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Printgipfel der Medientage München: Die Macht der Inhalte ist größer als die der Funktionalitäten

Geschrieben am 14-10-2010

München (ots) - Wurde vor kurzem noch der Tod der Printmedien
vorhergesagt, hatten Untergangsszenarien dieser Art beim Printgipfel
der MEDIENTAGE MÜNCHEN in diesem Jahr keinen Platz. Beschworen wurde
vielmehr ein crossmediales, sich gegenseitig bereicherndes
Nebeneinander von Printmedien und Online-Angeboten. Die Suche nach
innovativen Geschäftsmodellen und der Konsens über eine sichere
Zukunft des Qualitätsjournalismus prägten die von Frank Thomsen
(Chefredakteur stern.de) moderierte Veranstaltung.
Focus-Chefredakteur Wolfram Weimer rief die Printmedien dazu auf,
mutiger bei Investitionen in journalistische Ressourcen zu sein. "Die
Macht der Inhalte ist größer als die der Funktionalitäten", sagte
Weimer vor dem Hintergrund der Debatte um die Zukunft der Zeitung in
der digitalen Welt. "Wir dürfen nicht zu den Content-Abfüllern
werden", forderte er mit Blick auf journalistische Mainstream-Modelle
im Internet. Entscheidend sei, nach professionellen Maßstäben mit
relevanten Inhalten Orientierung zu bieten. Wenn die Zeitungsverlage
sich nicht entschlössen, auf hochwertige Inhalte zu setzen, drohe der
Branche eine Erosion. Im Idealfall könnten sich Inhalte in der
gedruckten Zeitung und im Internet hervorragend ergänzen und
wechselseitig verstärken. Auch Bayerns Medienminister und Leiter der
Staatskanzlei, Siegfried Schneider, betonte, nur eine hohe
inhaltliche Qualität könne zum Zukunftsgaranten der Printmedien
werden, was durch verstärktes unternehmerisches Know-how unterstützt
werden müsse. Schneider sagte, im Internet würden für die Verlage die
Chancen größer sein als die Gefahren. Beide Medien verhielten sich
komplementär: Während das weltweite Datennetz durch Aktualität,
Vielfalt und Informationsdichte gekennzeichnet sei, erwiesen sich
Printmedien als kompetent bei Themenvertiefung und
Hintergrundberichten. Aufgrund der immer noch verbreiteten
Gratis-Mentalität bei den Konsumenten sei es wichtig, die Akzeptanz
von Paid Content zu steigern, betonte Schneider. Von politischer
Seite werde in diesem Zusammenhang an angemessenen Urheber- und
Leistungsschutzrechtsmodellen gearbeitet sowie das
Medienkonzentrationsrecht überprüft. Andreas Scherer begrüßte die
Unterstützung der Politik. Der Vorsitzende des Verbandes Bayerischer
Zeitungsverleger argumentierte, für die system- und
demokratierelevante Arbeit von Journalisten sei dies unerlässlich.
Wenn die (Medien-)Welt der im Veranstaltungstitel zitierte Cyberspace
sei, könne man sich die Printobjekte als veraltetes Raumschiff
vorstellen, das rücksichtslos in neue Sphären geschleudert worden
sei, sich aber tapfer gegen alle Verlockungen der neuen Welt wehre.
In der Realität gehe es den Zeitungen jedoch "eigentlich ganz gut",
die Verlage seien längst in der digitalen Zukunft angekommen. Basis
für die Produktion von Papiermedien sei mittlerweile ebenfalls
Hightech (Drucktechnik, Redaktionssysteme). Elektronische und mobile
Erweiterungen des klassischen Zeitungsmodells ermöglichten neue
Freiräume und extrem gestiegene Reichweiten. "Verlässliche
Information" sei dabei auch in Zukunft ein entscheidender Faktor für
ein erfolgreiches Geschäftsmodell.

Anders als Scherer glaubt Lars Hinrichs, CEO der Investmentfirma
Cinco Capital, kaum noch an den Erfolg von Printmedien, die er
mittlerweile nur noch im Offline-Bereich des Flugzeugs nutze.
Zeitgemäße Funktionalitäten von Medien könnten heute nur noch durch
technische Übertragungswege garantiert werden, warb Hinrichs für
Online-Inhalte. Zu einer ganz anderen Einschätzung kam Dr. Wolfram
Weimer: Der Focus-Chefredakteur bezeichnete die Printmedien als
"prägende Macht im kulturellen Vorfeld der Demokratie." Nach Weimers
Ansicht können die elektronischen Medien die gedruckten nicht
ersetzen. Grund dafür seien inhärente Probleme wie die mangelnde
Dynamik im öffentlich-rechtlichen System und eine "MBA/BWL-gesteuerte
Denke von Medienmanagern". Zwischen diesen Kraftfeldern bewege sich
ein teilweise entfremdeter Journalismus. "Manchmal fühlen wir
Printschreiber uns als letzte Rocker des Medienbetriebs", beschrieb
der Focus-Chefredakteur das große Leistungspotenzial von Zeitungen
und Zeitschriften. Dass auch die Konzepte journalistischer
Dienstleister überprüft werden müssen, ist die Überzeugung von
dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner. Als Stichwörter nannte er eine
noch engere Verzahnung mit den Kunden und die Optimierung der
Arbeitsteilung zwischen Presseagentur und Medien. Basis des
Agenturgeschäfts, in dem "Konkurrenz nichts Neues" sei, müssten
geprüfte Informationen bleiben. Auch die Verlagsmanager auf dem
Podium plädierten für Qualitätsjournalismus. Zugleich bestehe
aufgrund digitaler Konkurrenz und gestiegener Kosten die
Notwendigkeit zur Diversifizierung. In dieser Hinsicht setzen viele
Zeitungshäuser auf neue Geschäftsfelder. So berichtete
Ringier-Geschäftsführer Marc Walder von Aktivitäten in Bereichen wie
Entertainment (Live-Konzerte, Ticketing) und E-Commerce. Dies trage
dazu bei, den Printjournalismus weiterhin zu finanzieren, zumal sich
über neue Verbreitungswege auch neue Konsumenten erreichen ließen:
"Die Marken der Medienhäuser hatten noch nie so viel Reichweite wie
heute." Der Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ),
Dr. Hans Grasser, warnte, neue Aktivitäten der Verlage dürften nicht
zu einer "White-Label-Zukunft" führen, die sich von Markenbindung und
-akzeptanz löse. Dies ist laut Christian Nienhaus jedoch nicht zu
befürchten. Der Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe beschwor eine
"situative Überlegenheit des Papiers", räumte allerdings ein, dass
Verlage im Dschungel der digitalen und mobilen Angebote den wichtigen
"Kontakt zum Endkunden" verlieren könnten. Insgesamt hänge guter
Journalismus nicht von der Art des Verbreitungskanals ab, lautete der
Konsens des Printgipfels. Hilfreich für die Diskussion über die
Zukunft der Zeitung sei die Verlagerung des Schwerpunktes "von Nutz-
auf Denkwert", sagte Wolfram Weimer. Die entscheidende Stärke der
Printmedien liege in ihrer Orientierungs- statt Nachrichtenkompetenz.
"Dann bleibt Printjournalismus der bürgerliche Leuchtturm in der
Debattenlage der Republik", machte der Focus-Chefredakteur seiner
Branche Mut.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.medientage.de

Originaltext: Medientage München
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/61644
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_61644.rss2

Pressekontakt:
Medientage München
Anja Kistler
Telefon: 089/68999250
Fax: 089/68999199
anja.kistler@medientage.de


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