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Bischof Dr. Wolfgang Huber Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Einführungswort zur Eröffnung der Woche für das Leben 2007 auf der Pressekonferenz am 21. März 2007 in Berlin

Geschrieben am 21-03-2007

Hannover (ots) - Gemeinsam mit Kindern ein Stück ihres Weges in
die Zukunft zu gehen - wie es das Motto der diesjährigen Woche für
das Leben beschreibt - ist Geschenk und Aufgabe zugleich. Wer mit
Kindern lebt, erfährt in der Liebe zu anvertrauten Menschen den
Zauber einer tragfähigen Verbindung von Freiheit und Verantwortung.
Solch eine verlässliche Liebe, wie sie Kinder in der frühen Kindheit
in erster Linie in ihrer Familie erfahren können, bedeutet eine große
Verantwortung. Die Beziehungsarbeit, die in Familien geleistet wird,
ist zentral für eine gesunde Identitätsbildung, für Glaubens- und
Liebesfähigkeit und das Heranwachsen von Kindern zu mündigen und
verantwortungsvollen Mitgliedern der Gesellschaft. Aber es handelt
sich vor allem anderen um eine der großen Glückserfahrungen, die mit
dem menschlichen Leben überhaupt verbunden sind.

Deshalb ist heute zuallererst ein Wandel in der Tonlage der
gesellschaftlichen Debatte nötig. Dass Kinder geboren werden, ist
nicht ein Problem, sondern ein Geschenk. Dadurch ent-steht nicht ein
Konflikt; sondern es gehört zur Fülle des menschlichen Lebens. Wären
sich alle darüber einig, wäre auch die politische Debatte der letzten
Wochen zur Verbesserung der Betreuungsangebote während der ersten
Lebensjahre in einem anderen Stil verlaufen.

Die dritte Woche für das Leben unter dem Leitmotiv: KinderSegen -
Hoffnung für das Leben fragt: Was brauchen die uns anvertrauten
Kinder auf ihrem Weg, wie kann die Orientierung auf das Gute hin
gelingen und wie eröffnet sich ihnen eine Perspektive für den eigenen
Weg mit Gott? Eng hiermit verbunden ist die Frage: Was kann die
Gesellschaft zur Entwicklung von Kindern beitragen und wie sollte sie
Familien in ihrer wichtigen Aufgabe unterstützen?
Durch verschiedene Interessenlagen bedingt - insbesondere solche der
Wirtschaft und der Politik - wird dem Thema "Kinder und Familie" seit
einiger Zeit verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. Aus Sicht des
christlichen Glaubens ist dies ausdrücklich zu begrüßen: Die
Potentiale, die Kinder in sich tragen, sollten noch weit mehr als
bisher gesamtgesellschaftlich wahrgenommen und wirksam gefördert
werden. Denn als Geschöpf Gottes ist jedes einzelne Kind ein Segen
und hat auch verdient, so behandelt zu werden. Das bedeutet
beispiels-weise, dass wir bereits ab der frühesten Kindheit
umfangreiche Bildungsangebote bereit-stellen müssen, um soziale
Ungleichheiten zurücktreten zu lassen und Kindern optimale
Startchancen zu geben.

Bedenklich stimmt jedoch, dass die aktuelle Diskussion dazu neigt,
Kinder und Familien für bestimmte Zwecke in Anspruch zu nehmen, sie
sozusagen zu "verzwecken", also zu "instrumentalisieren". Selbst wenn
dies die Bedeutung von Kindern und Familien scheinbar positiv
hervorhebt, wird diese Sicht doch der Würde von Kindern, von Familien
und auch von Erziehungsverantwortung nicht gerecht. Vor allem
entspricht es nicht dem unermesslichen Wert des in jedem einzelnen
Menschenleben liegenden Gottesgeschenks.

Wer eine Debatte um Familienförderung nur oder vorrangig unter der
Zielvorgabe eines möglichst hohen wirtschaftlichen Mehrwerts führt,
der missachtet, dass Kinder und Familie zuallererst als Zweck in sich
selbst zu achten sind, bevor das Aufwachsen von Kindern zu Fragen
gesellschaftlicher Opportunität und wirtschaftlicher Nützlichkeit in
ein Verhältnis gesetzt wird. Wer auf der anderen Seite das Aufwachsen
von Kindern konstruktiv mit der Berufstätigkeit von Vätern und
Müttern verknüpfen will, tut auch dies nicht nur unter dem
Gesichtspunkt wirtschaftlicher Erfordernisse - so massiv diese
Erfordernisse für viele Familien auch sind - ; sondern er tut es vor
allem, weil - übrigens auch unter Gesichtspunk-ten des christlichen
Glaubens - eine Pflicht der ganzen Gesellschaft darin liegt, Menschen
die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens zu eröffnen - in der
Familie ebenso wie im Beruf.

Kinder werden nicht geboren, damit die Reproduktionsrate in
Deutschland wieder über 1,4 Kinder pro Familie steigt. Sie werden
geboren aus Liebe, in ganz unterschiedlichen Lebens-lagen und vor dem
Hintergrund verschiedenster Lebensentwürfe, die durch ein bewusstes
Ja zu einem Leben mit Kindern verbunden sind.

Die Zukunft von Kindern in unserer Gesellschaft entscheidet sich
im hohen Maß daran, welches Spektrum an Möglichkeiten wir ihren
Eltern bieten, damit sie ihre Erziehungsverant-wortung wahrnehmen
können. Nichts spricht dagegen, dass Mütter und Väter, die von
Betreuungseinrichtungen Gebrauch machen, gute Eltern sein können -
wenn die entsprechenden Angebote die Entwicklung ihrer Kinder optimal
fördern und der notwendige Spielraum für ein liebevolles und
verlässliches Familienleben jenseits der Arbeitswelt bestehen bleibt.

Jeder, der über eigene Erfahrungen in diesem Bereich verfügt und
die entsprechenden Untersuchungen aufmerksam zur Kenntnis nimmt,
weiß, welch hohe Bedeutung der persönlichen und dauerhaften Zuwendung
von Müttern und Vätern zu ihren Kindern zukommt - gerade in den
ersten Lebensjahren. Jeder auf diese Weise Kundige weiß aber auch,
dass die Betreuung durch andere Bezugspersonen - Tagesmütter oder
Betreuerinnen in einer Kindertagesstätte - gar nicht an die Stelle
der elterlichen Fürsorge treten kann, diese aber, recht verstanden,
auch nicht zu verdrängen braucht. Evangelische Kirche und Diakonie
werden sich deshalb an der Verstärkung und Qualifizierung des
Betreuungsangebots auch für Kinder unter drei Jahren beteiligen. Und
wir unterstützen alle bedachtsamen Überlegun-gen in diesem Bereich,
die von der Zielsetzung bestimmt sind, Familien zu stärken, zum Ja zu
Kindern zu ermutigen und das Leben mit Kindern unter den
gegenwärtigen gesellschaft-lichen Bedingungen zu erleichtern.

Unsere Gesellschaft sollte es ohne jeden Vorbehalt respektieren,
wenn Mütter oder Väter für eine längere Zeit oder vielleicht sogar
für ein ganzes Leben aus ihrem Beruf ausscheiden und sich ihrer
Familie widmen. Sie sollte zu Phasenmodellen des Wechsels zwischen
einem Vorrang auf beruflicher und auf familiärer Verantwortung Ja
sagen. Und sie sollte Menschen, die Beruf und Familie zu gleicher
Zeit miteinander vereinbaren wollen oder müssen, gute Hilfestellungen
geben. Im einen wie im anderen Fall sollten alle Beteiligten ihr
Möglichstes dazu beitragen, dass Kinder voller Hoffnung und Freude
ihren Weg in die Zukunft beginnen können und dass Eltern ihrer
Verantwortung in Fürsorge und Erziehung gerecht werden.
Eine Familie zu gründen ist ein Bekenntnis zum Leben, aber es ist
auch ein Wagnis, das Rückhalt im gesellschaftlichen Umfeld, aber auch
einen stabilen Grund in der persönlichen Lebenshaltung braucht.
Familien brauchen Zeit und Raum, um Antworten auf solche Fragen zu
finden. Als Kirchen wollen wir ihnen dabei helfen, dass sie getrost
auf die Herausforde-rungen eines Lebens mit Kindern zugehen. Dass die
Erfahrung dieses Segens gemehrt und der Dank dafür ausgesprochen wird
- dazu soll die Woche für das Leben beitragen.

Für die Richtigkeit:
Hannover/Berlin, 21. März 2007
Pressestelle der EKD, Christof Vetter

Originaltext: EKD Evangelische Kirche in Deutschland
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55310
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55310.rss2

Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de


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