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Mut zu Vertrauen, Gerechtigkeit und Solidarität Weihnachtsbotschaft der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann

Geschrieben am 24-12-2009

Hannover (ots) -

Sperrfrist: 24.12.2009 00:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Alles ist gut. Es ist Weihnachten. Spätestens am Heiligen Abend,
so wünschen sich viele Menschen, sollen die Mühen unserer Welt
aufgehoben sein.
Aber leider ist nicht alles gut. Erinnern wir uns an das vergangene
Wochenende. Das kann nicht schöngeredet werden: Der Klimagipfel in
Kopenhagen ist gescheitert. Gescheitert an mangelndem Mut, an
mangelnder Entschlossenheit und am Egoismus vieler. Das ist nicht nur
blamabel, sondern dramatisch. Denn nur durch eine internationale
gemeinsame Strategie zur Eindämmung des CO2-Ausstoßes kann die
Klimaerwärmung gestoppt werden. Und nur so können wir den Planeten
Erde bewahren für nachwachsende Generationen.
Nichts ist gut in Sachen Klima, wenn weiter die Gesinnung
vorherrscht: Nach uns die Sintflut!
Aber auch im sozialen Bereich sehen wir in Deutschland
besorgniserregende Entwicklungen, vor allem bei der Kinderarmut. Das
Armutsriko von Kindern unter 15 Jahren ist in den vergangenen Jahren
überproportional angestiegen. Diese Kinderarmut äußert sich zuweilen
auf subtile Weise. Kürzlich erzählte mir eine Mutter, dass die Klasse
ihres 15-jährigen Sohnes einen Ausflug ins Ausland gemacht habe. Sie
konnte das erforderliche Geld nicht aufbringen. Die Klasse wollte ihn
unbedingt dabeihaben und alle haben sich bemüht, das notwendige Geld
aufzutreiben. Aber der Sohn wollte nicht mitfahren, weil er sich zu
sehr geschämt hat, dass andere für ihn bezahlen. Selbst als der
Lehrer anrief, ließ sich ihr Sohn nicht umstimmen. Er blieb als
Einziger zuhause.
Nichts ist gut, wenn es in einer Gemeinschaft so schwer, so
beschämend ist, Hilfe anzunehmen.
Ganz anders als dieser Fall, aber auf verschlungene Weise damit
verwandt ist der einsame Suizid von Nationaltorwart Robert Enke. Es
ist traurig, dass er Angst hatte, seine Depression offiziell
behandeln zu lassen. Aber machen wir uns nichts vor: Wenn seine
Krankheit öffentlich bekannt geworden wäre, hätte er kaum weiter
Nationaltorwart bleiben können. Dass sein Tod so viele Menschen
berührt hat liegt wohl auch daran, dass Robert Enke stellvertretend
für die Ängste vieler steht. Sie wurden an die Abgründe der eigenen
Angst erinnert. Der Angst nämlich, nicht mehr mitzuhalten und nicht
mehr eine Fassade von Größe, Schönheit und Stärke aufrechtzuerhalten.
Nichts ist gut, wenn bei uns durchgängig eine Atmosphäre der
Gnadenlosigkeit herrscht und alle immer stark sein müssen - wie
unmenschlich!
Dürfen wir uns in einer solchen Welt auf Weihnachten freuen? Aber ja!
Denn die Weihnachtsfreude blendet Leid und Kummer in der Welt nicht
aus. Im Stall von Bethlehem, von dem Lukas berichtet, war wahrhaftig
nicht alles gut. Jesus wurde in Armut geboren. Der Vater ahnt, dass
eine Flucht bevor steht, die junge Mutter ist allein in der Fremde.
Den Hirten, wohl Tagelöhner, sagt der Engel: "Fürchtet euch nicht,
siehe, ich verkündige euch eine große Freude." Und dann singen die
Engel: "Ehre sei Gott in der Höhe und den Menschen ein Wohlgefallen
und Friede auf Erden." Das ist ein Kontrastprogramm - hier die
Verzagtheit, der Kummer, da die Verheißung.
Christinnen und Christen glauben, dass in dem Kind in der Krippe Gott
selbst Mensch wurde - mit Haut und Haaren, mit Freud und Leid.
Weihnachten sagt: Gott ist kein einsamer Himmelsherrscher, sondern
mitten unter uns wie ein Freund oder eine Schwester, wie ein Mensch,
der etwas weiß von den Höhen und Tiefen des Lebens, von Glück, aber
auch von Ängsten und Sorgen. Dieser Glauben macht uns so froh, dass
wir davon "singen und sagen" wollen, wie es Martin Luther in seinem
bekannten Weihnachtslied ausdrückt. Dieser Glaube führt gewiss nicht
dazu, dass alle Mühen und Ängste und Fragen unserer Welt aufgehoben
sind. Aber die Weihnachtsbotschaft kann diese Welt mit ihren vielen
Sorgen verwandeln. Sie kann uns Mut machen, dass wir auf die Märkte
und Straßen dieser Welt gehen, um dort für Vertrauen, Gerechtigkeit
und Solidarität zu streiten.
Ja, es ist längst nicht alles gut auf unserer Welt. Aber wenn wir die
Weihnachtsbotschaft ernst nehmen, dass Gott zu uns kommt, können wir
mit gutem Grund hoffen. Gegen alle Widrigkeiten und allen
Pragmatismus können wir uns unerschrocken und unverzagt dafür
einsetzen, dass unsere Welt sich verändert zu mehr Gerechtigkeit und
Frieden. Bis eines Tages Gottes zukünftige Welt kommt, in der alle
Tränen abgewischt sind. Dazu macht uns die Weihnachtsbotschaft der
Engel vom Frieden auf Erden Mut.

Hannover, 23. Dezember 2009

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick/Silke Römhild

Originaltext: EKD Evangelische Kirche in Deutschland
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55310
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55310.rss2

Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: reinhard.mawick@ekd.de


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