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Stifterverband: Hochschulleitbilder sind durch "angebotsorientiertes Einbahnstraßendenken" geprägt

Geschrieben am 24-08-2010

Essen (ots) - Hochschulen ignorieren wichtige Aufgaben - aktueller
Vergleich bemängelt die Leitbilder von Universitäten und
Fachhochschulen als austauschbar und beliebig

Die Aussagekraft der Leitbilder deutscher Hochschulen ist gering.
Als Orientierung für potenzielle Studienbewerber oder mögliche
Kooperationspartner taugen sie ebenso wenig wie zur Abgrenzung
gegenüber Wettbewerbern. Insgesamt haben knapp zwei Drittel aller
deutschen Hochschulen ein veröffentlichtes Leitbild (65 von 110
Universitäten; 123 von 208 Fachhochschulen). Der Stifterverband für
die Deutsche Wissenschaft hat sie jetzt untersucht und miteinander
verglichen.

"Im Wesentlichen werden in den Leitbildern Ziele und Aufgaben
beschrieben, die durch das jeweilige Hochschulgesetz an anderer
Stelle ohnehin festgelegt sind", sagt Volker Meyer-Guckel,
stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes, zu den
Ergebnissen der Untersuchung. In den universitären Leitbildern finden
sich besonders häufig Bekenntnisse zur Einheit von Forschung und
Lehre (80%), zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (94%),
zur Internationalität (85%) und zur Interdisziplinarität (82%). Fast
ebenso oft folgen Abschnitte zur Kooperation mit außeruniversitärer
Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft (82%). Für die Fachhochschulen
ist der Befund ähnlich.

Aussagekräftige Hinweise zur inhaltlichen, formalen oder
innovativen Gestaltung der Lehre lassen sich dagegen kaum finden.
Zwar wird fast überall eine hohe Qualität der Lehre behauptet,
Unterscheidungsmerkmale zu anderen Wettbewerbern, beispielsweise
pädagogische Leitideen oder das Bemühen um den Studienerfolg
bestimmter Zielgruppen sucht man dagegen vergeblich. Viele
hochschulrelevante Themen und Aufgaben tauchen in den Leitbildern nur
selten oder gar nicht auf. So bekennen sich nur 30% zu Maßnahmen zur
Personalentwicklung oder dem Dialog mit der Öffentlichkeit, ein
Viertel der Universitäten verpflichtet sich zu nachhaltigem und
umweltgerechtem Handeln, familiengerechten Initiativen oder zu
Dienstleistungen für die Studierenden, zum Beispiel Hilfen beim
Berufseinstieg. Nur für zwei staatliche Universitäten
(Humboldt-Universität Berlin und Universität Hildesheim) ist die
aktive Einwerbung von Studierendenstipendien Gegenstand des
Leitbildes - sicher keine gute Grundlage für das neue nationale
Stipendienmodell der Bundesregierung.

Auffallende Leerstellen gibt es auch im Themenfeld Hochschule und
Gesellschaft. Es findet zwar in fast allen Leitbildern Erwähnung,
beschränkt sich aber in aller Regel auf Forschungsleistungen für die
Region oder das gesellschaftliche Umfeld. Hinweise zum Umgang mit
gesellschaftlichen Herausforderungen, z. B. die aktive Rekrutierung
von und der besondere Umgang mit nicht-traditionellen Studierenden,
Migranten etc. finden sich in den universitären Leitbildern nicht,
bei denen der Fachhochschulen immerhin vereinzelt (8%).

"Hochschulen formulieren typischerweise einseitig, was sie
anzubieten haben. Ihnen fehlt aber sichtbar das Gespür dafür, sich
den Anliegen gegenüber verpflichtet zu fühlen, die von außen an sie
heran getragen werden. Das ist angebotsorientiertes
Einbahnstraßendenken", sagt Meyer-Guckel. "Liest man ein Leitbild,
kennt man alle." In ihrer weitgehenden Einheitlichkeit seien die
Leitbilder Manifestationen innerhochschulischer Konsensprozesse und
Dokumente der mangelnden Differenzierung des deutschen
Hochschulwesens, so Meyer-Guckel. Dabei wäre eine horizontale
Differenzierung der Hochschullandschaft geboten. "Langfristig werden
die Konkurrenz um Studienbewerber und der Wettbewerb um immer
knappere staatliche Ressourcen jede Hochschule zur Schaffung eines
individuellen Profils treiben", meint Meyer-Guckel.

Originaltext: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/18931
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_18931.rss2

Fachkontakt:
Dr. Volker Meyer-Guckel
Telefon (030) 322 982 500
E-Mail: volker.guckel@stifterverband.de

Pressekontakt:
Michael Sonnabend
Telefon (0201) 8401 181
E-Mail: michael.sonnabend@stifterverband.de
www.stifterverband.de


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