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tz München: Star-Regisseur Steven Spielberg im großen tz-Interview: "Ich stelle mich auch an der Kinokasse an"

Geschrieben am 24-10-2011

München (ots) - Ann-Catherin Karg Am Tag nach der großen
Weltpremiere seines neuen 3-D-Films Die Abenteuer von Tim und Struppi
- Das Geheminis der Einhorn (Filmstart am Donnerstag) in -Brüssel und
Paris sieht Steven Spielberg (64) entspannt aus. Ganz lässig kommt er
in dunkler Jeans und braunem Strickpulli zum Interviewtermin ins
Pariser Nobelhotel Georges V an den Champs-Elysée, um mit
Journalisten aus der ganzen Welt zu sprechen und sie vor allem
glücklich zu machen. Denn ein Treffen mit Steven Spielberg, das ist
selbst für die Abgebrühtesten unter ihnen aufregend. Und dann kommt
er, lächelt tz-Kolumnistin Ann-Catherin Karg verschmitzt an und
scheint mit seinen Augen zu sagen: "Das Interview, das machen wir
schon." Und dann macht man es ...

Mr. Spielberg, Sie sind von mehreren Film-schulen abgelehnt
worden. Hatten Sie einen Plan B?

Steven Spielberg: Ich habe immer gedacht: Wenn ich es als
Regisseur nicht schaffe, könnte ich vielleicht Filmmusik komponieren.
Meine Mutter ist Pianistin, die Musik liegt meiner Familie im Blut.
Und ich hatte eine Riesensammlung von Filmmusiken, lange bevor ich
John Williams kennenlernte, mit dem ich jetzt seit fast 40 Jahren
zusammenarbeite. Glücklicherweise bin ich dann aber doch Regisseur
geworden.

Was ist mit der Schauspielerei? Sie hatten mal eine kleine Rolle
in "Blues Brothers" ...

Spielberg: Oh Gott! (schlägt die Hände vor dem Gesicht zusammen
und wird tatsächlich ein bisschen rot) Ich war schrecklich,
grauenhaft. Als ich mich selbst in Blues Brothers gesehen habe, hat
mich das für immer von der Schauspielerei kuriert. (lacht)

Woran liegt es, dass bei "Tim und Struppi" kaum Amerikaner dabei
waren?

Spielberg: Ich wollte Drehbuchautoren, die mit den
Hergé-Geschichten aufgewachsen sind, und Amerikaner kennen die gar
nicht. Tim und Struppi ist ein europäisches Phänomen, und das habe
ich auch bei den Schauspielern (Jamie Bell, Daniel Craig, Andy
Serkis; Anm. d. Red.) berücksichtigt. Ich wollte diese
Kult-Comic-Serie auf keinen Fall amerikanisieren.

Wird es der Film in den USA deswegen schwerer haben?

Spielberg: Ich glaube nicht. Bei E.T. oder Indiana Jones gab es
vorher auch keine Bücher, auf die wie bei Harry Potter jeder
sehnlichst auf eine Verfilmung gewartet hätte.

Waren Sie mal in Gefahr, bei all ihrem Erfolg abzuheben?

Spielberg: Ich bin Regisseur, ich mache Filme, und ich liebe es.
Ich bin genauso normal wie alle anderen Personen in meinem Leben
auch, wie jeder, den ich auf der Straße treffe. Ich stelle mich an
der Kinokasse an und ich reserviere im Restaurant. Ich warte auf
einen Tisch, weil ich keine Sonderbehandlung will, aber nebenbei
schreibe ich Autogramme und mache Fotos. Ich versuche, ein normales
Leben zu führen - neben der Tatsache, das ich bin, wer ich bin.

Gibt es etwas, an das Sie sich noch nicht gewagt haben?

Spielberg: Ich wollte schon immer eine leidenschaftliche Lovestory
machen, aber ich habe bis heute keine gefunden. Gute Lovestorys sind
sehr selten, deswegen habe ich davor auch Respekt. Und ich träume von
einem wunderschönen, lustigen Musical. Eines Tages werde ich das
machen.

Tim scheint auch an keinerlei Romanze interessiert zu sein...

Spielberg: Daran habe ich nie gedacht, weil Hergé es auch nicht
gemacht hat. Und was nicht bei Hergé steht, wird in keinem Film
auftauchen. Das würden die Fans nicht akzeptieren, und außerdem ist
Tim dafür viel zu beschäftigt. Er kann nicht stehen bleiben und kurz
flirten. Und er hat genug mit Kapitän Haddock und dem Schurken
Sakharin zu tun.

Braucht die Welt mehr Journalisten wie Tim?

Spielberg: Ja, auf jeden Fall. In diesem Jahr haben Journalisten
Großartiges geleistet, haben während des arabischen Frühlings ihr
Leben riskiert. Im Jemen, in Syrien, in Ägypten, in Libyen - das war
außergewöhnlich. Es war das Jahr der Journalisten. Und das Jahr der
Menschen auf der ganzen Welt, die zum ersten Mal ihre Stimme gefunden
haben.

Wieso mussten Sie erst 30 Jahre auf die Motion-Capture-Technik
warten, um "Tim und Struppi" zu verfilmen?

Spielberg: Hergé hat uns den perfekten Grund für dieses Medium
geliefert, weil er die Gesichter seiner Figuren karrikiert hat. Die
sehen gar nicht aus wie richtige Menschen, haben ganz lange,
quadratische oder ballonartige Gesichter. Die Motion Capture passt
für diesen Film, aber ich würde nie einen Spider Man oder einen
Indiana Jones in Motion Capture sehen wollen.

Wann wird denn der zweite "Tim und Struppi" in die Kinos kommen?

Spielberg: Ungefähr in zwei Jahren, das Drehbuch ist schon fertig.
Ab jetzt geht es viel schneller als am Anfang. Vor dem ersten Teil
haben wir drei Jahre nur für die Animationen gebraucht, eines davon
allein für die Gesichter von Tim und Kapitän Haddock.

Wird eigentlich eines Ihrer sieben Kinder in Ihre Fußstapfen
treten?

Spielberg: Ein paar gehen in eine ähnliche Richtung. Meine Tochter
Jessica aus der ersten Ehe meiner Frau spielt in Greys Anatomy. Mein
19-jähriger Sohn will auch Schauspieler werden, er studiert in New
York. Regisseurin will aber nur meine Tochter Sasha werden. Eines von
sieben, das war's (lacht).



Pressekontakt:
tz München
Redaktion
Telefon: 089 5306 505
politik@tz-online.de


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