(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Schicksalsfrage, Kommentar zum Griechenland-Referendum von Angela Wefers

Geschrieben am 01-11-2011

Frankfurt (ots) - Nur kurz währte die Erleichterung über das
europäische Paket zur Befreiung Griechenlands von einem Teil seiner
drückenden Staatsschulden. Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat
mit seiner Ankündigung eines Referendums über seinen Sparkurs nicht
nur die Märkte in helle Aufregung versetzt. Bundeskanzlerin Angela
Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy warfen auch
ihre Termine für ein erneutes Krisentreffen um und sahen sich zu
einer Durchhalteparole genötigt. Das fein ausbalancierte
Rettungspaket für den Euro samt Einbindung des privaten Sektors in
die Hellas-Umschuldung und flankierendem Schutz für labile
Euro-Staaten durch den Rettungsfonds EFSF steht auf dem Spiel,
sollten die Griechen "Nein" sagen.

Genau genommen war die Ruhe trügerisch. Denn durch den Brüsseler
Beschluss vor knapp einer Woche hat sich erst einmal an der Lage in
Griechenland nichts geändert - vielleicht abgesehen davon, dass sich
kaum jemand vorstellen konnte, Athen würde einen Schuldenerlass
ausschlagen, zu dem seine Gläubiger mit der Pistole auf der Brust
gezwungen werden mussten. Die politischen Turbulenzen in Athen legen
nun offen, wie fragil die Lage dort ohnehin war. Papandreous Weg ist
risikoreich: Gelingt das Referendum, stärkt es seine Regierung.
Scheitert es, wäre sein Sparkurs früher oder später auch im Parlament
erledigt. Denn schon bisher war die oppositionelle konservative
Partei in Athen ein großer Unsicherheitsfaktor.

Anders als in Irland und Portugal steht die Abstimmung der Bürger
über die Schicksalsfrage in Griechenland noch aus: Sieht das Land
seine Zukunft als Mitglied der Europäischen Währungsunion? In Dublin
und Lissabon stürzten die Regierungen. Die Bürger konnten in den
Neuwahlen ein klares politisches Mandat für den schweren Weg
erteilen, den sie zur Gesundung ihrer Wirtschaft und Staatsfinanzen
gehen müssen. Die jeweiligen Oppositionen und vormaligen Regierungen
sind eingebunden.

Es ist nur demokratisch, wenn auch die Bürger Griechenlands diese
Schicksalsfrage entscheiden dürfen. Denn es geht nicht um die Wahl:
weiter so wie bisher oder harter Einschnitt. Es geht darum, ob die
Hellenen bereit sind, ihren Teil für den Verbleib in der Eurozone zu
tun - oder lieber den ebenfalls hohen Preis eines Austritts zahlen.
Papandreou will erst 2012 abstimmen lassen. Das ist zu spät. Je
früher diese Debatte geführt und je schneller sie zur Entscheidung
kommt, desto besser. Eine Hängepartie schadet allen, am meisten der
Gemeinschaftswährung.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

361020

weitere Artikel:
  • Frankfurter Neue Presse: "Papandreou setzt alles auf eine (schwache) Karte" Ein Leitartikel von Panagiotis Koutoumanos Frankfurt am Main (ots) - ....Werden sich die Griechen trotzdem dafür entscheiden, die kommenden zehn Jahre den von den Geberländern verordneten Sparkurs unter hartem ausländischem Kuratel fortzusetzen, wenn es zum Schwur kommt? Dazu wird es nur kommen, wenn sich endlich auch die Opposition hinter die Reformbemühungen stellt - allen voran die bislang verantwortungslos handelnde konservative Nea Demokratia, die stets noch Öl ins Feuer gegossen hat, ohne je realistische Vorschläge zu machen, wie das Feuer denn gelöscht werden kann. Die mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Wirtschaftspolitik / Niederlande / Niedersachsen Osnabrück (ots) - Blick über den Zaun Ein Blick über den Gartenzaun hat schon so manche Erkenntnis gebracht. Und ein lockerer Plausch bei einer Tasse Kaffee auf Nachbars Terrasse bringt einander näher, lässt beide Seiten profitieren. Was hat Wirtschaftsminister Bode nun gestern bei seinem Besuch auf der westlichen Seite des Dollarts gelernt? Im Nordosten der Niederlande boomt es: Neue Hafenanlagen schießen aus dem Boden, für die mit dem Bau neuer Kraftwerke beschäftigten Ingenieure und Facharbeiter wurden mal eben zwei mehr...

  • ArKay-Erstes alkoholfreies Getränk mit Whiskygeschmack der Welt Fort Lauderdale, Florida, November 1 (ots/PRNewswire) - Trinken und Auto fahren ist tabu - ausser Sie trinken ArKay! ArKay Beverages, Inc. - USA bringt den ersten alkoholfreien Whisky auf den Markt. ArKay ist ab dem 1. Dezember weltweit im Handel erhältlich. ArKay, eine einzigartige Innovation in der Getränkebranche, ist ein Produkt, auf das sowohl Verbraucher als auch Händler schon seit langer Zeit warten. ArKay, das weltweit erste alkoholfreie Getränk, das wie Whisky schmeckt, wurde für den Genuss durch alle mehr...

  • Kostenloses Programm zur Erstellung eines Zeitplans für die Microsoft Exchange Server Mail-Migration mit kostenlosem Probedownload der E2E Complete-Software von Binary Tree Newark, New Jersey, November 2 (ots/PRNewswire) - Binary Tree, ein führender Anbieter von Software-Lösungen für die Migration auf Microsoft Exchange und SharePoint, gab heute bekannt, dass Unternehmen jetzt eine kostenlose Testversion der E2E Complete-Software den Zeitrahmen für ihr Exchange Migration [http://www.binarytree.com/e2e ]s-Projekt festzulegen. Weitere Informationen zu diesem kostenlosen Testangebot finden Sie online auf http://www.binarytree.com/forecast und bei den Binary Tree-Vertretern an Stand 227 bei der Microsoft mehr...

  • Aleris ernennt John Zhu zum Präsidenten von Aleris China Cleveland, November 2 (ots/PRNewswire) - Aleris hat John Zhu mit sofortiger Wirkung zum Präsidenten von Aleris China ernannt. Zhu ist für die Walzprodukte und Strangpressprofile von Aleris in China verantwortlich und soll die Wachstumsstrategie für alle Geschäftsbereiche von Aleris in der Region vorantreiben. "Ich freue mich, John in unserem Führungsteam willkommen zu heissen", so Steven J. Demetriou, Vorsitzender und CEO von Aleris. "Er verfügt über 25 Jahre Erfahrung im Geschäftswachstum in China, das ein wichtiger Bestandteil mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht