.

Die wild-romantischste Strecke hat wohl die Selketalbahn zu
bieten. Etwa 60 Kilometer fährt die Bahn von Quedlinburg über
typische Harzorte wie Gernrode und Harzgerode bis nach Hasselfelde
und hinüber nach Thüringen, zum Bahnhof Eisfelder Talmühle. In engen
Kurven schlängelt sich die Schmalspurbahn durch die urwüchsige
Landschaft, vorbei an schroffen Felskanten, verschneiten Wiesen und
Feldern, zugefrorenen Teichen und alten Buchen- und Eichenwäldern.
Die Wendeschleife in Stiege bietet einen weiteren Superlativ: Sie ist
die kleinste in Europa.

Wie der Name schon sagt, fährt die Harzquerbahn quer über den Harz
- von Nord nach Süd. 60 Kilometer sind es von Wernigerode über den
Brockenbahn-Bahnhof Drei Annen Hohne bis Nordhausen in Thüringen. Auf
der dreistündigen Fahrt durchfährt die Bahn den einzigen
Schmalspurbahn-Tunnel in den neuen Bundesländern und schnauft über
Hochebenen und durch tiefe, waldreiche Täler.

Touristen lieben die Harzer Schmalspurbahn. Schon immer. Die
Strecke auf den Brocken war seit ihrer Eröffnung 1899 extrem beliebt.
In den Sommermonaten tummelten sich zahlreiche Besucher auf dem
Bergplateau und genossen die Aussicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg
allerdings lagen der Harz und damit vor allem der Brocken im Zentrum
des innerdeutschen Spannungsfeldes. Trotzdem fuhr die Bahn noch
einige Jahre den Berg hinauf. Als 1950 die ersten Deutschen
Wintersportmeisterschaften in Schierke stattfanden, wurde sogar ein
zusätzlicher Bahnhof in Eckerloch gebaut. 1957 waren die sieben
täglich verkehrenden Züge regelmäßig so überfüllt, dass nicht jeder,
der wollte, auch wirklich mitfahren konnte. Am 13. August 1961 wurde
im Zuge der Grenzschließung der DDR und des Mauerbaus in Berlin
allerdings auch der Reiseverkehr auf den Brocken eingestellt. Nur
noch wenige Güterzüge durften in den folgenden Jahren auf den Brocken
fahren, der nun im Todesstreifen lag. Erst nach dem Fall der Mauer
kam der Verkehr auf der Brockenbahn wieder in Schwung. Nach
Bürgerinitiativen und Reparaturarbeiten an Gleisen, Brücken und den
alten Dampfloks, fuhr im September 1991 wieder der erste Reisezug auf
den Brocken.

Heute arbeiten rund 260 Mitarbeiter bei der Harzer Schmalspurbahn
GmbH (HSB). Jährlich werden rund 1,1 Millionen Fahrgäste - Pendler
wie Touristen - in 88 Reisezugwagen transportiert. Neben dem
regulären Reiseverkehr bietet die HSB auch einige touristische
Produkte an. Besonders beliebt ist die Fahrt mit dem
"Mephisto-Express" von Wernigerode auf den Brocken, wo zwischen März
und November an mehreren Wochenenden im Goethesaal "Faust - die
Rockoper" aufgeführt wird und seit 2011 auch "Faust II - die
Rockoper". Die Mischung aus Goethes Texten, Rockmusik und
schillernden Kostümen begeistert das Publikum. Wer schon immer davon
geträumt hat, Lokomotivführer zu werden, der kann bei den Harzer
Schmalspurbahnen einen dreitägigen Schnupperkurs belegen und sich zum
Ehren-Lokführer ausbilden lassen. Unter realen Bedingungen fährt der
Lehrling volle Schichten eines Lokführers mit und wird - sozusagen im
laufenden Betrieb - in die Geheimnisse der Wartung, Pflege und des
Antriebs der alten Eisenrösser eingewiesen.

Die Harzer Schmalspurbahn zählt zu den Leuchttürmen des Projektes
"Dampfnostalgie im Herzen Deutschlands", mit dem die Tourismus
Marketing Gesellschaft Sachsen mbH und die Investitions- und
Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH gemeinsam Angebote rund um
das Thema historische Eisenbahnen bündeln. Hobbyeisenbahner können
sich im Internet unter www.dampfnostalgie-deutschland.de informieren.
Zudem ist eine Broschüre zum Thema erschienen, die auf der
Internetseite bestellt werden kann.

Neben Ausflügen mit der Harzer Schmalspurbahn bieten sich in
Sachsen-Anhalt Fahrten mit Museumseisenbahnen wie der Rübeland Bahn
und der Mansfelder Bergwerksbahn an. Außerdem gibt es in
Sachsen-Anhalt drei Eisenbahn- und Technikmuseen: das
Traditionsbahnbetriebswerk Staßfurt, die Dampflokfreunde Salzwedel
und die Traditionsgemeinschaft 50 3708-0 in Blankenberg. Park-, Berg-
und Straßenbahnen kann man im Straßenbahnmuseum in Halle (Saale), im
Museumsdepot Sudenburg in Magdeburg und bei der Parkeisenbahn
Krumpholz in Bernburg bewundern.

Weitere Informationen: www.hsb-wr.de,
www.dampfnostalgie-deutschland.de



Pressekontakt:
Investitions- und Marketinggesellschaft mbH
Ursula Schild
Tel. 0391-5677088
presse@img-sachsen-anhalt.de


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