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Westdeutsche Zeitung: Der Konstruktionsfehler des Euro ist nur schwer zu beheben = Von Martin Vogler

Geschrieben am 08-12-2011

Düsseldorf (ots) - Vor mehr als einem Jahrzehnt begleiteten viele
den Start des Euro skeptisch, aber doch hoffnungsvoll. Schließlich
leuchtete es ein, dass Wachstum und grenzübergreifender Handel besser
funktionieren, wenn nicht ständige Wechselkursschwankungen das
Kalkulieren erschweren. Besonders für eine starke Exportnation wie
Deutschland war das ein tolles Argument. Und dann kamen noch die
Aha-Effekte bei der Urlaubsreise dazu: kein Umrechnen, kein
Umtauschen, nur noch eine Geldbörse für viele Länder. Das Image der
neuen Währung schien sich gut zu entwickeln.

Doch jetzt ist der Ruf ruiniert. Beseelt vom Gedanken einer
mächtigen europäischen Währungsunion, die dem Dollarraum den Rang
abläuft, bekamen viel zu viele Länder viel zu schnell den Euro.
Bindende Regeln einzuführen, oder sich gleich für eine gemeinsame
Finanzpolitik zu entscheiden, wurde darüber vergessen. Und man muss
es schonungslos sagen: Dieser Fehler lässt sich nicht reparieren.

Jetzt kann es leider nur Flickwerk und Nachbesserungsversuche
geben. Hoffentlich werden wenigstens heute in Brüssel die Weichen für
eine Änderung der EU-Verträge gestellt. An harten Sanktionen gegen
Defizitsünder, wie sie vor allem Angela Merkel will, führt kein Weg
vorbei. Zumindest die 17 Euro-Staaten sollten sich darauf einigen.
Die meisten Politiker fordern zwar, dass unbedingt auch die
restlichen zehn EU-Staaten, die noch eigene Währungen haben,
mitziehen müssen. Es ist jedoch fraglich, ob dafür ausreichend Zeit
und Geduld vorhanden sind.

Leider auch in die Abteilung Flickwerk fallen die gestrigen
Beschlüsse der Europäischen Zentralbank. Der extrem niedrige Leitzins
ist ein fantasieloser Versuch, die Wirtschaft anzukurbeln, weil laut
Lehrmeinung bei niedrigen Zinsen Unternehmen mehr investieren und
Konsumenten mehr ausgeben. Allerdings wächst jetzt die
Inflationsgefahr. Das würde vor allem Sparer treffen, deren Anlagen
angesichts hoher Geldentwertung und niedriger Zinsen schon jetzt eher
schrumpfen.

Weniger beachtet wurde gestern, dass die EZB die Kreditlaufzeiten
für Geschäftsbanken fast verdreifachte und die Bedingungen der
Kreditvergabe an diese weiter lockerte. Auch das schafft keine
Zuversicht.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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