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Biogasrat: WWF-Studie unter Niveau / "Biogas federt Strukturwandel in der Landwirtschaft ab"

Geschrieben am 22-02-2011

Berlin (ots) - "Die Studie des WWF zu den Auswirkungen der
Biogasproduktion auf die Landwirtschaft bleibt völlig unter dem
Niveau, das wir sonst von dieser Umweltorganisation gewohnt sind",
bedauert der Geschäftsführer des Biogasrat e.V. Reinhard Schultz.
"Schließlich ist der WWF die Organisation, die in verschieden Reports
den Umstieg auf 100 Prozent Erneuerbare Energien für möglich hält".

Die agrar-romantische Parteinahme für die traditionelle "gute" und
zugleich "kleine" Landwirtschaft blende aus, dass es immer schon den
Wettbewerb und darauf folgend Strukturwandel im Agrarsektor gegeben
hat. "Die von früheren Bauernpräsidenten geprägte Formel "Wachsen
oder Weichen" sei nicht von der Biogaswirtschaft erfunden worden,
sondern beschreibe eine Gesetzmäßigkeit, die mit technischem
Fortschritt, sich verändernden Märkten und der unterschiedlichen
Finanzkraft der Marktteilnehmer zu tun hat. "Extrem sichtbar wird
dieses Prinzip in Veredelungsregionen", erklärt Schultz. "Der Boom
der Veredelungswirtschaft mit der Massentierhaltung führt zu
Flächenbedarf und verschärft den Wettbewerb um die Fläche. Da die
Zahl von Schweinen und Rindern, die ein Landwirt halten darf, an die
Größe der Fläche gebunden ist, auf die er die Gülle verbringen kann,
führt das Wachstum dieser Branche zu immer größeren Betrieben,
während die kleineren verschwinden", betont Schultz und verweist auf
eine Befragung der Landwirte durch das Landwirtschaftministerium in
Schleswig-Holstein. "Mit dieser Entwicklung hat die Erzeugung von
Biogas so gut wie nichts zu tun."

Die vom WWF unterstellten EEG-Vergütungen in Höhe von 750.000 Euro
für eine 600 KW-Biogasanlage sind nicht mit den Zuschüssen zur
landwirtschaftlichen Produktion vergleichbar: Denn das EEG vergütet
ausschließlich die durchschnittlichen Mehrkosten der Strom- und
Wärmeerzeugung aus Biogas gegenüber den Marktpreisen für Strom. Der
Gewinn ist oft bescheiden und hängt von der Gesamteffizienz der
Anlagen ab. Im Übrigen werden die aller meisten Biogasanlagen in
dieser Größenordnung von Landwirten betrieben.

Der Boom der Veredelungswirtschaft in 15 von über 400 Landkreisen
in Deutschland, wie in Nordniedersachsen, Schleswig-Holstein, Teilen
des Münsterlandes und in Teilen von Bayern und Baden-Württemberg hat
dazu geführt, dass teilweise 70 Prozent der Anbauflächen mit Mais als
Futtermittel bepflanzt sind. "Das sich in diesen Regionen
Tierveredeler und Fleischwirtschaft in ihrem Wachstum durch
Biogasanlagen gestört fühlen, ist aus Sicht dieser Unternehmen
verständlich, lenkt aber davon ab, dass sie selbst die eigentlichen
und einzigen Verursacher des Drucks auf Flächen und Pachtpreise
sind." Schultz versteht grundsätzlich auch die Landwirte, die Opfer
dieser Entwicklung sind, weil sie Pachtflächen verlieren. "Aber die
Schuld nur bei anderen zu suchen, verstellt den Blick auf die
Wirklichkeit und diskreditiert eine ganze Branche. Im Übrigen sind
die WWF-Angaben zum Anstieg der Maisanbauflächen sind irreführend.
Auf das gesamte Bundesland Niedersachsen bezogen, liegt der Anteil
der landwirtschaftlichen Fläche, die für den Anbau von Biomasse zur
Biogaserzeugung genutzt wird, nur geringfügig über dem Anteil der
Flächen, die vor 2005 stillgelegt waren (EU Programm zum Abbau der
Produktionsüberschüsse).

Über die Auswirkungen von Massentierhaltung und überbordenden
Fleischverzehr könne man sich sehr gut streiten, meint Reinhard
Schultz. "Aber das Umweltorganisationen wie der WWF jetzt
Massentierhalter vor Biogas in Schutz nehmen, ist schon merkwürdig.
Biogas leistet einen hohen Beitrag zur CO2-Reduzierung und
Versorgungssicherheit. In Veredelungsregionen hilft die Vergärung von
Gülle darüber hinaus, den Boden und das Grundwasser durch ein kluges
Nährstoffmanagement zu entlasten. Wer die Ziele der EU und der
Bundesregierung zum Ausbau Erneuerbarer Energien und zum Klimaschutz
ernst nimmt, muss den Anstieg der Biogasproduktion fördern und darf
ihn nicht verhindern."

Das Ziel der Biogasbranche ist es, möglichst flächenschonend und
kosteneffizient Biogas für die Erzeugung von Strom, Wärme und
Kraftstoffversorgung zur Verfügung zu stellen. Dabei spielt die
Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Aber auch für sie gilt:
Wettbewerb und technischer Fortschritt bestimmen die Spielregeln. Wer
Subventionen abbauen will, muss für eine möglichst wirtschaftliche
Biogasproduktion sein. "Das geht nicht mehr mit Kleinstanlagen,
ebenso wie der Umbruch großer Ackerflächen nicht mehr mit einem
Gespann aus Ochsen und Holzpflug bewerkstelligt werden kann",
unterstreicht Reinhard Schultz. "Unwirtschaftliche Kleinstanlagen
erhalten im Übrigen eine deutliche höhere Förderung als effiziente
größere Anlagen. Das ist ökonomischer Schwachsinn."

Nicht nur nach Auffassung des Biogasrat e.V. stehen sowohl für die
Lebensmittelproduktion als auch für die Biogaserzeugung genügend
Flächen zur Verfügung. "Aber auch hier wird es Strukturwandel geben.
Ölsaaten, wie Raps, für die Biodieselproduktion werden wegen ihrer
schlechten CO2-Bilanz Mitte des Jahrzehnts der Biogasproduktion
weichen. Hier werden große Flächen frei", ist sich Schultz sicher.
Auf mittlere Sicht wird Biogas auch nicht mehr überwiegend aus Mais
erzeugt werden. Eine große Rolle wird die Zuckerrübe spielen.
Gemeinsam mit den Pflanzenzüchtern will der Biogasrat auch andere
Energiepflanzen zum Durchbruch verhelfen. "Damit sorgen wir für
biologische Vielfalt" - ein Leitziel des Biogasrat e.V. "Und
unabhängig von nachwachsenden Rohstoffen werden biologische Abfälle
in Zukunft eine größere Rolle bei der Biogasproduktion spielen. "Weit
über 50 Prozent der erzeugten Lebensmittel werden weggeworfen, z.T.
schon während der Produktion, zum Teil vom Handel und der Rest in den
Haushalten. Da wollen wir ran", fordert Schultz, der daher auch für
eine vom Einsatzstoff unabhängige Vergütung der Biogasproduktion
eintritt.

Im Übrigen unterstreicht der Biogasrat, dass eine Politik zur
Förderung Erneuerbarer Energien in erster Linie Energiepolitik sein
muss und nicht eine Fortsetzung der Agrarsubventionen mit anderen
Mitteln. "Wenn sich die Landwirtschaft aus guten Gründen mit der
Biogasproduktion ein zusätzliches Standbein schafft, dann spielt sie
auf mehreren Märkten und wird so krisenfester. Biogas federt den
Strukturwandel in der Landwirtschaft ab. Diese Rechnung geht jedoch
nur auf, wenn sie an die Energieerzeugung dieselben
Wirtschaftlichkeitsmaßstäbe anlegt, wie an die
Lebensmittelproduktion. Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit sind
kein Gegensatz", appelliert Schultz an Marktteilnehmer und Politik.

Der Biogasrat fordert daher, dass bei der Neuausrichtung des EEG
hohe Maßstäbe für Umwelt- und Kosteneffizienz der Biogasanlagen die
Grundlage für die Förderung werden. Alle Sondervergüten sollen
zugunsten einer einheitlichen Marktprämie verschwinden. Marktprämie
bedeutet: Nur Mehrkosten werden durch die Förderung abgedeckt, der
Rest muss am Markt erwirtschaftet werden. Ausnahmen soll es nur für
die Förderung der Kraft-Wärmekopplung und für die Biogaserzeugung aus
Gülle geben. Neben der Verstromung soll auch die Wärmeerzeugung und
der Kraftstoffmarkt für Biogas erschlossen werden.

Der Biogasrat tritt für wasserdichte Nachhaltigkeitsnachweise ein,
die aber- im Gegensatz zum WWF - nicht nur die Biogasproduktion,
sondern auch die jeweiligen Wettbewerbsproduktionen mit einbeziehen
müssen. Also den Mais für Futtermittel genauso wie für Biogas. "Das
würde für Klarheit sorgen und manche regionalen Fehlentwicklungen
transparent machen."



Pressekontakt:
Geschäftsstelle Biogasrat e.V.
Janet Hochi
Tel.: 030-20143133
Email: geschaeftsstelle@biogasrat.de


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