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Kunsttempel oder Luftschloss? Der Kampf ums Arp-Museum Neue Vorwürfe zum Umgang mit den Werken von Hans Arp

Geschrieben am 21-09-2007

Baden-Baden (ots) - "Viertel nach sechs" am Samstag, den 22.
September 2007, 18.15 Uhr im SWR Fernsehen

Das ehrgeizige Kulturprojekt des Landes Rheinland-Pfalz steht kurz
vor der Vollendung: das Arp-Museum in Rolandseck am Rhein. Alles
scheint perfekt: ein spektakulärer Museumsbau (Gesamtkosten: rund 33
Millionen Euro) des internationalen Stararchitekten Richard Meier für
Hans Arp, den weltberühmten Künstler. Aber der Schein trügt: Die
Qualität der Kunstsammlung des Museums ist umstritten, es gibt
Diskussionen über die Echtheit einzelner Stücke. Außerdem sind die
langfristige Konzeption und Finanzierung unklar. Eine Woche vor der
Eröffnung am 29. September bringt der SWR in einer Dokumentation von
Thomas Leif und Ulrich Paulus neue Beweise zum umstrittenen Umgang
mit den Werken Hans Arps.

Fragwürdige Verkaufspraxis des Arp-Vereins
Der maßgeblich am Arp-Museum in Rolandseck beteiligte Verein
"Stiftung Jean Arp und Sophie Taeuber-Arp e.V." (Arp-Verein) verfolgt
als Satzungszweck den Verkauf von Arp-Duplikaten. Dies berichtet das
SWR Fernsehen unter Berufung auf die im Amtsgericht Bonn eingesehene
Originalsatzung des "Arp-Vereins"." Wörtlich heißt es in Paragraph 1
der Satzung: "Werke von Arp und Taeuber-Arp zur ständigen
Finanzierung der Stiftung zu verkaufen bzw. zu tauschen. Beim Verkauf
wird vor allem an Duplikate gedacht."
Auf die Frage, ob der Verkauf von Arp-Duplikaten ein Satzungsziel des
Arp-Vereins sei, antwortete die Generalsekretärin des Arp-Vereins,
Maja Stadler-Euler, in einer schriftlichen Stellungnahme vom 31.
August 2007: "In der Satzung geht es bei den 'Duplikaten' um 'zweimal
vorhandene' Güsse. Diese 'Duplikate' können zur Finanzierung der
Stiftung verkauft werden, damit keine Lücken in der Sammlung
entstehen."
Diesen Handel mit Kunst-Kopien bewertete der Geschäftsführer der
Verwertungsgesellschaft Bild, Dr. Gerhard Pfennig, gegenüber dem SWR
so: "Duplikat ist begrifflich genau das Gegenteil von Original."
Indem der Arp-Verein sagt, "er will Duplikate verkaufen, sagt er, er
macht einen Handel mit Reproduktionen auf."

Qualitäts-Beanstandungen schon vor dem Fälschungsskandal von 1997
Der SWR deckt auf, dass das Land Rheinland-Pfalz bereits vor dem
bekannten Fälschungsskandal von 1997 acht Plastiken des Arp-Vereins
im Wert von mehr als einer Million Euro beanstandete. Bereits am 8.
März 1996 musste der Kaufvertrag zwischen dem Land Rheinland-Pfalz
und dem Arp-Verein nachträglich geändert und der Verkaufspreis um
"2.340.000,- DM" reduziert werden.

Das Land gab acht Plastiken auf Grund zweifelhafter Qualität
zurück. Dies geht aus dem Protokoll des Arp-Vereins vom 24. August
1996 hervor, das dem SWR vorliegt.
Bislang war lediglich bekannt, dass nach der Skandal-Ausstellung 1997
im Landesmuseum Mainz im März 1998 "21 vom Land angekaufte Arp-Werke
auf Grund von Unklarheiten hinsichtlich des Originalbegriffes an den
Verkäufer (Anm.: den Arp-Verein) zurückgegeben werden", so das
Kulturministerium. Der Arp-Verein wollte sich zu dieser bislang
unbekannten Rückruf-Aktion erst nach der Eröffnung des Arp-Museums am
29. September 2007 äußern. Ein Sprecher des Kulturministeriums
bestätigte den Vorgang.

Gefälschte Marmorplastik wird immer noch im Depot in Düsseldorf
aufbewahrt
Besonders fragwürdig ist, dass beanstandete Werke bis heute nicht aus
dem Verkehr gezogen wurden. So wird die nachweislich gefälschte
Marmor-Plastik "Blatt-Torso" (234 x 54,5 x 38) immer noch im
Kunst-Depot des Landes Rheinland-Pfalz in Düsseldorf aufbewahrt.

Umstritten sind weiter 49 posthume Nachgüsse von Arp-Werken, auf
deren Produktion der Arp-Verein besteht. Frau Stadler-Euler
bekräftigte gegenüber dem SWR die Notwendigkeit dieser Nachgüsse.
Nach ihrer Einschätzung sind "zwei Drittel aller Skulpturen in den
großen Museen dieser Welt posthume Güsse."
Dr. Gerhard Pfennig wandte sich gegen diesen Umgang mit dem
Lebenswerk von Hans Arp: "Sonst könnten sie auch statt
Originalgemälden nachgemalte Bilder zeigen oder Reproduktionen oder
andere Vervielfältigungen."
Gegenüber dem SWR bestätigte der Arp-Verein erstmals schriftlich,
dass die wiederholt angekündigte Expertenkommission zur Überprüfung
des umstrittenen Arp-Bestandes mit mehr als 3000 Werken bis heute
nicht eingesetzt worden ist. Wörtlich heißt es: "Die Aufgabe der
Berufung einer solchen Kommission liegt beim Direktor. Sie wurde vom
Vorgänger von Professor Gallwitz nicht durchgeführt."

Der SWR zeigt die 30-minütige Dokumentation "Kunsttempel oder
Luftschloss? Der Kampf ums Arp-Museum" von Thomas Leif und Ulrich
Paulus am Samstag, 22. September 2007 um 18.15 Uhr im SWR Fernsehen.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Thomas Leif, Tel.:
0171-9321891, Ulrich Paulus, Tel.: 06131-929-3268, oder Rainer
Brenner, Tel.: 06131/929-3268.

Originaltext: SWR - Südwestrundfunk
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7169
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7169.rss2


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