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Neuer Optimismus für Private-Equity-Branche

Geschrieben am 09-06-2011

München/Zürich (ots) -

- Spürbare Zunahme des Transaktionsvolumens erwartet: PE-Fonds
horten weltweit knapp eine Billion US-Dollar nicht investiertes
Kapital
- Höherer Druck bei Fundraising und Unternehmensverkäufen
- Renditen zukünftig stärker von PE-Gesellschaften selbst abhängig
- bessere Prozesse und anpassungsfähige Investitionsstrategien
nötig

Private Equity (PE) steht im Jahr 2011 vor einem Comeback. Für das
laufende Jahr ist mit einer Zunahme von Transaktionen,
Fundraising-Aktivitäten und Unternehmensverkäufen (Exits) zu rechnen.
Das geht aus dem aktuellen "Global Private Equity 2011 Report" von
Bain & Company hervor, der weltweit führenden Beratungsgesellschaft
für die PE-Branche. Die weiterhin fragile Weltkonjunktur und die
Auswirkungen der Finanzkrise auf den Kreditmarkt könnten jedoch ihre
Schatten auf die erwartete Erholung werfen.

Mehrere Gründe deuten laut der jährlich aufgelegten Studie von
Bain & Company darauf hin, dass die Nachfrage nach PE-Transaktionen
2011 spürbar steigen wird:

Nachfrageseite: Verfügbare Mittel erzeugen Anlagedruck

PE-Gesellschaften horten weltweit knapp eine Billion US-Dollar
nicht investiertes Kapital ("Dry Powder"). So stehen insgesamt 434
Milliarden US-Dollar für den Erwerb von Unternehmen (Buyouts), 169
Milliarden US-Dollar für Investitionen in Immobilien, 152 Milliarden
US-Dollar für Gründungs- und Wachstumsfinanzierung (Venture Capital),
53 Milliarden US-Dollar für Beteiligungen an in Schieflage geratene
Unternehmen (Distressed Assets) sowie 42 Milliarden US-Dollar an
Mezzanine-Kapital zur Verfügung. Allein das Volumen des nicht
investierten Kapitals wird 2011 wesentlich zur prognostizierten
Zunahme des Transaktionsvolumens beitragen, da die Fonds das ihnen
zugesagte Kapital investieren müssen. So handelt es sich nach
Einschätzung von Bain & Company bei einem Viertel der für Buyouts
vorgesehenen verfügbaren Mittel um "Geld unter Druck", eine Summe von
mehr als 110 Milliarden US-Dollar. Dieses Geld muss, sofern es nicht
investiert wird, an die Investoren, zum Beispiel Rentenfonds,
Versicherungen oder Banken, zurückgegeben werden.

"Private-Equity-Gesellschaften suchen intensiv nach attraktiven
Anlagemöglichkeiten", sagt Rolf-Magnus Weddigen, Managing Director
und Leiter der PE-Praxisgruppe von Bain & Company in Deutschland und
der Schweiz. "Das kann allerdings auch negative Konsequenzen haben,
wenn sorgfältige Unternehmensanalysen unter Anlagedruck leiden und
Fonds die neuen Realitäten der Private-Equity-Wertschöpfung
ignorieren. Heute ist vor allem die Arbeit nach Abschluss eines Deals
wichtig." So suchen institutionelle Investoren zunehmend nach
operativer Expertise bei PE-Gesellschaften und bewerten es positiv,
wenn Fonds eng und mitunter operativ mit den Managementteams der von
ihnen erworbenen Unternehmen (Portfolio-Unternehmen)
zusammenarbeiten, um Wertsteigerungspotenziale zu heben.

Kapitalmärkte: Buyout-Fonds profitieren von stabileren
Kreditmärkten

Die im Vergleich zu den Krisenjahren bessere Verfügbarkeit von
Fremdkapital vereinfacht die Finanzierung von Transaktionen. Der
Zugang zu Fremdkapital ist bei Unternehmenskäufen aufgrund der meist
höheren Eigenkapitalkosten ein wesentlicher Werttreiber: So konnten
PE-Fonds in den USA aufgrund einer deutlich verbesserten Dynamik an
den Kreditmärkten bei der Finanzierung von LBOs den Verschuldungsgrad
bis Ende 2010 auf das Fünffache des bereinigten operativen
Ergebnisses (Ebitda) erhöhen und weniger restriktive
Kreditbedingungen aushandeln. Auch wenn Rolf-Magnus Weddigen in
diesem Jahr eine Fortsetzung dieses Trends erwartet, bergen seiner
Ansicht nach die Folgen der Schuldenkrise und die geplante
Verschärfung der Bankenregulierung im Rahmen von Basel III
mittelfristig Risiken für die Verfügbarkeit und Kosten von
Fremdkapital.

Angebotsseite: Positive Impulse nach der Krise

In der Studie "Global Private Equity 2011 Report" prognostiziert
Bain & Company weiterhin einen Wiederanstieg des Angebots an
möglichen Transaktionen (Dealflow). Dafür sorgen hohe Bewertungen
börsennotierter Unternehmen, die als Referenzpreise für
PE-Transaktionen herangezogen werden, und die steigende Bereitschaft
von Unternehmen und Finanzinvestoren, attraktive Preise für solide
Unternehmen zu zahlen. So erwartet Rolf-Magnus Weddigen im laufenden
Jahr, dass zunehmend Unternehmen oder Unternehmensteile zum Verkauf
gestellt werden. Verstärkt wird die positive Entwicklung der
Angebotsseite durch drei zusätzliche Faktoren:

1. Zunehmender Exit-Druck: Bis zum Ende des zweiten Quartals 2010
stieg das Volumen von nicht realisierten Investitionen bei allen
PE-Fonds zusammen auf 1,5 Billionen US-Dollar. Das sind 50 Prozent
mehr als an "Dry Powder" für Neuinvestitionen zur Verfügung steht,
und fast 60 Prozent des gesamten von PE-Gesellschaften verwalteten
Kapitals - die höchste Quote seit Jahren. Buyout-Fonds allein kommen
auf eine Summe von 663 Milliarden US-Dollar. 70 Prozent der nicht
realisierten Investitionen bei Buyouts konzentrieren sich auf Fonds,
die ihre Käufe zwischen 2005 und 2008 getätigt haben; bislang haben
nur wenige der nach 2004 aufgelegten Buyout-Fonds substanziell
investiert und Kapitalrückflüsse an ihre Anleger ausgezahlt.

2. Verstärkt durch den Exit-Druck anhaltender Trend zu "Secondary
Buyouts": Diese Transaktionen von Finanzinvestor zu Finanzinvestor,
in der Branche bekannt als "passing the parcel", lassen sich
schneller realisieren als ein Börsengang oder der Verkauf an
strategische Investoren. Nach den Hochzeiten von Private Equity in
den Jahren bis 2007 befinden sich zahlreiche Unternehmen im Besitz
von PE-Investoren. Viele bleiben aufgrund ihrer Stabilität, ihres
Cashflow-Profils oder geringen Kapitalbedarfs auch für einen neuen
Finanzinvestor sehr attraktiv. Nicht zuletzt zeigen aktuelle
Untersuchungen, dass die relative Performance von Secondary Buyouts
kaum schlechter ist als die so genannter "Primary Buyouts", jedoch
deutlich risikoärmer.

3. Tauwetter bei Public-To-Private-Transaktionen: Der letzte
PE-Boom 2007 basierte vor allem auf Transaktionen, bei denen
gelistete Unternehmen von der Börse genommen wurden. Für einen
Aufschwung in den kommenden Jahren werden diese
Public-To-Private-Transaktionen wieder von Bedeutung sein. Von den
1.400 börsennotierten US-Unternehmen, die Bain & Company im Rahmen
der Studie analysiert hat, scheinen 400 Unternehmen mit einem
Börsenwert von insgesamt mehr als einer Billion US-Dollar geeignet
für Public-To-Private-Transaktionen - gemessen an ihren Bewertungs-
und Cashflow-Charakteristiken.

Fundraising: Erholung beim Einwerben frischen Kapitals, aber
Ungleichgewicht bei Angebot und Nachfrage

Die Fundraising-Aktivitäten der PE-Fonds waren 2009 und 2010 quasi
zum Erliegen gekommen. Die in vergangenen Zyklen versetzt zu
Investitions- und Exit-Aktivitäten eingetretene Erholung stimmt
aktuell optimistisch. Das zyklische Tief scheint erreicht; eine
Erholung sollte somit bevorstehen. Ein weiterer Indikator für die
Trendwende ist das gestiegene Tempo bei Exits - die Korrelation
zwischen Buyout-Exits und neu eingesammeltem Kapital für Buyout-Fonds
im letzten Jahrzehnt ist signifikant. Institutionelle Investoren
werden 2011 mehr Geld zur Verfügung stellen, jedoch selektiver sein
als in vergangenen Jahren. Trotz des vorhandenen "Dry Powder" wird
die Kapitalnachfrage der PE-Gesellschaften überproportional steigen.
Die Folge: ein umkämpftes und schwieriges Fundraising-Umfeld.

Ausblick: Renditen sind in Zukunft wesentlich stärker von der
individuellen Leistungsfähigkeit der PE-Gesellschaften abhängig

Auch der Erfolg von PE-Investitionen ist stark mit der Entwicklung
der Konjunktur und der Kapitalmärkte korreliert, die als so genannte
"Beta"-Faktoren in die Renditegleichung der Fonds eingehen. Dazu
zählen ein nachhaltig hohes BIP-Wachstum, das Erzielen höherer Preise
für Unternehmenskäufe und -verkäufe (Multiples) oder bessere
Finanzierungsbedingungen an den Kapitalmärkten. Auch die im Vergleich
zu den Krisenjahren deutliche Stabilisierung der Märkte wird nach
Einschätzung von Bain & Company nicht dazu führen, dass PE-Fonds die
hohen Renditeerwartungen ihrer Investoren allein durch einen
verbesserten "Beta"-Faktor erfüllen können. Überdurchschnittlich gute
Renditen werden viel stärker vom "Alpha"-Faktor abhängen, also von
der Leistungsfähigkeit der PE-Gesellschaften selbst. Ein positives
"Alpha" entsteht aus drei Kompetenzen:

1. Anpassungsfähige Investitionsstrategien: PE-Gesellschaften
müssen mit den wechselnden Bedürfnissen ihrer Investoren Schritt
halten. Gleichwohl dürfen sie Diversifikation nicht als Selbstzweck
betreiben. Bain-Untersuchungen zeigen eine geringe Korrelation
zwischen der Anzahl der verwalteten Fondstypen oder der Zahl der
Anlageregionen einer PE-Gesellschaft und ihrer Gesamtperformance. In
der Studie gaben institutionelle Kapitalgeber an, dass sie
PE-Gesellschaften mit vielen Fondstypen oder Regionen nicht gegenüber
anderen bevorzugen; stattdessen bewerten sie jeden Fonds auf
Grundlage seiner spezifischen Stärken.

2. Stärkung und Professionalisierung der Organisation:
PE-Gesellschaften müssen weiter daran arbeiten, ihre Organisation
leistungsfähiger und professioneller zu machen, entlang der
Dimensionen Talentmanagement, Investor Relations und Qualität des
Top-Managements. Denn nie war das PE-Geschäft komplexer als heute.

3. Prozessqualität: Mehr denn je setzen Kapitalgeber exzellente
Due-Diligence- und Investment-Komitee-Prozesse bei den PE-Fonds
voraus. Diese Prozesse sollen helfen, Ausfälle zu vermeiden und
sicherstellen, dass in einem immer wettbewerbsintensiveren Umfeld
proprietäre Wertansätze für die Portfolio-Unternehmen entwickelt
werden. Die Top-Performer unter den PE-Gesellschaften etablieren
zudem immer standardisiertere Prozesse, mit denen die Wertschöpfung
in den Portfolio-Unternehmen sichergestellt werden soll. Gleichzeitig
passen sie ihre Prozesse den Bedürfnissen der einzelnen Beteiligungen
an, entsprechend deren Entwicklungsstufen. So bauen einige
PE-Gesellschaften interne Portfolio-Teams auf, die gemeinsam mit dem
Management des erworbenen Unternehmens dessen operative und
nachhaltige Leistungsfähigkeit verbessern sollen.

"Die besten Private-Equity-Gesellschaften müssen mehr denn je in
Mehrwert durch 'Alpha' investieren", schlussfolgert Bain-Partner
Weddigen. "Sie können sich nicht darauf verlassen, dass der Markt
ihre Arbeit erledigt."



Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik
Bain & Company Germany, Karlsplatz 1, 80335 München
Tel: +49 89 5123 1246, E-Mail: leila.kunstmann@bain.com


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