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Kinderärzte-Kritik: "Unsere egoistische Konsummentalität nicht enkeltauglich"

Geschrieben am 23-11-2006

Osnabrück (ots) -


Internationaler Kongress in der DBU befasste sich mit
unterschiedlichen Formen von Umweltgefahren für Kinder

"Falsche Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel, Armut, Gewalt
und Drogen sind Umweltfaktoren, die in Mitteleuropa viel mehr als
physikalische Faktoren oder Chemikalien die Gesundheit von Kindern
und letztlich die Zukunft unserer Gesellschaft bedrohen." - Dieses
Fazit zog heute Prof. Karl Ernst von Mühlendahl am Ende einer
viertägigen Fachtagung in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU),
zu der die Kinderumwelt gGmbH der Deutschen Akademie für Kinder- und
Jugendmedizin gut 50 Experten aus zahlreichen europäischen Ländern
und den USA nach Osnabrück eingeladen hatte: "Unsere oft egoistische,
verbraucherorientierte Produktions- und Konsummentalität ist nicht
enkeltauglich. Verbrauch der endlichen fossilen Energieträger,
Klimaerwärmung und Verschwinden des stratosphärischen Ozons, die
ungelöste Frage der atomaren Endlagerung, Abholzung der tropischen
und nördlichen Wälder sowie Verlust der Artenvielfalt - das sind die
in der Zukunft wahrhaft bedrohenden Umweltfaktoren."

In einem Pressegespräch am Rande der Arbeitstagung "Zukünftige
Kinderumwelt: soziale, physikalische und chemische Bedrohung" betonte
von Mühlendahl als Organisator, es sei deutlich geworden, dass die
aufgezählten psychosozialen Aspekte der Umwelt für die aktuelle
Gesundheit unserer Kinder weit wichtiger seien als die physikalischen
oder chemischen.

Was ganz und gar nicht heiße, dass diese Faktoren zu
vernachlässigen seien. Bedenklich sei etwa, dass in den vergangenen
Jahrzehnten kaum oder nur langsam abbaubare Substanzen wie
Duftstoffe, Weichmacher und etwa für atmungsaktive Jacken,
schmutzabweisendes Papier oder Feuerschutzmittel verwendete
perfluorierte Tenside (PFT) - das sind industriell hergestellte
organische Verbindungen, die sich im Körper des Menschen ablagern und
nur langsam abgebaut werden, - in zum Teil Hundertausenden von Tonnen
in die Umwelt freigesetzt worden seien. Sie seien teilweise bereits
in großer Ferne - etwa in der Arktis - nachweisbar. Über ihre
Giftigkeit sei wenig bekannt. Gerade das Zusammenwirken solcher
Stoffe mit unbekanntem Toxizitätspotenzial mahne zur Vorsicht im
Umgang mit Produktion, Anwendung und Freisetzung von neuen
Chemikalien und mit alten, noch nicht ausreichend geprüften
Verbindungen.

Auch auf physikalisch-chemische Einflussfaktoren bei der
Belastungen von Kindern ging von Mühlendahl ein. So habe der Kongress
die Feinstaubbelastung in der Innenraumluft, in der sich Kinder weit
über 80 Prozent des Tages aufhielten, als einen der wichtigen
Faktoren identifiziert, die zur Entwicklung von Erkrankungen
beitragen. Obwohl die Feinstaubbelastungen in der Außenluft,
teilweise verkehrsbeding, in den Innenstädten unbestritten und
erheblich krank machten, liege in der Innenraumluft in Schulen oder
zu Hause etwa durch Tabakrauch oft eine "wesentlich höhere
Konzentration" vor. Neu in den Blickpunkt gerückt sei neben den
Feinstäuben die Schimmelpilzbelastung, und zwar nicht nur
hinsichtlich der möglichen Auslösung von Allergien und Asthma,
sondern auch durch die schädliche Wirkung von Schimmelpilzgiften.

Den Bogen zurück zu den sozialen Aspekten schlug heute während der
Tagung Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff. In seinem
Vortrag beschäftigte er sich mit "Gewalt und Medien" als für Kinder
bedrohliche Umweltfaktoren. Wulff betonte, dass Gesetze und
Verordnungen das Problem in Zeiten eines weltweit nicht
kontrollierbaren Internetangebots im Regelfall nicht lösen könnten.
Vielmehr komme es darauf an, möglichst früh Medienkompetenz bei den
Kindern zu fördern. Wulff: "Kinder müssen lernen, Gutes und
Schlechtes voneinander zu unterscheiden." Wichtig sei es, sie über
die Wirkung von Medien, über Gefahren des Konsums gewalthaltiger
Inhalte aufzuklären. Es müsse die Mentalität gefördert werden,
Gewaltverherrlichendes einfach nicht sehen zu wollen. An die Adresse
der Politik richtete der Ministerpräsident den Appell, sich neben den
drängenden aktuellen Themen wieder verstärkt politisch um die
"Z-Themen" zu kümmern: "Zeit, Zuwendung, Zärtlichkeit und Zukunft."

Fotos zur kostenfreien Veröffentlichung unter www.dbu.de

Originaltext: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6908
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6908.rss2

Ansprechpartner:
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Katja Cherouny
Anneliese Grabara
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de


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