 NRZ: Kommentar zu Jan Ullrich
Geschrieben am 26-02-2007 |
Essen (ots) - Den Mut und die Energie, sich zu offenbaren und die
Mauer der Heuchelei zu durchbrechen, hat der Mann, der in den Alpen
und Pyrenäen keinen Kraftakt gescheut hat, nicht aufgebracht. Wohl
auch, weil er - wie viele vor ihm - nicht die Chance erkannte, die in
einem Geständnis gelegen hätte. Augenscheinlich hat sie ihm auch
niemand in seinem Umfeld klar gemacht.
Womit wir bei den Menschen sind, die von Ullrichs Popularität
profitierten und zum Teil immer noch profitieren. Jeder Satz, den
Ullrich etwa über Rudolf Scharping sagte, ist zutiefst verständlich.
Nichts ist schlimmer, als wenn sich die größten Schleimer und
Schulterklopfer später als gnadenlose Richter aufspielen.
Die Scharpings sind es, die Sportler wie Jan Ullrich irgendwann an
der Welt verzweifeln lassen. Vielleicht ist es deshalb ja nur
konsequent, dass sich der gebürtige Rostocker in seinen eigenen
Kosmos mit seinen eigenen Wahrheiten zurückzieht. Die Frage ist nur,
ob er dort glücklicher ist.
Originaltext: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
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