Börsen-Zeitung: Politikum Bilanzierung, Kommentar von Sabine Wadewitz zum deutschen Standardsetzer für Bilanzierung, dem vor einer Zerreißprobe stehenden Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee
Geschrieben am 15-06-2010 |
Frankfurt (ots) - Der deutsche Standardsetzer für Bilanzierung
steht vor der Zerreißprobe. Große Unternehmen drohen dem
privatwirtschaftlich organisierten Deutschen Rechnungslegungs
Standards Committee (DRSC) den Geldhahn zuzudrehen. Die Finanzierung
dürfte ein vorgeschobenes Thema sein, geht es doch um eine Lücke von
weniger als 1 Mill. Euro. Dem Gremium fehlt es inhaltlich an Rückhalt
in Industrie und Finanzwirtschaft, und zur Debatte steht nichts
Geringeres als eine grundlegende Neuausrichtung oder gar Auflösung -
wobei die internationalen Konsequenzen nicht zu unterschätzen sind.
Das DRSC hatte seit der Gründung 1998 einen schweren Stand. Zwar
ging es der Privatwirtschaft vor allem um die Etablierung eines
Gremiums, das eine einheitliche deutsche Position zur Rechungslegung
erarbeitet und diese international vertritt. Gleichzeitig sollte das
DRSC Berater der Regierung sein und eigene Standards für die
Konzernrechnungslegung entwickeln. Da börsennotierte Unternehmen
inzwischen im Konzernabschluss auf die internationalen Standards IFRS
verpflichtet sind, haben die nicht kapitalmarktorientierten Firmen,
die nach dem Handelsgesetzbuch bilanzieren, verständlicherweise keine
Neigung, das DRSC zu finanzieren - zumal die
Bilanzrechtsmodernisierung Sache des Gesetzgebers ist.
In dieser ungesunden Konstruktion hat sich das DRSC zunehmend
internationalen Aufgaben gewidmet, sich erfolgreich vernetzt und die
nötige Anerkennung gewonnen. Die deutsche Stimme in der
Rechnungslegung ist die Institution indes nicht geworden, es herrscht
Polyphonie. Das DRSC sei nicht der Vertreter deutscher Interessen,
sondern verlängerter Arm des internationalen Standardsetzers IASB, so
die Kritik der abtrünnigen Gegenspieler.
Die Verbände waren einst bewusst nicht als DRSC-Mitglieder
zugelassen worden, um die Fahne der Unabhängigkeit hochzuhalten. Doch
Bilanzierung ist zum Politikum geworden, das hat auch der
internationale Standardsetzer IASB leidvoll erfahren müssen. Hier
wird sich das DRSC bewegen müssen, ohne ein Fähnchen im Wind zu
werden - dann wäre das internationale Ansehen gefährdet. Es ist zu
hoffen, dass die Neupositionierung zur Stärkung des Gremiums führt.
Fatal wäre es, wenn Deutschland keinen nationalen Standardsetzer mehr
aufzuweisen hätte.
(Börsen-Zeitung, 16.6.2010)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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