SWR Fernsehen Programmhinweise von Freitag, 15. Dezember 2006 (Woche 50) bis Freitag, 12. Januar 2007 (Woche 2)

Baden-Baden (ots) - Freitag, 15. Dezember 2006 (Woche
50)/30.11.2006

22.00
Nachtcafé
Gäste bei Wieland Backes
Kleider machen Leute

Manchen ist völlig egal, was sie morgens anziehen und entsprechend
laufen sie durch den Tag. Andere legen größten Wert auf Kleidung. Sie
lassen sich Maßanzüge und Kostüme schneidern, um möglichst gepflegt
auszusehen. Oder sie wollen mit ihrer Kleidung eine Lebenseinstellung
dokumentieren: als Punk, Gothic oder Zugehöriger einer anderen
Gruppe. Auch gibt es Totalverweigerer, die ausschließlich Kleidung
aus fair gehandelten Naturstoffen kaufen. In allen Fällen gilt: Mit
Kleidung gibt man sich selbst zu erkennen, sie ist eine Aussage, die
man über sich selbst trifft. Häufig um Status und Fülle des
Geldbeutels zu zeigen. In der Diskussion um die Schuluniformen wird
deutlich, dass viele Kinder bereits einem Marken- und Modezwang
unterworfen werden, der ihnen nicht gut tut. Machen Kleider
heutzutage auch Leute? Wie wichtig ist ein bewusstes Äußeres für
einen selbst und die Selbstdefinition? Kann man sich dem
Kleidungsdruck der eigenen Umgebung entziehen?

Gäste:

Schrille Kleider, ausgefallene Schuhe, die neuesten Taschen - das
ist die Leidenschaft von Natascha Ochsenknecht. Die Frau von
Schauspieler Uwe Ochsenknecht liebt die Verwandlung: Mal ausgeflippt,
mal seriös, experimentiert sie ständig mit Farben und Formen. "Ich
will auch für meinen Mann täglich optisch eine Überraschung sein, das
weckt die Neugier auf den Partner stets aufs Neue", sagt die
dreifache Mutter. Doch Kleider alleine machen für die Münchnerin noch
lange keine Leute, Stil und Etikette sind genauso wichtig.

Wie der Hauptmann von Köpenick spazierte Jörg Deuling drei Monate
lang als falscher Fürst durch Düsseldorf - und niemand schöpfte
Verdacht. In seiner noblen Aufmachung beeindruckte er als Jörg
Alexander von Sayn zu Wittgenstein zu Berleburg nicht nur die High
Society am Rhein, sondern auch Restaurantbesitzer, Boutiqueinhaber
und eine Bank: "Die Kleidung bestimmt das gesamte Auftreten, ich
möchte sogar sagen, sie verleiht einem eine bestimmte Einstellung.
Das merkt die Umgebung und reagiert entsprechend darauf, nämlich mit
sehr viel Respekt."

Er wurde vom Punk zum Frackträger - Dirk Pfister hat bezüglich
seines Kleidungsstils einen krassen Wandel durchlaufen. Früher trug
er Springerstiefel, Nietengürtel und Irokesenschnitt, heute kauft der
Mannheimer maßgefertigte Anzüge und handgenähte Schuhe. "Die äußere
Erscheinung habe ich schon ganz früh genutzt, um Botschaften zu
übermitteln. Früher wollte ich mit Kleidung provozieren, heute öffnet
es Türen, denn je höher man in den Etagen steigt, desto wichtiger
wird das äußere Erscheinungsbild", sagt der 38-Jährige, der als
Image- und Typberater Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politiker
berät.

Mode ist ihr Leben - die Modedesignerin Anja Gockel lernte ihr
Handwerk in London bei der Design-Ikone Vivienne Westwood, bis sie
vor sechs Jahren in Mainz ihr eigenes Modeatelier eröffnete: Mit
Erfolg, denn heute kleidet sie die High Society ein, darunter Königin
Silvia von Schweden. Flippige, extravagante, aber feminine Kreationen
sind ihr Markenzeichen. "Kleidung ist wie eine zweite Haut, sie
beeinflusst immer - den Betrachter, wie auch den Kleidungsträger",
sagt die Mainzerin und ist überzeugt, dass das richtige Dress das
Selbstbewusstsein beflügelt.

Kierjans Welt ist schwarz. Als Gruftie liebt er diese Farbe, weil
sie für ihn Ästhetik und Ausstrahlung, also etwas Schönes, bedeutet.
Entsprechend dunkel ist sein Outfit, bei dem neben dem Rock auch das
Mieder zum festen Bestandteil gehört. Für die meisten Menschen
gewöhnungsbedürftig: "Beim Sprichwort "Kleider machen Leute" denke
ich als Gruftie zunächst mal an meine Wirkung nach außen und die
negativen Reaktionen, die ich mit meinem Stil provoziere. Bis zum
tätlichen Angriff hat es alles schon gegeben."

Der neueste Schrei auf dem Laufsteg stößt bei Carl Christian
Rheinländer auf taube Ohren. Seine Schafwollpullover und Hosen werden
aufgetragen, bis sie ihren letzten Dienst erwiesen haben. "Viele
Rohstoffe könnten eingespart werden, wenn die Produktion dem
eigentlichen Bedarf und nicht dem Konsumrausch angepasst würde".
Wichtig sind dem Bauökologen bei seiner Kleidung natürliche Rohstoffe
sowie die Herstellungsverfahren, denn seine fünfköpfige Familie trägt
mit Überzeugung ausschließlich vollständig kompostierbare Kleidung.

Hannelore Schlaffer hat ein besonderes Auge auf die Mode geworfen.
In ihrem neuen Buch rührt die habilitierte Literaturwissenschaftlerin
kräftig im Kampf-der-Geschlechter-Brei und stellt dabei klar: Mode
ist Frauensache, weil Mann nur einen verächtlichen Blick für sie
übrig hat. Er merkt nicht, dass viel mehr in ihr steckt als nur
Kleidung, denn Mode verleiht Selbstbewusstsein und ist vor allem ein
Kommunikationsmittel: "Nackte Menschen reden nicht miteinander."

An der Bar:
Schläge und Beschimpfungen auf dem Schulhof waren sein Alltag, weil
er die falschen Klamotten trug: Zwei Jahre lang war Lukas Dude Opfer
von Markenterror, wurde zum Frustesser, nahm 35 Kilogramm zu - bis er
die Schule wechselte. "Heute gehe ich wieder gerne in die Schule",
sagt der 15-Jährige. Dafür sorgte Karin Brose. Die Studienrätin
führte an ihrer Schule einheitliche Schulkleidung ein. "Dadurch wird
das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt und Disziplin gefördert. Das
wiederum erhöht den Lernerfolg enorm", sagt die Hamburgerin.

Samstag, 16. Dezember 2006 (Woche 51)/30.11.2006

VPS-Zeit beachten!

08.35 (VPS 08.05)
Bauberufe des Mittelalters
Die Zulieferer
Folge 3/3

Freitag, 12. Januar 2007 (Woche 2)/30.11.2006

00.00
Literatur im Foyer
mit Thea Dorn
Gäste: Felicitas Hoppe, Wolf Lepenies,
Volker Kluepfel und Michael Kobr

Thea Dorn im Gespräch mit Schriftstellern, Dichtern,
Sachbuchautoren. Ob Romane, Gedichte, Briefe, ob Analysen oder
Polemiken, alles kommt zur Sprache - meinungsfreudig, unterhaltsam,
lebendig.

Felicitas Hoppe: Johanna
Im Jahr 1412 wird Jeanne d'Arc geboren, das Bauernmädchen, das
Frankreich im 100-jährigen Krieg gegen die Engländer retten wird.
1431 verbrennt sie auf dem Scheiterhaufen in Rouen.
Die Schriftstellerin Felicitas Hoppe hat mit ihrem Roman "Johanna"
kein historisches Buch geschrieben. Es ist eine literarische Suche
nach dem, was jenseits der Klischees liegt, jenseits der Mythen um
die französische Nationalheilige. Aber was bleibt dann übrig?
Felicitas Hoppe beschreibt ihre eigene Johanna und zeigt
gleichzeitig, was Literatur kann: historische Personen verstehen
gerade durch ihre Erfindung.

Wolf Lepenies: Kultur und Politik. Deutsche Geschichten
Der Friedenspreisträger 2006 beschreibt in seinem Buch einen
deutschen Sonderweg. "Kultur oder Politik?" heißt die Frage. Und die
Deutschen haben sie mit Kultur beantwortet. Mit fatalen Folgen: Die
deutsche Kulturnation ist im politischen Handeln nie heimisch
geworden. Tiefsinn statt Tagespolitik, Prinzipien statt Pragmatik.
Ein Volk hat sich in der Geschichte falsch entschieden. Wohin führt
seine Zukunft?

Volker Klüpfel/Michael Kobr: Seegrund. Kluftingers neuer Fall
Krimis der Sonderklasse mit Kommissar Kluftinger vom Allgäuer
Bestsellerduo Klüpfel & Kobr: Der "Columbo vom Alatsee" (Die WELT)
findet am Seeufer einen toten Taucher, mitten in einer riesigen roten
Lache. Aber was wie Blut aussieht, ist in Wirklichkeit eine seltene
Substanz aus dem See .

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ursula Foelsch, Tel. 0 72 21 /
9 29 - 22 85.

Originaltext: SWR - Südwestrundfunk
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7169
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