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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zu den Sterbefällen in einer Mainzer Klinik

Geschrieben am 24-08-2010

Bielefeld (ots) - Die Nierenspende von Frank-Walter Steinmeier und
drei tote Babys innerhalb von nur 72 Stunden: Zwei aktuelle Fälle aus
der modernen Medizin, wie sie unterschiedlicher nicht sein können,
haben uns sehr berührt und betroffen gemacht. Auf der einen Seite die
mit so viel Hoffnung verbundene Nachricht, dass ein Ehemann seiner
schwerkranken Frau mit einer Organspende das Leben retten möchte und
im harten Kontrast dazu der Tod dreier Kinder, der uns traurig und
sprachlos macht. Der Säugling, der am Montagabend verstarb, ist in
der 24. Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen. Sein kleiner,
geschwächter Körper - eine Handvoll Leben - war zu schwach. Der
Inhalt der Infusionsflaschen, der eigentlich das Leben aller drei
Babys retten sollte, bedeutete sein Tod. Ob die drei Kinder heute
unter anderen hygienischen Umständen lebensfähig und gesund wären -
wir wissen es nicht. Noch immer steht die Ursache nicht fest, wie es
zu der mit Bakterien verschmutzten Infusion auf der Intensivstation
der Uniklinik Mainz kommen konnte. Auch wenn vieles auf die
Verunreinigung von Schläuchen und somit menschliches Versagen
hindeutet, weiß derzeit noch niemand, woran die Babys letztendlich
gestorben sind. Ob die Keime den Tod verursacht oder die schweren
Vorerkrankungen der Frühgeburten zum Herzstillstand geführt haben
oder sogar beides - auch das muss noch geklärt werden. So bitter und
tragisch der Tod der Babys ist - so nötig erscheint es, dass die
Hygiene in deutschen Krankenhäusern auf den Prüfstand gehört. Warum
die einzelnen Bundesländer unterschiedliche Hygieneverordnungen und
-standards haben, ist nur schwer nachvollziehbar. Ob eine
einheitliche, bundesweite Verordnung mit schärferen Kontrollen durch
Fachpersonal sinnvoll ist, muss geprüft werden, genauso wie die
Forderung nach einem Hygienebeauftragten, den es bisher nur in etwa
60 Prozent aller deutschen Krankenhäuser gibt. Fakt ist, dass die
Hygiene in den Kliniken im weltweiten Vergleich zwar nicht schlecht
ist, aber verbessert werden muss. Auch wenn viele Krankenhäuser unter
einem gewaltigen Kostendruck stehen: An der Sauberkeit darf nicht
gespart werden. Die Hygiene muss uns so viel wert sein, dass nicht
noch mehr Kinder sterben müssen. Und vor allem: Die Krankenschwestern
und Ärzte, die zumeist gut und hart arbeiten, brauchen Unterstützung.
Sie müssen regelmäßig geschult werden, damit sie so
verantwortungsvoll handeln können, wie es (lebens)-notwendig ist. In
Fragen der Hygiene sind Nachhaltigkeit und Gründlichkeit wichtiger
als blinder Aktionismus. Einen Aktionstag »Saubere Hände« zu
veranstalten, wie von den Grünen vorgeschlagen, ist nur
Augenwischerei. Es muss viel mehr getan werden. Das sind wir den
tausenden Menschen, die Jahr für Jahr an Infektionen sterben,
schuldig. Und nicht zuletzt sind wir es den drei Babys schuldig, die
jetzt vielleicht noch am Leben wären.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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