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Frankfurter Neue Presse: Frankfurter Neue Presse zur Übernahme der britischen Arriva durch die Deutsche Bahn AG

Geschrieben am 22-04-2010

Frankfurt am Main (ots) - Global Player statt Daseinsvorsorge

Was die Deutsche Bahn AG gerade in den vergangenen Monaten ihren
Kunden in Deutschland zugemutet hat, ist allerhand. Entsprechend
schwierig dürfte es Bahn-Chef Grube nun fallen, ihnen die gestern
verkündete Milliarden-Übernahme im Ausland zu vermitteln. Zumal sie
als Steuerzahler über die staatliche Subventionierung des
Schienennetzes und des Nahverkehrs die Bahn AG indirekt
mitfinanzieren.

Was bringt uns der Kauf der britischen Arriva? werden sich die
hiesigen Kunden fragen. Die Antwort kann nur lauten: Nicht viel. Da
nun auch der Schienenfernverkehr in der EU liberalisiert ist, könnten
Bundesbürger irgendwann mit der Deutschen Bahn auf der Schiene die
komplette Reisekette von Deutschland bis nach Italien, Spanien oder
Portugal buchen - angefangen beim ICE über den Nahverkehrszug bis hin
zum Bus. Angesichts des Erfolgs der Billigflieger in Europa, dürfte
sich aber die Zahl derer, die Europa auf der Schiene durchqueren
wollen, in Grenzen halten.

Und dass der deutsche Verkehrskoloss dank steigender
Auslandsgewinne bald auf die staatlichen Subventionen verzichten
könnte, ist auch nicht absehbar. Das hatte selbst Grubes Vorgänger
Hartmut Mehdorn ausgeschlossen, dessen Expansionsdoktrin die neue
Bahn-Führung weiter verfolgt. Und da der Schuldenberg der Bahn mit
der knapp 2,8 Milliarden-Euro-schweren Übernahme nun noch größer
wird, rückt eine Entlastung des Steuerzahlers in weitere Ferne.

Stattdessen könnte die fortschreitende Konsolidierung auf dem
europäischen Verkehrsmarkt dem Verbraucher sogar schaden. Zum einen,
weil Wettbewerb verloren geht: Die deutschen Arriva-Töchter wird die
Bahn zwar verkaufen müssen. Zu bedenken ist allerdings, dass es
Arriva hierzulande mit viel Geschick gelungen ist, der Bahn AG stetig
Marktanteile im Nahverkehr abzujagen. Ob der künftige Eigentümer auch
so erfolgreich sein wird, ist offen. Zum anderen, weil das Geld, dass
der Staatskonzern für Arriva aufwendet, für dringend benötigte
Investitionen im Heimatland fehlt.

Aber die Frage nach dem Kunden-Nutzen der teuersten Übernahme der
Bahn-AG-Geschichte hat bei der Entscheidung des Vorstands und
Aufsichtsrats keine Rolle gespielt. Grube hat zwar immer betont, dass
er sich auf das Brot- und Buttergeschäft zu Hause konzentrieren
wolle. Einer ausländischen Sahne-Schnitte wie Arriva konnten
allerdings weder Grube noch Bundesverkehrsminister Ramsauer
widerstehen. Schließlich sehen beide die Bahn AG weniger als Teil der
Daseinsvorsorge denn als Global Player, der in einigen Jahren zu den
vier, fünf in Europa verbliebenen Großanbietern gehören soll.

Auf dem Weg dorthin erscheint die Arriva aufgrund ihrer breiten
Präsenz und Profitabilität tatsächlich eine gute Wahl zu sein -
gemessen an vergleichbaren Deals geht auch der Preis in Ordnung. Mit
dem Zukauf kann Grube nicht nur die Einbußen, die er durch den
hiesigen Wettbewerb im Nahverkehr erleidet, mehr als ausgleichen. Im
Kampf um die Vorherrschaft hält er auch die französische SNCF auf
Distanz. Und laufen die Arriva-Geschäfte weiter gut, taugen sie auch
als Teil einer Börsen-Story, an der Grube sicherlich schon bastelt.

Originaltext: Frankfurter Neue Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/45990
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_45990.rss2

Pressekontakt:
Frankfurter Neue Presse
Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407


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