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NRW-Sprachtests: "Förderfalle" für Kinder mit Sprachstörungen? / Logopäden und Migrantenvertretungen befürchten Nachteile insbesondere für mehrsprachige Kinder

Geschrieben am 26-02-2007

Frechen (ots) - Ab nächster Woche werden in Nordrhein-Westfalen
alle vierjährigen Kinder einem Sprachtest unterzogen. Ziel ist es
herauszufinden, welches Kind eine Sprachauffälligkeit aufweist. Die
auffälligen Kinder sollen dann einem Sprachförderprogramm zugeführt
werden.

Dieses Vorgehen wirft aus Sicht des Deutschen Bundesverbandes für
Logopädie (dbl) und der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen
Migrantenvertretungen (LAGA) NRW zahlreiche Fragen auf. "Das zentrale
Problem dieses Vorhabens ist, dass es in dieser Form Kinder mit
Sprachauffälligkeiten und Kinder mit echten Sprachstörungen nicht
voneinander unterscheiden kann", so die Präsidentin des in Frechen
bei Köln ansässigen Deutschen Bundesverbandes für Logopädie, Dr.
Monika Rausch. Die Gefahr sei groß, dass Kinder mit
behandlungsbedürftigen Sprachstörungen den Sprachförderprogrammen in
Kindergärten oder Schulen zugewiesen würden, statt sie einer
logopädischen Therapie zuzuführen. Es sei aber wissenschaftlich
belegt, dass allgemeine Fördermaßnahmen echte Sprachstörungen nicht
beheben können, so Dr. Rausch. "Somit werden genau die Kinder, die am
stärksten Hilfe und Unterstützung benötigen, die großen Verlierer
sein, weil die Gefahr besteht, dass ihnen die notwendige
Sprachtherapie vorenthalten wird", so die dbl-Präsidentin.

"Insbesondere bei Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist,
wird bereits heute gerne schnell unterstellt, dass mangelnde
Sprachanregung, der man mit einer Sprachförderung gut begegnen könne,
die Ursache für eine eventuelle Verzögerung der Sprachentwicklung
sei", so Tayfun Keltek, Vorsitzender der LAGA NRW. Dabei sind
mehrsprachige Kinder von in der Regel angeborenen Sprachstörungen
genauso betroffen wie Kinder, die einsprachig aufwachsen. Zwar kommt
eine Sprachstörung bei Mehrsprachigen sogar etwas seltener vor, wenn
sie aber eintritt, ist sie meist besonders schwer ausgeprägt, da sie
in der Regel alle Sprachen betrifft. "Umso wichtiger ist es,
möglichst frühzeitig eine genaue Diagnose zu stellen und ggf. eine
individuelle Therapie zu beginnen, damit insbesondere Migrantenkinder
einen guten Schulstart haben", betont Herr Keltek.

"In der vorliegenden Form werden die Sprachtests in NRW für Kinder
mit Sprachstörungen zur 'Förderfalle'", so dbl-Präsidentin Dr. Monika
Rausch. Darüber hinaus wiegen sie die Eltern der betroffenen Kinder
in einer falschen Sicherheit, nämlich in dem Glauben, die
Sprachförderung des Kindergartens sei die richtige Maßnahme gegen die
Sprachstörung ihres Kindes. Selbst wenn dies nicht der Fall ist, wird
der Zugang zu notwendiger Therapie erschwert: schon heute berichten
viele Eltern, dass Kinderärzte notwendige Sprachtherapien unter
Hinweis auf Sprachfördermaßnahmen im Vorschulbereich verweigern.

"Im Interesse der betroffenen Kinder mahnen dbl und LAGA/NRW
deshalb bei den politisch Verantwortlichen in Nordrhein-Westfalen
eine methodisch saubere und qualifizierte Testung der Kinder an und
fordern diese auf, sicherzustellen, dass jedes Kind die Maßnahme
erhält, die es braucht", so die dbl-Präsidentin.

Terminhinweis: Expertenhotline Mehrsprachigkeit am 6. März 2007

"Mehrsprachigkeit ist vielversprechend!" lautet das Motto des
diesjährigen Europäischen Tages der Logopädie, der am 6. März 2007
begangen wird. An diesem Tag hat der dbl unter der zentralen
Telefonnummer 0180 - 53 53 532 eine Expertenhotline geschaltet.
Zwischen 15.00 und 21.00 Uhr beantworten Logopädinnen und Logopäden
Eltern, Großeltern, Erzieherinnen und anderen Interessierten Fragen
rund um das Thema "Mehrsprachigkeit". (Ein Anruf kostet 14 Cent pro
Minute aus dem deutschen Festnetz). Weitere Informationen finden Sie
unter www.dbl-ev.de

Originaltext: Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=34356
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_34356.rss2

Pressekontakt:
V.i.S.d.P.: Lucas Rosenthal, Deutscher Bundesverband für Logopädie,
Augustinusstraße 11a, 50226 Frechen. Weitere Informationen: Margarete
Feit, Tel.: 02234/37 95 3-27, Fax: 02234/37 95 3-13, E-Mail:
feit@dbl-ev.de, Internet: www.dbl-ev.de


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