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Arzneimittel-Atlas keine Hilfestellung für die Ärzte

Geschrieben am 26-07-2007

Bonn (ots) - Der von der pharmazeutischen Industrie in Auftrag
gegebene"Arzneimittel-Atlas" liefert Ärzten und Apothekern keinen
Nutzen für eine wirtschaftliche Arzneimitteltherapie. Zu diesem
Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Wissenschaftlichen Instituts
der AOK (WIdO). Die Kritik der Arzneimittelexperten des WIdO bezieht
sich insbesondere auf eine mangelhafte wissenschaftliche Grundlage.
Der Arzneimittel-Atlas werte Mengenzuwächse im Arzneimittelmarkt ohne
ausreichende Daten- und Studienlage als angemessen. Zudem werde das
Thema wirtschaftlicher Fehlversorgung weitgehend ausgeblendet.

Der vom Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) erstmals
2006 finanzierte und als Alternative zum seit 20 Jahren jährlich
erscheinenden Arzneiverordnungs-Report gedachte Arzneimittel-Atlas
liefert laut WIdO-Analyse Interpretationen, die durch die zugrunde
liegenden Arzneimitteldaten nicht gestützt werden. Wie der als
Standardwerk etablierte Arzneiverordnungs-Report wertet der vom
Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) im Auftrag des
VFA erstellte Arzneimittel-Atlas die ambulanten
Arzneimittelverordnungen für gesetzlich Krankenversicherte aus.
Während im Arzneiverordnungs-Report führende Pharmakologen eine
umfassende Analyse des deutschen Arzneimittelmarktes liefern,
beschränkt sich der Atlas auf die Analyse von Umsatzveränderungen in
ausgewählten Medikamenten-Gruppen.

Unzulässige Verknüpfungen

Das WIdO kritisiert die unzulässige Verknüpfung von
Verordnungsmengen einer Arzneimittelgruppe mit bestimmten
Erkrankungen. So gehe der Arzneimittel-Atlas beispielsweise ohne
empirische Grundlage davon aus, dass alle Verordnungen von
Antidepressiva ausschließlich zur Behandlung von Patienten mit
Depressionen ausgestellt wurden. Diese Medikamente würden aber auch
bei weiteren psychiatrischen Erkrankungen sowie zur Therapie von
Schlafstörungen und chronischen Schmerzen eingesetzt. Gleichzeitig
treffe der Arzneimittel-Atlas ohne entsprechenden wissenschaftlichen
Beleg Aussagen zur Therapiedauer. So werde beispielsweise bei
Depression von einer Behandlungsdauer von 180 Tagen ausgegangen,
obwohl es dafür keinen empirischen Nachweis gebe. Ein weiterer
Kritikpunkt des WIdO: Die Autoren des Arzneimittel-Atlas ermitteln
die Zahl der Patienten mit Behandlungsbedarf zumeist anhand von
Patientenbefragungen und nicht auf der Basis ärztlicher Diagnosen. So
werde beispielsweise die Zahl behandlungsbedürftiger Männer mit
Prostataleiden in Deutschland durch eine einzelne Befragung von
Männern in Herne geschätzt. "Mit Rezeptdaten, die keinen Patienten-
und Krankheitsbezug haben und mit nicht repräsentativen Befragungen
lässt sich jedoch weder berechnen, wie viele Patienten etwa an
Bluthochdruck, Prostatabeschwerden oder Depressionen leiden, noch
lassen sich weitreichende Schlüsse ziehen, ob diese Patienten
angemessen medikamentös versorgt werden", so die WIdO-Analyse.

Wirtschaftliche Fehlversorgung vermeidbar

Ausgeblendet wird im Arzneimittel-Atlas der Bereich der
wirtschaftlichen Fehlversorgung, der mit den vorhandenen Daten
analysiert werden könnte. So lege der Arzneiverordnungs-Report seit
vielen Jahren dar, wie sich erhebliche Einsparpotenziale ohne
Qualitätsverlust in der Therapie realisieren ließen. "Wird etwa der
gleiche Wirkstoff für die Behandlung einer Krankheit von
verschiedenen Herstellern angeboten, finden sich in einem
funktionierenden Markt Preisunterschiede", so das WIdO. So beziffere
der Arzneiverordnungs-Report 2006 das Einsparvolumen im Bereich der
Generika auf 1,3 Milliarden Euro. Die Arzneimittelversorgung wäre
2005 um 1,6 Milliarden Euro preiswerter ausgefallen, wenn anstelle
teurer patentgeschützter Analogpräparate ohne therapeutischen
Zusatznutzen preiswerte Generika einer Leitsubstanz der gleichen
Wirkstoffgruppe verschrieben worden wären. Derartige Einsparungen
seien ohne Qualitätsverlust in der Therapie erzielbar, kämen im
Arzneimittel-Atlas jedoch nicht vor.

Arzneimittel-Atlas: Kein praktischer Nutzen

Zusammenfassend stellen die Arzneimittelexperten des WIdO fest,
dass im Arzneimittel-Atlas Mengenveränderungen im Markt ohne
ausreichende Daten- und Studienlage interpretiert und Fragen
wirtschaftlicher Fehlversorgung weitestgehend ausgeblendet werden.
Damit biete der Arzneimittel-Atlas keinen Fortschritt für die Analyse
des deutschen Arzneimittelmarktes: "Die Akteure im Gesundheitswesen -
vor allem die Ärzte - erhalten keine Unterstützung bei der Suche nach
rationalen Entscheidungen. Die mit dem Arzneimittel-Atlas vorliegende
Marktanalyse ist damit keine Alternative für das etablierte
Standardwerk Arzneiverordnungs-Report."

Schröder, Nink, Coca, Zawinell, Brückner, Ajanovic;Report oder
Atlas? Zur Analyse von Arzneimittelverordnungsdaten.Bonn 2007, 1.
Auflage, 144 Seiten.ISBN-13 978-3-922093-46-6

Vollständige WIdO-Studie unter http://wido.de/arz_report_od_atlas

Originaltext: Wissenschaftliches Institut der AOK
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=32063
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_32063.rss2

Pressekontakt:
Wissenschaftliches Institutder AOK
Kortrijker Str. 1 · D-53177 Bonn
Postfach 20 03 44 · D-53170 Bonn
+49 228 843-393
+49 228 843-144
www.wido.de
wido@wido.bv.aok.de


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