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VPB-Untersuchung zur EnEV: Fast alles noch beim Alten! / Modellrechnungen sind unrealistisch, Sanierungen kommen erheblich teurer

Geschrieben am 16-03-2011

Berlin (ots) - Wie steht es mit der energetischen Qualität bei
Neubauten? Zwei Jahre nach seiner ersten großangelegten Untersuchung
zu diesem Thema hat der Verband Privater Bauherren (VPB) 2010 erneut
nachforschen lassen: Wie werden die gesetzlichen Vorgaben der
Energieeinsparverordnung 2009 (EnEV) auf den Baustellen technisch
umgesetzt? Sind moderne Wohnhäuser in Deutschland tatsächlich
Energiesparer oder sind sie nach wie vor Energieschleudern? Bekommt
der private Bauherr den energetischen Standard, den das Gesetz
vorschreibt und den er teuer bezahlt? Oder ist alles beim Alten
geblieben?

"Die Ergebnisse der Untersuchung des von uns beauftragten
Instituts Privater Bauherren (IPB) sind etwas besser ausgefallen als
vor zwei Jahren, aber nach wie vor ernüchternd", resümiert
VPB-Vorstandsmitglied Klaus Kellhammer und fügt hinzu: "Von den
politisch gewünschten Vorgaben sind deutsche Neubauten immer noch
weit entfernt." Das IPB untersuchte im relevanten Zeitraum 2010
insgesamt 5.231 Bauvorhaben, die von EnEV-Sachverständigen in den
VPB-Regionalbüros bundesweit betreut wurden.

Die leichten Verbesserungen führt der Verband Privater Bauherren
auf die inzwischen in vielen Fällen vorgeschriebene
Sachverständigenberatung zurück. Wer Gelder der KfW-Bank beantragt,
der muss sich in der Regel vom Bausachverständigen beraten lassen.
"Das schlägt sich positiv nieder", erklärt Bauherrenberater
Kellhammer. "Die KfW hat hier die richtigen Konsequenzen aus unseren
Untersuchungen vor zwei Jahren gezogen."

Trotzdem bleibt die Bilanz der IPB-Untersuchung niederschmetternd:
Der private Bauherr bekommt im Normalfall immer noch nicht, wofür er
bezahlt. "Im Gegenteil: Rund 30 Prozent aller Neubauten entsprechen
überhaupt nicht den Anforderungen der Energieeinsparverordnung",
erläutert der Bausachverständige. Fast die Hälfte (49,23 Prozent)
aller EnEV-Nachweise sind falsch berechnet. In 53,1 Prozent der
untersuchten Fälle wurden die Berechnungen zur Energieeinsparung auf
der Baustelle technisch nicht korrekt umgesetzt. "Zum Beispiel werden
häufig schlechtere Dämmstoffe verwendet, als den Berechnungen
zugrunde lagen", kritisiert Klaus Kellhammer. "Das führt natürlich in
der Realität auch zu schlechteren Dämmwerten."

"Ganz besonders beliebt ist es auch, Maßnahmen zur Aufbesserung
der energetischen Werte in die energetischen Berechnungen einfließen
zu lassen, ohne diese am Bau tatsächlich auszuführen. Spitzenreiter
ist hier die oftmals fehlende geprüfte Dichtigkeit
(Blower-Door-Test), gefolgt von besonderen Maßnahmen zur Vermeidung
von Kältebrücken (verminderter Wärmebrückenzuschlag). Das führt
natürlich in der Realität auch zu schlechteren Dämmwerten und die
energetischen Standards, wie beispielsweise ein "Effizienzhaus 70",
werden nicht erreicht. Die Folge: Das neue Haus verbraucht mehr
Energie als auf dem Papier versprochen."

"Fast jeder zweite Bauherr nutzt sein Haus wegen fehlender
Informationen energetisch kontraproduktiv! Nicht einmal jeder vierte
Bauherr wird in die energetischen Annahmen seiner Immobilie
unterrichtet", beobachten der VPB-Bausachverständige und seine
Kollegen bundesweit. Das ist kein Wunder, denn rund drei Viertel
aller Einfamilienhäuser werden heute schlüsselfertig gekauft. "Diese
Häuser sind bereits fix und fertig geplant, wenn der Käufer den
Vertrag unterzeichnet, die spätere Anpassung an die Wünsche und
Bedürfnisse der Bewohner beschränkt sich in der Regel auf die Auswahl
von Böden und Fliesen. Eine Ausrichtung der Planung an den
Heizgewohnheiten und Nutzungswünschen der zukünftigen Bewohner ist
nicht üblich - und wird, so stellen wir beim VPB fest, von den
Käufern bislang auch nicht nachgefragt."

"Dabei ist es ganz entscheidend für die Berechnungen, wie eine
Immobilie genutzt werden soll. Ist beispielsweise der Keller als
Wohn- und Arbeitsbereich vorgesehen, dann muss er auch gedämmt und
konsequent beheizt werden. Dient er dagegen nur als Abstellraum, muss
er gegenüber den beheizten Wohnbereichen thermisch abgeschottet
werden", erläutert Bauherrenberater Kellhammer. "Energieeinsparung,
wie wir sie heute betreiben, ist echtes "Feintuning". Damit das alles
optimal funktioniert, müssen die zukünftigen Bewohner wissen, wo ihre
Dämmungen verlaufen, welche Räume sie heizen, welche Türen sie
geschlossen halten müssen - und vor allem auch, wie sie richtig
lüften müssen. Ein modernes Haus braucht eine regelrechte
Gebrauchsanweisung. Bei der Sanierung lauern im Übrigen ähnliche
Probleme", beobachtet Klaus Kellhammer seit geraumer Zeit. "Weil bei
diesen Baumaßnahmen aber in der Regel individuell geplant wird,
lassen sie sich von erfahrenen Planern leichter umschiffen."

"Erbost sind private Bauherren jedoch zunehmend über ein ganz
anderes Problem", beobachten Klaus Kellhammer und seine Kollegen im
Alltag auf der Baustelle: "Die energetischen Sanierungsmaßnahmen
amortisieren sich viel langsamer, als ihnen von regierungsnahen
Organisationen immer wieder vorgerechnet wird." Das liegt zum einen
daran, dass der berechnete Verbrauch nur bedingt mit dem
tatsächlichen vergleichbar ist und das sanierte Haus in der Realität
erheblich mehr verbraucht als auf dem Papier. Zum anderen daran, dass
immer wieder Wirtschaftlichkeitsberechnungen publiziert werden, bei
denen ausschließlich Häuser mit jahrzehntelangem
Instandhaltungsrückstau zugrunde gelegt werden. Diese Berechnungen
gehen davon aus, dass das Haus grundlegend saniert werden muss und
dabei die Kosten für Gerüst, Putz und Malerarbeiten ohnehin anfallen.
Der relative Mehraufwand für die eigentliche Dämmung fällt dann
rechnerisch nur gering aus.

"Mit dieser geschönten Summe werden die Bauherren gelockt. Die
Wirklichkeit sieht aber anders aus", kritisiert Klaus Kellhammer.
"Kein Bauherr wohnt in einer solchen Ruine, dass der Putz von der
Fassade blättert. Im Gegenteil: Die meisten Hausbesitzer pflegen ihr
Heim und erhalten es. Sie brauchen keine Totalsanierung der Fassaden.
Wenn sie energetisch sanieren, dann bezahlen sie also nicht nur eine
Lage Dämmung, die sich amortisieren muss, sondern sie müssen auch
alle dazu gehörigen Nebenkosten einkalkulieren. Das sind neben der
eigentlichen Wärmedämmschicht zusätzlich noch die Kosten für das
Gerüst, für Putz, Malerarbeiten, für die Anschlüsse, die neuen
Fensterbänke, eventuell neue Rollladenkästen, das neuerliche
Montieren von Außenlampen, das Anschließen von Geländern an Eingängen
und Balkonen und etliche Details mehr."

"Weil aber alle diese Aspekte in den Modellrechnungen nicht
berücksichtigt werden, geht der sanierungswillige Hausbesitzer von
völlig falschen Voraussetzungen aus und erschreckt zu Recht über die
tatsächlichen Kosten", weiß der VPB-Sachverständige und resümiert:
"Das ist der Sache nicht dienlich und verärgert unnötig Menschen, die
die Klimaziele eigentlich umsetzen und alles richtig machen möchten."
Der VPB plädiert deshalb für realistische Modellrechnungen, damit
Bauherren wissen, was tatsächlich an Kosten auf sie zukommt und wie
lange die Amortisierung dauert.

Hinweis an die Redaktionen:

Die Grafik zum Thema finden Sie unter folgendem Link zum
Herunterladen:
http://www.presseportal.de/go2/neubauten_energiesparvorgaben

In druckfähiger Auflösung finden Sie die Grafik hier:
http://www.presseportal.de/go2/energiesparvorgaben.jpg

Die Erläuterung der Umfrageergebnisse finden Sie hier:
http://www.institut-privater-bauherren.de/umfragen.html .

Weitere Informationen beim Verband Privater Bauherren (VPB) e.V.,
Bundesbüro, Chausseestraße 8, 10115 Berlin, Telefon 030 2789010, Fax:
030 27890111, E-Mail: info@vpb.de, Internet: www.vpb.de.

Diesen Pressetext finden Sie außerdem zum Herunterladen im
Internet unter www.vpb.de .



Pressekontakt:
Postina Public Relations GmbH, Alte Bergstraße 27,
64342 Seeheim-Jugenheim, Telefon 06257 507990, Fax: 06257 507994,
E-Mail: presse@vpb.de


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