Familienforscher Fthenakis im "ZDF-Mittagsmagazin": Elterngeld eine von vielen notwendigen Maßnahmen

Mainz (ots) - Der Familienforscher Wassilios Fthenakis bewertet die
vom Bundestag beschlossene Einführung des Elterngelds positiv. "Es
ist eine gute Nachricht, diese familienpolitische Maßnahme weist
in die richtige Richtung", sagte der Professor für
Entwicklungspsychologie von der Universität Bozen im "ZDF-
Mittagsmagazin". Jedoch sei dies nur eine von vielen, noch
notwendigen Maßnahmen. Der eingeleitete Paradigmenwechsel müsse auch
vollzogen werden. Das bedeute, "nicht nur in die Familien zu
investieren, sondern auch die Infrastruktur des Landes aufzubauen, so
dass es wirklich ein familien- und kinderfreundliches Land wird. Wir
brauchen eine Stärkung der elterlichen Kompetenz in den ersten drei
Jahren der Familienentwicklung und die Familien brauchen Beratung".
Sie müssten eine Menge Verluste und einen rasanten Wandel bewältigen,
dafür benötigten sie Hilfe von außen.

Entscheidend beim Elterngeld sei natürlich, dass ein Teil des
finanziellen Verlustes nach der Geburt des Kindes kompensiert werde,
betonte Fthenakis. Aber ebenso wichtig sei auch die Botschaft, die an
die Väter gerichtet werde. "Die Gesellschaft muss zur Kenntnis
nehmen, dass die Väter von heute bereit sind, Verantwortung für ihre
Kinder zu übernehmen. Aber das System in unserem Land ist so
organisiert, dass es genau das systematisch verhindert und die Männer
in die Rolle des Brotverdieners treibt."

Fthenakis zeigte sich optimistisch, dass auch Unternehmen zunehmend
bereit seien, bei der Elternzeit für Väter umzudenken. "Wir
beobachten in der letzten Zeit einen Wandel der Einstellung der
Wirtschaft. Viele Unternehmen beginnen sich aufgeschlossen gegenüber
dieser Thematik zu zeigen", sagte Fthenakis. Das sei ein guter Trend,
"denn ein familienfreundlicher Betrieb ist nicht nur eine
Wohltätigkeitsorganisation für die Familie. Es ist gleichzeitig auch
eine Voraussetzung für die Identifikation des Beschäftigten mit
seinem Betrieb, für stärkere Motivation und letztendlich auch für den
Gewinn".

Mainz, 29. September 2006
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