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Verleihung der Goethe-Medaille in Weimar

Geschrieben am 28-08-2011

München (ots) - Am 28. August hat der Präsident des
Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann die diesjährige Goethe-Medaille
an drei bedeutende Europäer verliehen: den britischen Schriftsteller
David Cornwell alias John le Carré, den polnischen Publizisten Adam
Michnik sowie die französische Film- und Theaterregisseurin Ariane
Mnouchkine. Mit dem offiziellen Orden der Bundesrepublik ehrt das
Goethe-Institut Persönlichkeiten, die sich mit besonderem Engagement
um die Vermittlung der deutschen Sprache und den internationalen
Kulturaustausch verdient gemacht haben. Die Goethe-Medaille wurde
2011 zum 57. Mal verliehen.

Klaus-Dieter Lehmann würdigte die Preisträger als drei
herausragende Persönlichkeiten der europäischen Öffentlichkeit, die
mit ihrem Leben und Werk zu einem zusammenwachsenden, friedlichen und
kreativen Europa beigetragen haben. 2011 feiert das Goethe-Institut
seinen 60. Geburtstag. Deshalb steht die Auszeichnung in diesem Jahr
ganz im Zeichen Europas - als Ausgangspunkt und Bezugsrahmen für die
Arbeit des Goethe-Instituts. Die Verleihung fand in Anwesenheit von
Cornelia Pieper, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Christoph
Matschie, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Thüringen
sowie dem Oberbürgermeister der Stadt Weimar Stefan Wolf statt.

Als "eindrucksvolles humanistisches Plädoyer" würdigte
Klaus-Dieter Lehmann das Lebenswerk des britischen Schriftstellers
David Cornwell alias John le Carré. Entstanden ab der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts, spiegeln le Carrés Arbeiten die politischen
Konfliktlinien von der Zeit des Kalten Krieges bis heute wider. Der
Autor des Weltbestsellers "Der Spion, der aus der Kälte kam" ist
Meister des politischen und psychologischen Kriminalromans. In seinen
millionenfach verkauften Spionagethrillern hat er die schwierige
Rolle Deutschlands zur Zeit des Kalten Krieges literarisch
verdichtet. Nach der politischen Wende 1989 sei seine Kulturkritik in
seinen Romanen ungebrochen lebendig: "Eindrucksvoll zeigt er, wie
sich die globalen politischen Probleme an kulturellen Grenzen und am
Missbrauch einzelner Völker entzünden", so Lehmann in seiner
Laudatio. Sprachenlernen als Schlüssel für das Verständnis fremder
Kulturen - das ist stets die Überzeugung le Carrés gewesen. In seiner
Liebe zur deutschen Sprache hat der prominenteste deutschsprechende
Schriftsteller Großbritanniens dafür ein beeindruckendes Beispiel
gegeben. 50 Jahre nach dem Mauerbau, 20 Jahre nach dem Ende der
Sowjetunion, 10 Jahre nach dem Terrorangriff auf das World Trade
Center sei die Verleihung der Goethe-Medaille an le Carré ein
"herausragendes kulturpolitisches Signal - von beklemmender
Symbolkraft", so Lehmann.

Für seinen herausragenden Beitrag zum Dialog zwischen Ost- und
Westeuropa verleiht das Goethe-Institut dem polnischen Publizisten
Adam Michnik die Goethe-Medaille. Er habe "entscheidend mitgewirkt,
dass Polen und Deutsche jetzt wieder eine gemeinsame positive
Geschichte erzählen können", so Lehmann. Michnik ist einer der
herausragenden polnischen Intellektuellen, dessen Lebenswerk mit dem
Ende des Ostblocks und dem Beginn Osteuropas verwoben ist - als
Leitfigur der Dissidenz während des kommunistischen Regimes, als
Bürgerrechtler und Vordenker eines freien, demokratischen Staates
sowie als Herausgeber der landesweit größten Zeitung "Gazeta
Wyborcza". Mit seiner Stimme habe er sich für Freiheit und Versöhnung
über die Grenzen Polens hinaus eingesetzt; stets habe er "als
kultureller Mitteleuropäer gedacht und gehandelt". Insbesondere die
Verbindung nach Deutschland hat er noch vor 1989 nicht abreißen
lassen. Mit der Auszeichnung würdige das Goethe-Institut "einen
mutigen, unbestechlichen und toleranten polnischen Rebellen, der nie
müde geworden ist, in der europäischen Öffentlichkeit das Wort zu
ergreifen", so Lehmann in seiner Laudatio.

Ebenfalls mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet wurde die
französische "Regiegöttin" Ariane Mnouchkine. Mit ihrem Lebenswerk
habe sie sich "auf herausragende Weise um die internationalen
kulturellen Beziehungen verdient gemacht hat", sagte Lehmann. Vor
über 40 Jahren hat sie das "Théâtre du Soleil", dessen Direktorin und
Regisseurin sie ist, ins Leben gerufen. In seiner alternativen
Theaterpraxis ist es bis heute einzigartig. Ihre Inszenierungen
erzählen vom Mit- und Gegeneinander der Kulturen. In ihren Reisen um
die ganze Welt - zahlreiche Inszenierungen waren auch in Deutschland
zu Gast - ist sie zur Mittlerin zwischen Völkern, Religionen und
Kulturen geworden. Unermüdlich hat sie sich für politisch verfolgte
Künstler sowie für Migranten, Flüchtlinge und Asylanten an den
europäischen Rändern eingesetzt. Klaus-Dieter Lehmann unterstrich in
seiner Laudatio die Aspekte ihres Schaffens, die auch für die Arbeit
des Goethe-Instituts bestimmend seien: "ihr Einsatz für die Freiheit
der Künste und Künstler, ihr Respekt und die Offenheit gegenüber
anderen Kulturen und die Bedeutung der Kunst für die
zivilgesellschaftliche Gesellschaft". Ariane Mnouchkine, die nicht
persönlich anwesend sein konnte, wurde von der Schauspielerin
Shaghayeg Beheshti aus ihrem Ensemble vertreten.

Die anschließende Festrede hielt John le Carré und widmete sie
seiner "Liebesbeziehung" zu Deutschland. Von frühester Jugend an den
Dichtern der Klassik und Romantik eng verbunden habe die deutsche
Sprache und Kultur sein Leben und Werk stark beeinflusst. Auch zu den
aktuellen politischen Herausforderungen Europas nahm le Carré in
seiner Rede Stellung. In Hinblick auf die jüngsten Ereignisse in
Großbritannien - den Abhörskandal und die Ausschreitungen in mehreren
Städten - attestierte le Carré seinem Land "eine moralische Leere".
Ebenso stünden Europa schwere Zeiten bevor. Gewohnt, die Politik
mitzubestimmen, müsse sich der Kontinent heute mit seiner
Beobachterrolle bei globalen Ereignissen abfinden. Angesichts der
aktuellen Herausforderungen sei, so le Carré, der Zusammenhalt
zwischen den Mitgliedern der europäischen Familie wichtiger als je
zuvor - und Deutschland wichtiger denn je für die europäischen
Nachbarn.

Gemeinsam mit "pèlerinages" Kunstfest Weimar veranstaltete das
Goethe-Institut am Tag vor der Verleihung eine Matinee mit den
Preisträgern: Am Samstag, den 27. August 2011, diskutierten John le
Carré, Adam Michnik und der Historiker Étienne François mit Christina
von Braun, Kulturwissenschaftlerin und Vize-Präsidentin des
Goethe-Instituts, über "Europa: Grenzen und Nachbarn". Die
Veranstaltung fand um 11 Uhr im Seminargebäude der Weimarhalle statt.

Die Goethe-Medaille wurde 1954 vom Vorstand des Goethe-Instituts
gestiftet. 1975 wurde sie von der Bundesrepublik Deutschland als
offizieller Orden anerkannt. Von 1992 bis 2008 wurde die
Goethe-Medaille jährlich anlässlich des Todestags Goethes in Weimar
verliehen. 2009 fand die Verleihung erstmals am 28. August, dem
Geburtstag Goethes, statt. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten aus
dem Ausland, die sich um die Vermittlung der deutschen Sprache und
den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben. Seit der
ersten Verleihung 1955 sind insgesamt 326 Persönlichkeiten aus 58
Ländern geehrt worden. Zu den Preisträgern gehören unter anderen
Pierre Bourdieu, György Ligeti, Ágnes Heller und Daniel Barenboim.

Die Verleihung findet in Kooperation mit der Klassik Stiftung
Weimar statt. Die Matinee mit den Preisträgern wird in enger
Partnerschaft mit "pèlerinages" Kunstfest Weimar veranstaltet.

Pressemappe zum Download:
http://www.goethe.de/mmo/priv/7805040-STANDARD.pdf

Für Pressefotos senden Sie bitte eine E-Mail an peper@goethe.de.

Ab Montag, den 29. August, stehen die Bilder unter folgendem Link zum
Download bereit: http://www.goethe.de/prs/bld/gme/deindex.htm

Links zum Thema
www.goethe.de/goethe-medaille



Pressekontakt:
Christoph Mücher
Pressesprecher und
Bereichsleiter Kommunikation
Goethe-Institut
Zentrale
Tel.: +49 89 15921 249
muecher@goethe.de

Regina Peper
Pressearbeit Goethe-Medaille
Tel.: +49 30 259 06 546
Mobil: +49 173 81 95 689
peper@goethe.de


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