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Zuckersucht ist ein Ernährungsmärchen! / Wissenschaftliche Auswertung von 160 Studien findet keine Bestätigung für Hypothesen (mit Bild)

Geschrieben am 24-08-2010

Bonn (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Die Hypothese, Zucker könne süchtig machen, hält einer
wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Professor David Benton
von der Swansea Universität in Großbritannien nahm alle gängigen
Hypothesen und davon abgeleitete Vermutungen unter die Lupe. Er
wertete 160 Studien aus und fand keinerlei Bestätigung. Damit wird
die vermeintlich existierende Zuckersucht ins Reich der
Ernährungsmärchen verwiesen.

Die Hypothese, Zucker könne auch Menschen körperlich abhängig
machen, entstammt Versuchen an Ratten. Diesen hatten Forscher zwölf
Stunden lang kein Futter gegeben und anschließend Laborfutter sowie
wahlweise eine Zuckerlösung in unbegrenzter Menge angeboten. Nach
einem Monat zeigten die Tiere Anzeichen einer Sucht. Sie nahmen beim
ersten Angebot von Nahrung große Mengen an Zucker auf, was als
"Fressanfall" eingeordnet wurde. Spezielle Medikamente, die bei
Drogensüchtigen Entzugserscheinungen auslösen, wirkten auch bei den
Tieren entsprechend. Die Wissenschaftler folgerten daraus, dass diese
Beobachtungen an den Tieren auch Rückschlüsse auf den Menschen,
zumindest auf Übergewichtige und Patienten mit einer sogenannten
Binge Eating Disorder (einer Essstörung mit periodischen
Heißhungeranfällen), zuließen.(1)

Professor David Benton wollte dies genau wissen und überprüfte
eine Vielzahl an Studien, um herauszufinden, ob die Hypothese und
daraus abgeleitete Vermutungen durch Forschungsergebnisse am Menschen
gestützt werden.(2,3) Sein Fazit: "Keine der auf Grundlage des
Tiermodells aufgestellten Hypothesen hinsichtlich einer Zuckersucht
bestätigt sich für den Menschen."

Die wissenschaftliche Überprüfung förderte u. a. Folgendes zutage:

Drogenmissbrauch und alle "natürlichen Belohnungen" führen im
Gehirn zur Ausschüttung von Dopamin, aber die Reaktionsmuster
unterscheiden sich

Messungen bei den Tieren hatten gezeigt, dass nach der
Zuckeraufnahme im Gehirn der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet wird,
was auch nach Drogenkonsum der Fall ist. Professor Benton zeigt auf,
dass nicht nur nach dem Verzehr von etwas Schmackhaftem wie Zucker,
sondern in Folge aller "natürlichen Belohnungen" - dazu zählen
angenehme Erlebnisse beim Musikhören, bei der Erwartung eines
Gewinns, beim Anschauen eines freundlichen oder attraktiven Gesichts,
beim Verliebt sein - eine Dopaminausschüttung messbar ist. Darüber
hinaus gibt es wesentliche Unterschiede zwischen dem Reaktionsmuster
des Gehirns auf Drogen und dem auf "natürliche Belohnungen". Allein
die Messung einer Ausschüttung des Botenstoffs reicht also nicht aus,
um Gemeinsamkeiten nachzuweisen.

Viele Lebensmittel können starkes Verlangen auslösen - nicht nur
süße Gesetzt den Fall, es gäbe eine körperliche Abhängigkeit von
Zucker, müsste es, wie bei Drogen, ein starkes Verlangen nach Zucker
geben. Studien zeigen aber, dass viele Lebensmittel bei Menschen
Verlangen auslösen - nicht nur süße, sondern auch pikante wie
Hamburger, Würstchen und Brathähnchen.

Nach Abstinenz - z. B. nach Diäten - treten seltener
Heißhungerattacken auf, was laut der Sucht-Hypothese genau umgekehrt
sein müsste

Typisch für eine Drogensucht ist, dass es nach Phasen der
Abstinenz zu heftigem Verlangen und damit oft zu Rückfällen kommt.
Nach der Sucht-Hypothese müssten sich also nach Diätphasen mit
Verzicht auf Essen Heißhungerattacken verstärken. Mehrere von
Professor Benton ausgewertete Studien zeigen aber genau das
Gegenteil: Nach einer Diätphase reduzieren sich Heißhungerattacken
auf ein geringes Maß. Und es zeigt sich, dass starkes Verlangen nach
Lebensmitteln eher mit Langeweile, Angstgefühlen und Verstimmung
verbunden ist als damit, ein Lebensmittel schon länger nicht mehr
gegessen zu haben.

Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Energie aus Zucker ist
nicht mit Übergewicht assoziiert

Wenn eine Sucht nach Zucker ein bestimmender Faktor für das
Körpergewicht wäre, müsste es eine Verbindung zwischen dem
Zuckerverzehr und dem Übergewicht geben. Viele Studien zeigen auch
hier das Gegenteil: Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Energie
aus Zucker geht mit einem niedrigeren Körpergewicht einher.

Patienten mit Binge Eating Disorder erleben nach einer Diätphase
weniger Essanfälle statt mehr, und Medikamente, die bei
Drogensüchtigen Entzugserscheinungen hervorrufen, sind wirkungslos
Auch bei Patienten, die an einer Binge Eating Disorder leiden, lässt
sich keine der Hypothesen, die bei ihnen eine Verbindung zu einer
Zuckersucht vermuten, bestätigen: Nach einer Diätphase reduzieren
sich auch bei diesen Menschen die Essanfälle anstatt anzusteigen.
Selbst die Einnahme spezieller Medikamente, die bei Drogensüchtigen
Entzugserscheinungen auslösen, bleibt bei Patienten mit dieser
Essstörung ohne Folgen, d. h. Entzugserscheinungen in Form von
Essanfällen gibt es nicht.

Aufgrund seiner Überprüfung mahnt Professor David Benton zur
Vorsicht bei der Übertragung von Ergebnissen aus dem Tiermodell auf
den Menschen und vor voreiligen Schlüssen. Tierversuche könnten
lediglich dazu dienen, Hypothesen zu entwickeln, die aber in jedem
einzelnen Fall anhand von Erkenntnissen aus Humanstudien überprüft
werden müssten.

Literaturverzeichnis

(1) Avena N. M., Rada P., Hoebel B. G. (2008): Evidence for sugar
addiction: Behavioral and neurochemical effects of intermittent,
excessive sugar intake. Neurosc Biobehav Rev 32: 20-39

(2) Benton, D. (2010): The plausibility of sugar addiction and its
role in obesity and eating disorders. Clinical Nutrition 29: 288-303

(3) Benton D. (2010): Macht Zucker süchtig? Keine der vom Tiermodell
abgeleiteten Hypothesen lässt sich für den Menschen bestätigen. In:
Moderne Ernährung heute. Wissenschaftlicher Pressedienst 3/2010,
Matissek R. (Hrsg.), Lebensmittelchemisches Institut (LCI) des
Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie, Köln URL:
http://www.suessefacts.de/wissenschaft/wpd_moderne_ernaehrung/

Originaltext: Bundesverband der deutschen Süßwarenindustrie (BDSI)
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/35730
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_35730.rss2

Pressekontakt:
Ansprechpartner: Iris Löhlein/Sascha Tischer, Tel.: 069/96 36 52-11,
info@relations.de


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