Südwestrundfunk (SWR) Karl-Sczuka-Preis 2006 an Asmus Tietchens vergeben Verleihungsrede und Laudatio ab 12 Uhr online unter www.SWR2.de/sczuka

Baden-Baden (ots) - Karl-Sczuka-Preis 2006 an Asmus Tietchens
vergeben
Verleihungsrede und Laudatio ab 12 Uhr online unter
www.SWR2.de/sczuka

Donaueschingen/Baden-Baden. Der Hamburger Klangkünstler Asmus
Tietchens hat heute (Samstag, 21.10.2006) den vom Südwestrundfunk
gestifteten und mit 12.500 Euro dotierten Karl-Sczuka-Preis für
Hörspiel als Radiokunst in Donaueschingen entgegengenommen.
Ausgezeichnet wurde Tietchens für seine Komposition "Trois Dryades".
Überreicht wurde der Preis durch SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann
im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihung während der
Donaueschinger Musiktage. Die Laudatio hielt Jurymitglied
Johann-Georg Schaarschmidt.

In seiner Verleihungsrede betonte SWR-Hörfunkdirektor Bernhard
Hermann, dass alle Karl-Sczuka-Preisträger der letzten Jahre "auf
höchst spielerische Weise die Ausdrucksmöglichkeiten ausgelotet
haben, die in den digitalen Studiotechniken stecken." Ausgehend davon
nutzte Hermann die Gelegenheit zu einem Exkurs auf die gegenwärtige
Diskussion um die Digitalisierung des Hörfunks: "Was wir zur Zeit
erleben ist eine zweite digitale Welle, an deren Ende die
Individualisierung der Mediennutzung, die zeitunabhängige
Wahlfreiheit, die Kommunikation von Nutzern untereinander in
Interessensgruppen und die Kommunikation zwischen Nutzern und Machern
sehr intensiv sein werden. Es wird eine Fülle von Angeboten geben,
hergestellt von Laien und von Profis, es wird ungezählte
Spezialkanäle geben, Spartenangebote und Diskussionsforen. Das
Publikum wird die Wahl haben und wir werden uns Mühe geben müssen,
wenn wir nach wie vor eine Rolle spielen wollen. Aber als einzige
nennenswerte Inhalteanbieter im elektronischen Medienmarkt liegt
genau darin unsere Chance: Vorhandene Inhalte effizienter,
zeitunabhängig und über die verschiedensten Ausspielwege zur
Verfügung zu stellen." Hermann betonte, dass in Europa und in der
deutschen Medienpolitik noch viele Fragen zu klären seien, zum
Beispiel die, wie man künftig den Begriff Programm definiere? Eines
aber, so Hermann, sei sicher: "Die in der analogen Welt womöglich
sinnvollen Einschränkungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk,
Deckelung der Online-Kosten oder Beschränkung der Programmzahlen,
machen in der digitalen Zukunft keinen Sinn. Hier wird es Bewegungen
geben müssen, wenn man uns den Weg in die Zukunft nicht verbauen
will."

In seiner Laudatio ging Johann-Georg Schaarschmidt (ehemaliger
Rektor der Freiburger Musikhochschule und Opernregisseur), näher auf
das ausgezeichnete Werk ein, das Asmus Tietchens aus den mit
besonderen Kontaktmikrofonen aufgezeichneten Innengeräuschen eines in
Längsrichtung langsam gespaltenen Baumstammes komponiert hat:
"Tietchens komponiert aus dieser Geräuschabfolge ein dreisätziges
Werk das nichts plakativ Assoziierendes anbietet. Vielmehr erlebt man
jederzeit neu Gefundenes, neu Gehörtes - strukturiert im Gesamten.
Nichts wirkt zufällig, beliebig - die Technik ist beherrschtes
Handwerk, das nicht wildern darf. Musikalisch/rhythmische
Sensibilität ist offenkundig. So ist das Hören und Erleben von "Trois
Dryades" ein ununterbrochenes Hineingezogenwerden in eine höchst
facettenreich und spannend strukturierte Welt von Geräuschen, Tönen,
sprachartigen Vorgängen; von Raumerlebnissen, großer Ruhe gegenüber
bedrängend aggressiven Klangwellen, von rhythmischen Schwingungen,
die entfernt doch wieder an das ständig rotierend arbeitende
Spaltgerät erinnern. Man vermeint, Stimmen zu hören, die aufeinander
reagieren, aufgeregtes Gezwitscher oder metallene Rufe. Das wirkt
konkret, bleibt aber klangliches Material. Auch melodische Intervalle
im Terz/Quartbereich scheinen auf und - nicht zu vergessen -
rhythmische Bewegtheit."

Der 1955 vom Südwestfunk Baden-Baden gestiftete und erstmals
vergebene Karl-Sczuka-Preis ist benannt nach dem SWF-Hauskomponisten
der ersten Nachkriegsjahre und gilt als eine der international
wichtigsten Auszeichnungen für Akustische Kunst. Laut Satzung
prämiert er die "beste Produktion eines Hörwerks, das in akustischen
Spielformen musikalische Materialien und Strukturen benutzt". In
diesem Jahr hatte die Jury 74 Werke zu beurteilen, die von 102
Bewerberinnen und Bewerbern aus 20 Nationen eingereicht worden waren.

Das Preiswerk und Ausschnitte der Verleihung werden am 26. Oktober
ab 21.03 Uhr in SWR2 RADIOART: HÖRSPIEL-STUDIO gesendet. In der
SWR2-Sendung "Das Hörspiel vom Hörspiel" präsentiert der
Juryvorsitzende Klaus Ramm am 7. November ab 23 Uhr Werke aus dem
Wettbewerb. Diese Sendung wird parallel in 5.1-Surround-Sound und in
Stereoton ausgestrahlt. Zusätzlich zur Preisverleihung stellt Asmus
Tietchens sein Preiswerk am 23. Oktober ab 20 Uhr in der SWR2 HörBAR
im Alten Wiehrebahnhof in Freiburg vor.

Weitere Informationen über den Karl-Sczuka-Preis und den
diesjährigen Preisträger im Internet unter www.SWR2.de/sczuka Dort
finden Sie auch die vollständigen Texte der Verleihungsrede von
SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann und der Laudatio von
Johann-Georg Schaarschmidt.

Bilder von der Preisverleihung ab Mo, 23.10., 14 Uhr zum Download
unter www.ard-foto.de

Originaltext: SWR - Südwestrundfunk
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7169
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7169.rss2

Bei Rückfragen sowie für die Anforderung von Rezensions-CDs des
Preiswerks wenden Sie sich bitte an Georg Brandl, Tel.:
07221/929-3854, Mail: georg.brandl@swr.de