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Börsen-Zeitung: Hohe Nervosität, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 28-05-2010

Frankfurt (ots) - Der Dax hat die beendete Börsenwoche zwar mit
einem leichten Aufschlag im Vergleich zum Freitag der Vorwoche
absolviert. Dennoch präsentieren sich die Märkte aktuell in einer
nicht sehr erfreulichen Verfassung: Es herrscht eine enorme
Nervosität vor. Dies ist beispielsweise daran ablesbar, dass der Euro
gegenüber dem Greenback unlängst auf den niedrigsten Stand seit vier
Jahren gefallen ist. Zum Yen markierte die Gemeinschaftswährung sogar
den niedrigsten Stand seit 2001. Beunruhigend ist auch, dass führende
Indizes für den Credit-Markt wieder auf das Niveau von vor der
Verabschiedung des Rettungspakets für den Euro gestiegen sind. Und am
Bondmarkt hält die Flucht in Qualität unvermindert an: Die Renditen
zwei-, fünf- und zehnjähriger Bundesanleihen sind zeitweise auf
Rekordtiefs gesunken.

Die Marktteilnehmer machen sich derzeit in zweierlei Hinsicht
Sorgen. Die Schieflage der spanischen Sparkasse Cajasur hat
schwerwiegende Probleme des spanischen Bankensystems aufgedeckt.
Damit rückt neben Griechenland jetzt verstärkt wieder Spanien in den
Fokus, wobei nach wie vor gilt, dass eine Rettungsaktion der
Europäischen Union (EU) für Spanien eine ganz andere Dimension hätte
als das Griechenland-Paket. Wie die Ökonomen der Citigroup schreiben,
hängt das Schicksal des spanischen Bankensektors in einem hohen Maß
von der weiteren Entwicklung des angeschlagenen spanischen
Immobilienmarktes ab. In dieser Hinsicht sehen die Experten relativ
schwarz: Die Korrektur der spanischen Häuserpreise sei erst zur
Hälfte erfolgt. Dies sowie der anhaltende Rückgang der Bauaktivitäten
berge signifikante Risiken für die Bilanzen der iberischen Banken und
in der Folge auch für das Credit-Risiko spanischer Staatsanleihen. Da
passt es ins Bild, dass die Ratingagentur Fitch Spanien am
Freitagabend von "AAA" auf "AA+" zurückgestuft hat.

Angst vor "Double-Dip"

Es gibt noch einen weiteren, neuen Problemkreis: An den Märkten
ist man sich zunehmend darüber im Klaren, dass die Krise des Euro und
vor allem die getroffenen Gegenmaßnahmen der Staaten die Konjunktur
deutlich abbremsen könnten. Inzwischen wird sogar wieder das Szenario
einer "Double-Dip"-Rezession diskutiert. Die EU-Staaten wollen
zusammen rund 400 Mrd. Euro in ihren Budgets einsparen. Auf der einen
Seite ist dies notwendig, um das durch die Rettungspakete für den
Bankensektor im Rahmen der Finanzkrise verloren gegangene
haushaltspolitische Gleichgewicht wieder herzustellen - was eine
Voraussetzung für den langfristigen Bestand der Gemeinschaftswährung
ist. Auf der anderen Seite lässt dieser Betrag nicht nur einigen
Marktakteuren angst und bange werden: So sah sich der amerikanische
Finanzminister Timothy Geithner veranlasst, seinen Amtskollegen
Wolfgang Schäuble bei einem Besuch in Berlin zu ermahnen, es komme
auf ein ausgewogenes Verhältnis von Defizitreduzierung einerseits und
Stärkung der Kräfte für Wachstum und Beschäftigung andererseits an.
Dass Geithner damit in Berlin ein offenes Ohr findet, darf bezweifelt
werden.

Euro unter Druck

Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass der Druck auf den
Euro, der in den vergangenen Tagen etwas nachgelassen hat, wieder
zunehmen wird. Zwar haben Chefvolkswirte deutscher Banken sowie
Leiter von volkswirtschaftlichen Forschungsinstituten gemäß einer
Umfrage der Börsen-Zeitung den fairen Wert der Gemeinschaftswährung
im Schnitt auf 1,20 Dollar taxiert. Letztlich erwarten aber viele
Marktteilnehmer, dass der Euro noch deutlich unter diese Marke fallen
wird und zumindest zeitweise die Parität zum Greenback ins Auge
fassen dürfte - zeitweise deshalb, weil irgendwann an den Märkten die
Erkenntnis reifen sollte, dass die US-Staatsfinanzen kaum besser
aussehen als die europäischen.

Da mit einem fallenden Euro die am europäischen Aktienmarkt
erzielten Renditen von Investoren aus Übersee zurückgehen, wird sich
bei den Dividendentiteln aus der Alten Welt die Korrektur vermutlich
noch eine Weile fortsetzen - auch wenn die aktuellen Konjunkturdaten
nicht nach einem Rückfall in die Rezession aussehen. Anleger sollten
jedenfalls an der Seitenlinie abwarten, bis die allgemeine Nervosität
nachgelassen hat.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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