(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur SPD

Geschrieben am 06-12-2011

Bielefeld (ots) - Die SPD hat einer alten Tradition bei
Parteitagen abgeschworen. Sie hat sich in Berlin nicht
innerparteilich selbst zerfleischt. Jahrelang war dies das Ergebnis
solcher Treffen. Der linke Flügel ist in Schach gehalten worden.
Kommission bei der Rente und Kompromiss bei der Steuerpolitik: Ihren
Kuschelkurs konnte die Parteispitze auch über den letzten Tag des
Treffens retten. Ein Aufstand der SPD-Linken wurde abgewehrt.
Parteichef Sigmar Gabriel geht gestärkt hervor - ebenso seine
Mitstreiter Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück. Besonders
die Letztgenannten wollte die Parteilinke mit der Rücknahme wichtiger
Entscheidungen der Großen Koalition - wie der Rentenreform -
eigentlich beschädigen. Dieser Versuch ist gescheitert. Hat die
Partei hier einen Punktsieg errungen, offenbart sie an anderer Stelle
Schwächen. Ausgerechnet der umjubelte Auftritt von Altkanzler Helmut
Schmidt zeigt: Die SPD sehnt sich nach einem wie ihm. Er vereint den
Staatsmann, den leidenschaftlichen Herzenswärmer und den
scharfsinnigen Denker. Eine »Type« wie Schmidt fehlt. Es gibt zwar
die drei Charaktere innerhalb der SPD, die Schmidt in sich bündelt.
Doch dazu braucht es drei Personen - den Staatsmann Steinmeier, den
leidenschaftlichen Herzenswärmer Gabriel und den Denker Steinbrück.
Alles in einem kann die Partei nicht vorweisen. Gabriel hat die
Sozialdemokraten eindeutig nach links geschickt. Er nennt es
Mitte-Links. Ein Hauch von Klassenkampf wehte durch den Saal. Es ist
bei einem kleinen Links-Schlenker geblieben. Alles andere wäre auf
Dauer fatal. Den Spitzensteuersatz von 53 Prozent und somit den
Sprung ganz weit nach links hat die SPD abgelehnt. Versprechungen
sind gemacht, die Mehrheiten müssen sich noch finden. Sollte die SPD
Regierungsverantwortung übernehmen, muss sie sich vor ständigen
Koalitions-Kompromissen - Schwarz-Gelb leidet darunter - hüten. Die
Bürger wollen erkennen, warum sie SPD und nicht Union, FDP oder Grüne
wählen sollen. Der Weg muss vorgezeichnet sein und nicht ständig
geändert werden. Gabriel zeigt sich oft zu sprunghaft - seine große
Schwäche. In der Vergangenheit fiel die SPD eher durch mangelndes
Profil und Grabesruhe auf denn durch Aufbruchstimmung und klare
Visionen. Das Werben für eine Steuer auf Finanzgeschäfte sowie das
Hervorheben des Sozialen in der Marktwirtschaft sind Beispiele
sinnvoller Abgrenzung. Doch am Ende stehen Wahlergebnisse. Trotz
aller Euphorie beim Parteitag muss sich die SPD-Spitze an Zahlen
messen lassen. Und die sind nicht berauschend - die Wahl von
Hannelore Kraft als Parteivize ausgenommen. Der tosende Beifall nach
den 97,2 Prozent sprechen für sich. Von jetzt an wird mancher Genosse
die NRW-Ministerpräsidentin als Ass im Ärmel bei der Kandidaten-Frage
sehen. Von den drei Herren konnte sich beim Parteitag jedenfalls
keiner entscheidend absetzen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

367514

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Afghanistan Bielefeld (ots) - Wer geglaubt hat, in Afghanistan gäbe es längst alle Varianten des Terrors, der wurde gestern eines Besseren belehrt. Gleich zwei Anschläge gegen Teilnehmer des schiitischen Aschura Festes forderten mehr als 60 Menschenleben. Terror unter einem religiösen Vorwand hat es in den vergangenen Tagen auch im Irak und in Pakistan gegeben - aber noch nie in Afghanistan. Fast scheint es, als würde der Weg zum Frieden in dem zerrissenen Land am Hindukusch nicht kürzer, sondern immer länger. Unfassbar ist, was die Menschen mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Die getriebenen Staatenlenker = von Peter Kurz Düsseldorf (ots) - In der Antike wurde der Überbringer schlechter Nachrichten geköpft. Doch Standard & Poor's ist viel mehr als nur ein solcher Bote. In einer Anmaßung von Macht setzt die private US-Ratingagentur Europas Staatenlenkern vor ihrem Gipfel die Pistole auf die Brust: Entscheidet ihr nicht so, wie wir es erwarten, dann lassen wir euch und euer gesamtes Rettungsprojekt durchfallen. Das hieße, dass die Prophezeiung schon aufgrund dieser Benotung und den zu zahlenden höheren Zinsen zur teuren Realität wird. Durch nichts ist mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur SPD Halle (ots) - Zu den Evergreens sozialdemokratischer Parteitagsfolklore gehört auch, der häufigen Niederlagen wegen, die anschließende Selbstvergewisserung: Wir sind wieder wer! Es ist im Interesse des Landes, wenn die Volkspartei rechts der Mitte in der SPD ein funktionierendes Widerlager findet. Nicht wenige in der CDU dürften neidisch auf die SPD sein, weil sie Angela Merkel einen Herausforderer entgegenstellen kann, der nicht nur das Hirn, sondern auch das Herz der Menschen anzusprechen weiß. Pressekontakt: Mitteldeutsche mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Ratingagenturen Halle (ots) - Es muss jedem Demokraten unverschämt vorkommen, wie sich die Ratingagenturen aufführen. Doch erinnert sei an zweierlei: Erstens wären die Agenturen nicht so mächtig, würden unsere Regierungen ihre Noten nicht in Gesetze schreiben. Zweitens fassen sie meist nur in Worte, was sich an den Finanzmärkten längst in Preisen und Kursen niedergeschlagen hat. Deshalb ist ihr Urteil oft überflüssig. Die Funktion des Frühwarnsystems erfüllen sie in der Regel nämlich gerade nicht. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Sicherungsverwahrung Halle (ots) - In der Debatte über neue und größere Zellen muss man bedenken: Die Sicherungsverwahrung ist keine Strafe. Die Betroffenen haben ihre Haftstrafe bereits abgesessen und kommen danach nicht mehr frei, um die Bevölkerung vor ihnen zu schützen. Es ist keine Sanktion, sondern Vorbeugung. In der Debatte muss man also die Kirche im Dorf lassen. Niemand will Mördern und Vergewaltigern eine Wellness-Oase bauen. Jeder große Wachhund hat in Deutschland Anspruch auf einen zehn Quadratmeter großen Zwinger. Da sind 20 Quadratmeter mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht