Kommt die soziale Vignette? BGL-Präsident Grewer und Verdi-Vorstand Büttner im Verkehrsrundschau-Streitgespräch

München (ots) - Schwarzarbeit, mehr Kontrollen, Mindestlohn und
eine soziale Vignette. Wo Verdi-Vorstands-Mitglied Rolf Büttner und
BGL-Präsident Hermann Grewer sich einig sind, und wo nicht, haben sie
in einem VERKEHRSRUNDSCHAU-Streitgespräch ausgelotet. Die
VERKEHRSRUNDSCHAU erscheint im Verlag Heinrich Vogel.

Wenn sich Vertreter von Arbeitgebern und Arbeitnehmern
zusammensetzen, ist Streit oft vorprogrammiert. Doch als Hermann
Grewer, Präsident des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und
Entsorgung (BGL) und Verdi-Vorstands-Mitglied Rolf Büttner unlängst
der Einladung der VERKEHRSRUNDSCHAU zum Streitgespräch folgten,
herrschte zunächst eitel Sonnenschein: Beide pochten auf die
Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten, beide verwehrten sich gegen die
Behauptung, die Speditions- und Transportbranche sei "krimineller"
als andere Gewerbezweige in Deutschland. Selbst der Ruf von Verdi
nach einer "sozialen Vignette", einen Beleg für das
sozialverträgliche Agieren eines Unternehmens, stößt beim, BGL auf
offene Ohren. "Wir werden diesen Aufwand aber nur betreiben", betont
BGL-Chef Grewer, "wenn die Wirtschaft eine solche Vignette
akzeptiert. Wir wollen nicht, dass aus dieser Vignette ein
Papiertieger wird."

Doch Grund zu streiten gibt es noch genug. So fordert Verdi-Mann
Büttner mehr Kontrollen in Deutschland, wogegen BGL-Chef Grewer vor
allem im Ausland eine höhere Kontrolldichte sehen will. Eine deutlich
unterschiedliche Strategie verfolgen Verdi und BGL beim Umgang mit
der Bezahlung osteuropäischer Fahrer. Während Verdi anprangert, dass
diese wie Arbeitssklaven gehalten würden und Büttner möchte, "dass
das Thema skandalisiert wird", befürchtet Grewer, dass durch das
Herausgreifen von Einzelfällen "das ganze Gewerbe diskreditiert
wird".

Am deutlichsten prallen die Positionen von Arbeitgebern und
-nehmern in Sachen Mindestlohn aufeinander: Verdi will einen
Mindestlohn für die Transportbranche, den Grewer mit den Worten "das
wäre eine Katastrophe für unsere Branche" strikt ablehnt. Während
Büttner mit Hilfe des Mindestlohns darauf hofft, "Tarifbindung"
herzustellen, sieht Grewer darin nicht das geeignete Instrument.
"Zudem wird immer nur über höhere Löhne geredet", moniert der
BGL-Präsident. "Vielleicht müssen wir uns irgendwann auch einmal
damit befassen, dass Löhne sinken."

Der Verlag Heinrich Vogel ist einer der führenden
Informationsanbieter für den Personen- und Güterverkehr,
Verkehrsausbildung und -erziehung. Unter anderem werden
Fachzeitschriften wie Trucker und LOGISTIK inside publiziert.

Originaltext: Verkehrsrundschau
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