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Allensbach-Studie zur Schul- und Bildungspolitik in Deutschland Lehrer und Bevölkerung sind sich einig: Schule soll nicht nur Wissen, sondern auch Werte vermitteln - praktische Umsetzung schwierig

Geschrieben am 19-04-2011

Berlin/Düsseldorf (ots) -

Lehrpläne lassen individuelle Förderung der Schüler nur bedingt zu
/ Plädoyer für mehr Freiheiten an den Schulen / Lehrer haben
überwiegend kritisches Bild der Schüler / Lehrer erteilen
Bildungsföderalismus eine klare Absage / Zweifel an der
Durchlässigkeit des Schulsystems / Repräsentative Umfrage im Rahmen
des bundesweiten Wettbewerbs "Deutscher Lehrerpreis - Unterricht
innovativ"

Schulen haben aus Sicht der Bevölkerung einen umfassenden
Bildungsauftrag. Erwartet werden nicht nur eine gute Beherrschung von
Rechtschreibung und Grammatik (86 Prozent) und eine gute
Allgemeinbildung (79 Prozent) - ebenso sollen Schulen Werte wie
Pünktlichkeit und Hilfsbereitschaft (jeweils 66 Prozent) sowie
Leistungsbereitschaft (65 Prozent) vermitteln. Eine überwiegende
Mehrheit der Lehrer in Deutschland teilt diese Ansicht: So sind 87
Prozent der Meinung, dass die Vermittlung von Werten zu ihrer Aufgabe
gehört. Die praktische Umsetzung beurteilen viele Lehrer allerdings
skeptisch. Lediglich gut ein Drittel (37 Prozent) gibt an, dass ihnen
die Vermittlung von Werten in der Regel gelingt, bei Lehrern an
Hauptschulen sind es sogar nur 17 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt
eine aktuelle Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im
Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland zur diesjährigen
Ausschreibung des Wettbewerbs "Deutscher Lehrerpreis - Unterricht
innovativ" (www.lehrerpreis.de). Befragt wurden 2.227 repräsentativ
ausgewählte Bundesbürger sowie 536 Lehrerinnen und Lehrer an
allgemeinbildenden Schulen in Deutschland.

Lehrer haben wenig Einfluss auf ihre Schüler

Fast die Hälfte (48 Prozent) der Lehrkräfte ist der Meinung, dass
sie nur wenig bis keinen Einfluss auf die Schüler haben. Einen sehr
großen Einfluss dagegen haben nach Einschätzung der Lehrer die Medien
(69 Prozent), der Freundeskreis (68 Prozent) und mit deutlichem
Abstand die Eltern (31 Prozent). Lediglich acht Prozent der Lehrer
sagen von sich selbst, dass sie sehr großen Einfluss haben.

Individuelle Förderung von Schülern wichtig, aber nur bedingt
möglich / Lehrer plädieren für mehr Freiheiten an den Schulen

Eine deutliche Mehrheit der befragten Lehrer steht vor allem bei
den individuellen Förderungsmöglichkeiten von Schülern vor
erheblichen Schwierigkeiten. So ist für zwei Drittel (66 Prozent) der
Lehrer eine Förderung einzelner Schüler im Rahmen der
Lehrplanvorgaben nur eingeschränkt möglich. Anspruch und Wirklichkeit
klaffen bei diesem Thema deutlich auseinander: 74 Prozent der Lehrer
in Deutschland sind zwar der Meinung, dass die Möglichkeit einer
gezielten Förderung von Kindern nach ihren Begabungen in der Schule
unbedingt gegeben sein muss. Mit Blick auf die eigene Schule trifft
dies jedoch nur auf knapp jede fünfte (24 Prozent) zu. Kritisch sehen
die Lehrer in diesem Zusammenhang die Arbeit der Kultusbürokratie.
Knapp zwei Drittel (63 Prozent) sind der Ansicht, dass die Vorgaben
der Schulbehörden im Schulalltag nur schwer umzusetzen sind. Vor
diesem Hintergrund plädieren 63 Prozent der Lehrer für mehr
Freiheiten an den Schulen, etwa bei der Gestaltung der Lehrpläne oder
der Einstellung von neuen Kollegen. Die insgesamt besten
schulpolitischen Rahmenbedingungen bieten aus Sicht der Lehrer Bayern
(49 Prozent) und Baden-Württemberg (37 Prozent), auf Rang drei folgt
mit großem Abstand Sachsen (17 Prozent). Übereinstimmung herrscht
zwischen Bevölkerung und Lehrern bei der Frage, wer in Deutschland
für die Bildungspolitik zuständig sein sollte. So votieren in der
aktuellen Umfrage 61 Prozent der Lehrer dafür, die Kompetenz in der
Bildungspolitik auf die Bundesebene zu verlagern. Bereits bei der
Umfrage 2010 hatten dies ebenfalls 61 Prozent aller Deutschen
gefordert.

Unterrichten ist anstrengender geworden / Kritische Sicht auf die
Schüler / Lehrer sind dafür, Kinder stärker zu fordern

Über alle Schulformen hinweg ist aus Sicht der Lehrer das
Unterrichten in den vergangenen fünf bis zehn Jahren anstrengender
geworden - 57 Prozent teilen diese Ansicht. Dennoch würde sich eine
große Mehrheit von 76 Prozent wieder dafür entscheiden, Lehrer zu
werden. In der aktuellen Umfrage zeigt sich außerdem ein kritisches
Bild der Schüler. Neben einer starken Prägung durch die Medien (90
Prozent), beklagen drei Viertel der befragten Lehrer bei ihren
Schülern vor allem Konzentrationsprobleme sowie eine zu
materialistische Einstellung (71 Prozent). 69 Prozent der Lehrkräfte
sind dafür, bei der Erziehung mehr Wert auf Disziplin und
Durchhaltevermögen zu legen.

Lehrer und Bevölkerung fordern bundesweit einheitliche
Abschlussprüfungen / Befürwortung der Ganztagsschule

Die Lehrer in Deutschland sprechen sich ebenso wie die Bevölkerung
in der Mehrheit für die Einführung von bundesweit einheitlichen
Abschlussprüfungen aus. Für die Einführung von einheitlichen
Abschlussprüfungen wie beispielsweise ein bundesweites Zentralabitur
sind 72 Prozent der Lehrer und 78 Prozent in der allgemeinen
Bevölkerung. Dabei liegen die Befürwortungsquoten der Bundesbürger
zwischen 68 Prozent in Berlin und 96 Prozent in Thüringen. Ebenfalls
eine breite Zustimmung findet in Deutschland das Konzept der
Ganztagsschule: 61 Prozent der Bundesbürger stehen diesem Schultyp
positiv gegenüber, nur knapp jeder Fünfte (19 Prozent) ist dagegen.
Vor allem eine Entlastung für berufstätige Eltern (80 Prozent), aber
auch eine bessere Förderung der Kinder (59 Prozent) werden unter
anderem als Vorteile von Ganztagsschulen genannt.

Zweifel an der Durchlässigkeit des Schulsystems

Überwiegend Zweifel herrschen in der Bevölkerung mit Blick auf die
Durchlässigkeit des Schulsystems. Die Möglichkeit, nachträglich einen
höheren Schulabschluss zu erlangen, bezeichnet knapp die Hälfte (45
Prozent) selbst für gute Schüler als eher schwierig, elf Prozent
sogar als sehr schwierig.

Das Elternbild der Lehrer

Bei der Frage, welche Erfahrungen Lehrer schon öfter mit Eltern
gemacht haben, steht für 78 Prozent das Thema Überforderung bei der
Erziehung ganz oben. Ebenfalls achten Eltern nach Ansicht von 78
Prozent der Lehrer zu wenig darauf, wie ihre Kinder die Freizeit
verbringen. Knapp drei Viertel (72 Prozent) der befragten Lehrer
beobachten, dass Eltern oftmals zu wenig Zeit für ihre Kinder haben.
Dabei zeigt sich, dass Interesse und Engagement je nach Schulgattung
sehr unterschiedlich bewertet werden: Rund drei Viertel (74 Prozent)
der Hauptschullehrer, aber nur 28 Prozent der Gymnasiallehrer geben
an, dass sich Eltern zu wenig für die schulischen Leistungen ihrer
Kinder interessieren.

Dr. Mark Speich, Geschäftsführer der Vodafone Stiftung
Deutschland: "Die Ergebnisse der diesjährigen Untersuchung machen
einmal mehr deutlich, dass die Qualität von Schule und Unterricht in
hohem Maße von außerschulischen Faktoren wie etwa Erziehungsdefiziten
im Elternhaus geprägt ist. Um gerechte Bildungschancen und optimale
Fördermöglichkeiten für Kinder zu schaffen, ist es aus unserer Sicht
deshalb zwingend notwendig, so früh wie möglich Eltern bei der
Bewältigung ihrer hoch anspruchsvollen Erziehungsaufgabe zu stärken.
Das Gelingen der gemeinsamen Erziehung durch Eltern und Schule muss
als eine der wichtigsten gesamtgesellschaftlichen Aufgaben der
kommenden Jahre verstanden werden. Vor diesem Hintergrund nimmt die
Vodafone Stiftung beispielsweise mit dem neu gestarteten
familY-Programm die Rolle des Elternhauses als zentrale
Bildungsinstitution intensiv in den Blick."

Heinz-Peter Meidinger, Bundesvorsitzender des DPhV, nannte die
Befragungsergebnisse hoch interessant und eine Pflichtlektüre für
alle Bildungspolitiker. Er betonte: "Einerseits spiegeln die
Umfrageergebnisse die hohe Erwartungshaltung der Bevölkerung an die
Schulen wider, auf der anderen Seite wird aber deutlich, dass bei
vielen Einschätzungen Eltern und Lehrer nahe beieinander liegen. Mich
freut vor allem ein Ergebnis: Die Mehrheit der Lehrkräfte betont
zwar, dass Unterricht in den letzten Jahren deutlich anstrengender
geworden sei, gleichzeitig erklärt aber der Großteil, dass er diesen
Beruf liebt und wieder ergreifen würde. Das ist eine gute Grundlage
für die positive Fortentwicklung unseres Bildungssystems!"

Allensbach-Studie im Rahmen des Wettbewerbs "Deutscher Lehrerpreis
- Unterrricht innovativ"

Wie schon die Untersuchungen aus den Jahren 2009 und 2010 so wurde
auch die aktuelle Erhebung im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs
"Deutscher Lehrerpreis - Unterricht innovativ" durchgeführt. Neben
der Vodafone Stiftung Deutschland und dem Deutschen Philologenverband
ist seit diesem Jahr die Heraeus Bildungsstiftung neuer
Kooperationspartner dieser Auszeichnung. "Von diesem Konzept sind wir
vor allem deswegen überzeugt, weil Lehrer dabei nicht nur als
Wissensvermittler geehrt werden, sondern auch als sozial engagierte
Persönlichkeiten, die junge Menschen während einer wichtigen und
prägenden Lebensphase mit besonderem Einsatz fördern und unterstützen
unterstützen", sagt Dr. Beate Heraeus, Vorstandsvorsitzende der
Heraeus Bildungsstiftung. "Für ihre wichtige Aufgabe benötigen
Lehrerinnen und Lehrer Unterstützung und auch Wertschätzung und
Anerkennung. Lehrer sind wichtige Persönlichkeiten, die prägend auf
jeden Menschen wirken. Daher muss die Anerkennung aus der Mitte der
Gesellschaft erfolgen", ergänzt Thomas Ellerbeck, Vorsitzender des
Beirats der Vodafone Stiftung Deutschland. Der "Deutsche Lehrerpreis
- Unterricht innovativ" verbindet zwei Elemente: Noch bis zum 30. Mai
können Schüler der laufenden Abschlussklassen Lehrerinnen und Lehrer
nominieren, die sie als besonders engagiert erlebt haben. In der
zweiten Wettbewerbs-Kategorie bewerben sich Lehrer direkt mit ihren
fächerübergreifenden und im Team realisierten Unterrichtsmodellen.
Für die drei besten Unterrichtsideen werden 5.000 Euro, 3.000 Euro
und 2.000 Euro ausgelobt. Darüber hinaus gibt es drei Sonderpreise,
die mit jeweils 1.000 Euro dotiert sind. Anmeldungen sind noch bis
zum 2. Mai möglich. Die diesjährige feierliche Prämierung von
Deutschlands besten Lehrern findet im November in Berlin statt. Alle
Informationen rund um den Wettbewerb finden sich unter
www.lehrerpreis.de.

Hinweis für die Redaktionen: Alle Informationen zur aktuellen
Allensbach-Umfrage sowie Foto- und Videomaterial stehen in der
digitalen Pressemappe unter: www.lehrerpreis.de/allensbach2011 zur
Verfügung.



Pressekontakt:
Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH
Danyal Alaybeyoglu, Tel. 0211/ 533-6786
E-Mail: danyal.alaybeyoglu@vodafone.com

Deutscher Philologenverband
Eva Hertzfeldt, Tel. 0172/ 3050 867
E-Mail: presse@dphv.de


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