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WAZ: Ruhrfestspiele und Triennale: Mut und besondere Talente - Leitartikel von Gudrun Norbisrath

Geschrieben am 29-04-2007

Essen (ots) - Das Ruhrgebiet und die Kultur, das ist eine starke
Geschichte. Vielleicht eine unendliche, jedenfalls eine große und
gute, und mit einer glänzenden nächsten Zukunft.

Das Ruhrgebiet und die Kultur, das sind in besonderer Weise die
über 60-jährigen Ruhrfestspiele mit ihrem wunderbaren
Gründungsmythos: Recklinghausen schickt Kohle ans frierende Hamburger
Schauspiel, die dankbaren Künstler revanchieren sich mit Theater.
Wäre es nicht genau so passiert, man hätte es erfinden müssen,
spätestens für die Kulturhauptstadt.

Die Kultur hatte, das zur Erinnerung, natürlich schon ein paar
Tage Tradition im Revier, als die Hamburger Theaterleute kamen. Aber
es war eine bürgerliche Kultur; die Ruhrfestspiele wollen etwas
anderes. Und sie schaffen es, auch wenn's mal rappelt im Karton.
Frank Castorf, der mit Schimpf und Schande verjagte vorletzte
Intendant, hat alles Mögliche gemacht, nur kein Theater für Bürger.
Das war sensationell und hätte ein dauerhafter Gewinn für die Region
werden können, war aber eine Spur zu radikal, um schnell erfolgreich
zu sein.

Castorfs Nachfolger Frank Hoffmann hat nach einem sehr biederen
Start vor zwei Jahren schnell begriffen, dass Theater die Mischung
braucht. Alles ist gut, solange das Populäre das Anspruchsvolle
mitfinanziert. Hoffmann ist es bravourös gelungen, das Publikum zu
gewinnen, die Auslastung seiner Ruhrfestspiele ist traumhaft und
durch die gewerkschaftliche Verankerung gehen in Recklinghausen mehr
Menschen aus bildungsfernen Schichten ins Theater als irgendwo
anders. Allein das ist ein Wert, und Hoffmann ist es darüber hinaus
gelungen, das Festival zu einer respektablen Kunstschau zu
entwickeln.

Der Chef des zweiten großen Festivals, der Ruhr Triennale, ist in
einer anderen, äußerst schwierigen Situation. Einerseits steht er
glänzend da, Jürgen Flimm ist auch emotional im Ruhrgebiet
angekommen, sein neues Programm ist in seiner kreativen Vielfalt
Aufsehen erregend. Allein, dass er den Bundestagspräsidenten Norbert
Lammert gewinnen konnte, mit ihm zusammen einen Literaturabend zu
gestalten, ist ein Coup. Das macht neugierig und glücklich.

Aber für Flimm ist mit dem Freitod von Marie Zimmermann auch eine
sorgenvolle Zeit angebrochen; trotz seiner Verpflichtung bei den
Salzburger Festspielen muss er sich nun auch für das Fortbestehen der
Ruhr Triennale einsetzen. Flimm sieht das selbst so, es steht zu viel
auf dem Spiel. Die Triennale darf nicht scheitern.

Wer immer hier einspringt, er muss Mut und besondere Talente
haben. Aber er sollte wissen: Das Ruhrgebiet kann sehr zäh sein. Auch
im anhaltenden Dank.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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