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Versorgungs-Report 2011 erschienen / Chronikerprogramme wirken

Geschrieben am 22-11-2010

Berlin (ots) - Pflegebedürftige Menschen, die erstmals einen
Schlaganfall erleiden, haben gegenüber nicht pflegebedürftigen
Personen ein fast dreifach erhöhtes Risiko, innerhalb eines Jahres
nach dem Vorfall zu sterben, unabhängig vom Alter und relevanten
Nebenerkrankungen. Mehr als die Hälfte von ihnen verstirbt im ersten
Jahr. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Behandlungsdaten von
mehr als 24 Millionen Versicherten durch das Wissenschaftliche
Institut der AOK (WIdO). Die Analyse ist Teil des am Montag
vorgestellten "Versorgungs-Report 2011". Mit dieser neuen
Publikationsreihe analysiert das WIdO die Gesundheitsversorgung in
Deutschland erstmals sektorübergreifend, mit Blick auf den Patienten
und das Gesundheitswesen.

"Das Beispiel der Schlaganfallbehandlung zeigt, dass wir trotz
einer Datenflut im Gesundheitswesen immer noch zu wenig wissen, wo
besonders herausgehobene Risiken für die Patienten bestehen", sagte
der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Herbert
Reichelt, zur Vorstellung des Reports in Berlin. "Die AOK will die
Versorgung ihrer Versicherten gestalten und für eine qualitativ
hochwertige Behandlung sorgen. Dazu brauchen wir Transparenz", so
Reichelt. "Der Versorgungs-Report zeigt beispielhaft, wo und wie wir
Behandlungsstrukturen und Prozesse verbessern können."

Schwerpunktthemen des ersten Versorgungs-Reports sind Ausmaß und
Behandlungsbedarf chronischer Erkrankungen. "Für 20 Prozent der
Versicherten wendet das deutsche Gesundheitswesen mehr als 80 Prozent
der Behandlungskosten auf. Dazu gehören insbesondere chronisch
Kranke. Ihre bedarfsgerechte Versorgung ist deshalb auch in
finanzieller Hinsicht eine entscheidende Herausforderung", erläutert
WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. "Die Situation wird sich durch
die demografische Entwicklung verschärfen. Der Versorgungs-Report
zeigt, dass als Folge der steigenden Lebenserwartung
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, viele
Krebserkrankungen oder Demenz weiter zunehmen." Dies sei ein
zwangsläufiger Nebeneffekt des medizinischen Fortschritts, so
Klauber. "Frühzeitigere Diagnosen und verbesserte Behandlung
verlängern die Lebenserwartung, können jedoch oft keine dauerhafte
Heilung erzielen. Angesichts der beeinflussbaren Risikofaktoren für
viele chronische Krankheiten gewinnt deshalb die Prävention an
Bedeutung."

Schub für die Versorgungssteuerung durch DMP

Dass sich bei der Versorgung chronisch Kranker in den letzten zehn
Jahren durchaus etwas verändert hat, ist laut Versorgungs-Report
insbesondere den Disease-Management-Programmen (DMP) zu verdanken.
"Sie haben der Versorgungssteuerung nachhaltig Schub verliehen",
betont Klauber. Schon die häufigen Arztbesuche der Patienten -
immerhin suchen Diabetiker 38-mal im Jahr eine Arztpraxis auf -
zeigen, wie notwendig eine koordinierte Behandlung ist. Mit sechs
Millionen Teilnehmern sind die zur Verbesserung der Betreuung
chronisch Kranker seit 2003 schrittweise eingeführten strukturierten
Behandlungsprogramme der gesetzlichen Krankenkassen inzwischen ein
fester Bestandteil der Versorgung. Nahezu jeder zweite Diabetiker in
Deutschland ist in ein DMP eingeschrieben. Allein mehr als 2,7
Millionen AOK-Versicherte nehmen an einem Programm für Diabetes Typ 2
(seit 2003), Brustkrebs (2003), Koronare Herzkrankheiten (2004),
Diabetes mellitus Typ 1 (2005) und Asthma/COPD (2006) teil.

Klauber: "Die inzwischen vorliegenden Ergebnisse zeigen positive
Entwicklungen bei den medizinischen Werten der Patienten und
deutliche Verbesserungen im Bereich der Prozessqualität. Die
Ergebnisse der vom AOK-Bundesverband beauftragten ergänzenden
Begleitforschung zur gesetzlichen Evaluation deuten darauf hin, dass
Diabetiker, die an einem DMP teilnehmen, eine längere Lebenserwartung
gegenüber Nichtteilnehmern haben. Diabetesbedingte Folgeerkrankungen
gehen bei DMP-Teilnehmern zurück. Die Patienten fühlen sich besser
versorgt und informiert. Sie verhalten sich gesundheitsbewusster."

Mitherausgeber Prof. Norbert Schmacke macht im aktuellen
Versorgungs-Report deutlich, "dass ohne die Anbindung der DMP an den
Risikostrukturausgleich (RSA) in der gesetzlichen Krankenversicherung
und ohne die zentrale und in dieser Form neue Rolle der Krankenkassen
ein derartiges Programm zur Beseitigung struktureller
Versorgungsmängel nicht zustande gekommen wäre". Nach der Einführung
des morbiditätsorientierten RSA (Morbi-RSA) 2009 habe es sich
angesichts des Ausgabendrucks auf die Krankenkassen durch den
zeitgleich eingeführten Gesundheitsfonds als richtig erwiesen, die
DMP weiter gesondert zu berücksichtigen, schreibt Gesundheitsökonom
Klaus Jacobs im Report: "Auch bei künftigen Anpassungen der
gesetzlichen Rahmenbedingungen sollte behutsam vorgegangen werden, um
die unübersehbaren Fortschritte in der Chronikerversorgung nicht zu
gefährden", rät Jacobs.

Der Versorgungs-Report ist eine neue jährliche Publikationsreihe
des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Er thematisiert die
Gesundheitsversorgung sektorübergreifend und ergänzt damit die
Report-Reihe des WIdO mit Arzneiverordnungs-, Krankenhaus - und
Fehl-zeiten-Report. Herausgeber des Versorgungs-Reports sind die
WIdO-Wissenschaftler Joachim Klose und Christian Günster sowie der
Leiter der Arbeits- und Koordinierungsstelle Gesundheitsforschung an
der Universität Bremen, Prof. Norbert Schmacke. Der Mediziner ist
unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss, dem obersten
Beschlussgremium von Ärzten, Krankenkassen und Krankenhäusern.

Die Autoren des Versorgungs-Reports analysieren das
Versorgungsgeschehen mit Blick auf den Patienten und die
verschiedenen Gesundheitssektoren und schließen damit eine
Infor-mationslücke.

Das Schwerpunktthema der ersten Ausgabe heißt "Chronische
Krankheiten". Die Beiträge liefern Informationen über das Ausmaß
chronischer Erkrankungen und deren Behandlungsbedarf. Einzelbeiträge
sind der Koronaren Herzkrankheit und der Herzinsuffizienz, dem
Dia-betes mellitus, der Hypertonie und dem Schlaganfall gewidmet. Der
Diskussionsblock befasst sich mit aktuellen Themen wie Ärztemangel,
arztentlastende Versorgungsstrukturen und Telemedizin. Ein
umfangreicher Statistikteil beleuchtet das Krankheitsspektrum der
Deutschen, die Häufigkeit von Erkrankungen und die Inanspruchnahme
von Leistungen in der ambulanten, stationären und
Arzneimittel-Versorgung. Die Daten haben besonderes Gewicht, weil
erstmals sektorenübergreifend die Daten von rund 24 Millionen
AOK-Versicherten ausgewertet wurden. Ebenfalls zum ersten Mal wurden
Diagnosen und die Inanspruchnahme von Leistungen zusammengeführt.

C. Günster, J. Klose, N. Schmacke (Hrsg): Versorgungs-Report 2011,
Schwerpunkt: Chronische Erkrankungen; 372 Seiten, 65 Abb., 79 Tab.;
44,95 EUR; ISBN 978-3-7945-2803-5.

Die Printausgabe wird ergänzt durch ein Internetangebot
(versorgungs-report-online.de), das neben Abbildungen und Tabellen
zusätzlich den kompletten, statistischen Überblick über mehr als
1.500 Krankheiten bietet.

Originaltext: Wissenschaftliches Institut der AOK
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32063
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32063.rss2

Pressekontakt:
Wissenschaftliches Institut der AOK, Christian Günster
Tel.: 030/34646-2128

Wissenschaftliches Institut der AOK, Joachim Klose
Tel.: 030/34646-2129

Fax.: 030/34646-2144
E-Mail: wido@wido.bv.aok.de


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